Battle Royale
Japan 2001,
105-143min (je nach Version)
Regie:
Kinji Fukasaku
Der Stoff verspricht eine kompromisslose japanische Variation des Herr der Fliegen Themas. Klar das dieser Film bei einem so heiklen Thema und der teils recht blutigen Umsetzung in Deutschland nur in einer arg kastrierten Form das *strafrechtlich unbedenklich* Siegel erhielt. Auch wenn ich diese schlimm geschnittene Fassung in den deutschen Videotheken nicht kenne, so dürfte aber auch diese noch empfehlenswert sein. Battle Royale ist nämlich trotz vieler Schwächen ein Werk, das man gesehen haben sollte.
Im Japan in einer nicht näher definierten Zukunft hat
die Jugendkriminalität nicht mehr tolerierbare Ausmasse angenommen. Als
Abschreckung wurde nun die Battle Royale ins Leben gerufen: Eine zufällig
ausgewählte Schulklasse wird auf eine abgelegene Insel ohne Fluchtmöglichkeit
verfrachtet und muß dort ihren Überlebenswillen unter Beweis stellen. 3 Tage
dauert dieses Spektakel und am Ende darf nur einer überlebt haben…sind es
mehr sterben alle. Um das Spiel anzuheizen, haben die Schüler Halsbänder, die
bei Ungehorsam oder zu langem Verweilen in der falschen Zone in die Luft
gesprengt werden können. Zusätzlich verweilt unter ihnen der Gewinner einer
vergangenen Battle Royale und ein Psychopath, der sich freiwillig gemeldet hat.
Jeder muß sich entscheiden, ob er einfach nur davonläuft oder selbst die
Initiative ergreift…
Battle Royale hätte eine grandiose moderne Hardcorevariante vom Herr der Fliegen werden können... leider gelingt ihm dies nur teilweise. Um voll zu überzeugen und auch als Utopie zu funktionieren, hätte man viel mehr auf die Psyche der Schüler eingehen müssen. Das sich zwei Gruppen herauskristallisieren ...die Jäger und die Gejagten ist einfach zu wenig... z.B. wurde der erste *Mord* des Hauptdarstellers zu schnell abgehandelt und man ist nicht in die Tiefe gegangen. Selbst die Splatterszenen hätte man besser einsetzen können... um nicht einfach nur selbstzweckhaft anzumuten, machen sie nur Sinn, wenn sie die Verrohung der Schüler verdeutlichen. Wie z.B. am Ende von 28 Days later als der Hauptdarsteller auf seine Urinstinkte reduziert wird, als es ums nackte Überleben geht. Allgemein haben einige zu arg überdrehte Szenen und das teilweise unglaubliche Overacting einiger Schüler (insbesondere der Hauptdarsteller und das verrückte Mädchen waren mies) verhindert, das ich diesen sehr guten Film als Meisterwerk einstufen würde.
Vom gesamten Cast haben mich eigentlich nur Takeshi Kitano und der alte Gewinner
überzeugt. Schade war auch das dieser vom Ansatz her anspruchsvolle Film
teilweise in Fun-Splatter abgeglitten ist....(vielleicht empfand ich es auch nur
als unfreiwillig komisch). Das ist nicht gerade förderlich für eine düstere,
bedrückende Atmosphäre. In einem asiatischen Film gehört es aber anscheinend
in allen Punkten dazu extrem *over the top* zu agieren - nicht nur seitens der
Darsteller. Mir ist da immer noch der Satz von John Woo in Erinnerung, der sich
darüber beschwerte das Cage und Travolta in Face Off nicht genügend aus sich
herausgingen
....dabei ist die Mimik der Beiden in besagtem Film schon
haarscharf an der Grenze zur Clownerie.
Batte Royale hat für mich dann am besten funktioniert, wenn man mal vom lauten
comichaften Spektakel Abstand genommen hat... vor allem die mit klassischer
Musik untermalten Kamerafahrten zwischendurch waren wirklich stil- und
wirkungsvoll …vor allem als
Gegenstück zum sonstigen Geschehen betrachtet. Unterm Strich verhärtet der
Film meine Meinung, das es schade ist das gerade aus Asien so viele gute Ideen
kommen und im Gegensatz zu den Staaten dort auch noch der Mut vorhanden ist
diese auch kompromisslos umzusetzen. Die landestypschen Eigenarten dieser Filme
hinterlassen bei mir leider immer den Eindruck: *Hätte man noch viel mehr draus
machen können*
Wertung: (8/10)
Verfasser: evildead
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Titelbild und Filmausschnitt © 2001 Kinowelt