Garfield
(Garfield - The Movie)
USA
2004, 85 Min.
Gleich vorweg: Ich bin ein riesiger Garfield-Fan... schon seit meiner Kindheit. Irgendwelche Superhelden-Comics konnten mich noch nie begeistern, und von Disney fand ich eigentlich auch nur die Lustigen Taschenbücher meines knappen Taschengeldes wert. Doch Garfield war schon immer die große Ausnahme. Die Comics sind oft witzig, manchmal nachdenklich, und durchwegs einfallsreich. Das Schöne ist aber, dass die Comics sowohl jung als auch alt zu unterhalten vermögen, da es neben dem typischen Comic-"Slapstick"-Humor auch sehr viel zynisch-satirischen Wortwitz gibt. Ich besitze alle 34 im deutschsprachigen Raum vom Krüger Verlag veröffentlichten Garfield-Bücher, und habe erst vor kurzem die nachfolgenden Bücher 35-40 im englischen Original bestellt. Sogar ein paar Folgen der Hörspielkassetten nenne ich mein eigen. Kurz und gut: Ich bin eigentlich genau die Zielgruppe des Films... sollte man meinen.
Ich muss gestehen, obwohl ich so ein großer Fan von Garfield bin, war ich was seinen ersten Auftritt auf der Leinwand betrifft schon seit den ersten Ankündigungen skeptisch. Ein Realfilm mit einem CGI-Garfield, das weckte schreckliche Erinnerungen an "Scooby-Doo" und andere derartige Versuche. Und als dann schließlich bekannt wurde, dass NUR Garfield am Computer generiert und Odie, Nermal, Arlene und Co. von richtigen Tieren dargestellt werden, übertrafen meine Bedenken endgültig meine Hoffnungen, was diese Produktion betrifft. Nun, ich muss gestehen, ich habe mich geirrt. Es gibt vieles, was man an "Garfield" kritisieren kann, aber sowohl seine Animation als auch das Zusammenspiel mit seiner Umwelt sind erstaunlich gut gelungen. Ein Teil von mir wünscht sich zwar immer noch, man hätte auch die anderen Tiere animiert, doch so störend, wie ich es befürchtet hatte, ist dies gar nicht. Im Gegenteil, in gewisser Weise wird dadurch Garfield's Einzigartigkeit noch stärker herausgearbeitet. Was ich mir jedoch gewünscht hätte, wäre eine etwas sorgfältigere Auswahl der Tiere gewesen. Nermal war in den Comics immer ein süßes Kätzchen, und ist im Film ein Kater, der bei einem Schönheitswettbewerb selbst gegen etwas korpulentere Konkurrenz wie Garfield niemals eine Chance hätte. Und auch für Arlene hätte sich ja wohl eine dem Comic-Vorbild etwas ähnlichere Katze finden lassen können. Doch ich will mal nicht kleinlich sein, denn sonderlich störend sind diese Änderungen auch nicht unbedingt. Und das eigentliche Problem des Films liegt ohnehin ganz wo anders...
Doch zuerst bleiben wir bei den positiven Aspekten: Hier ist die oben bereits erwähnte Animation zu nennen. Natürlich kommt es hin und wieder vor, dass Jon und Co. ein bisschen ins Leere zu greifen scheinen, doch diese Schnitzer sind definitiv die Ausnahme, fallen kaum auf, und sind daher zu vernachlässigen. Wenn man bedenkt, was man alles im Laufe der letzten Jahre schon an schlechten CGI-Figuren ertragen musste ("Michse sein Jar Jar-Binks"-irgendwer?) ist es doch erfreulich zu sehen, dass man es mittlerweile versteht, nicht nur tragische Figuren wie Gollum im Computer entstehen zu lassen, sondern auch mal eine WIRKLICH witzige (und zwar gewollt!) Performance aus einer Computer-Kreation zustande zu bringen. Auch das Design von Garfield kann überzeugen - hier ist den Machern wirklich genau die richtige Kombination zwischen realistischem Aussehen und der Treue zur Comic-Figur gelungen. Garfield hat, auch im Kino, einen ganz eigenen und unverwechselbaren Look. Ebenfalls zu erwähnen bei den positiven Aspekten: Breckin Meyer, der als Jon durchaus überzeugen kann, und auch Jennifer Love-Hewitt's Performance ist durchaus zu loben.
Wohlgemerkt: Ich spreche von ihrer Performance... denn die Figur an sich ist leider nicht wiederzuerkennen. Im Gegensatz zu den Comics, wo Jon's erfolglose Versuche, bei der hübschen Tierärztin zu landen, regelmäßig für Lacher sorgen konnten, bekommen wir hier eine 08/15-Romanze serviert. Sehr enttäuschend. Überhaupt verhalten sich weder Liz noch Jon so, wie man das aus den Comics gewohnt ist. Letzterer ist in den Comics eigentlich ein ziemlicher Loser mit schrecklichem Modegeschmack und wenig Glück bei den Frauen... der Jon aus dem Film ist hingegen ein ziemlicher "Normalo", auf den noch dazu die gute Liz schon seit der High School steht. Und dann läuft die Romanze auch noch so völlig problemlos und nach dem Standardschema ab... ja nicht mal ein "Küss sie, du Dödel" (oder ähnliches) hat man Garfield gegönnt. Auch Nermal, Arlene und Co. sehen, wie schon erwähnt, ihren Comic-Ebenbildern leider nicht im geringsten ähnlich. Generell fehlen einfach (zu) viele witzige Elemente aus den Comics. Gut, dass man 25 Jahre Comic-Geschichte nicht in einen 90-minütigen Film packen kann, ist mir schon klar. Dass man außerdem nicht einfach NUR die alten Gags aufwärmen kann, auch... doch die eine oder andere Anspielung auf die Comics hätte man ja wohl wirklich noch einbauen können... schon allein der Fans willen, die Garfield nun schon jahrelang die Treue halten...
Doch dies sind eigentlich Kleinigkeiten im Vergleich dazu, was man aus dem Titelhelden gemacht hat... denn dessen Transformation auf die große Leinwand ist leider nur teilweise gelungen. Oh, der fette Garfield ist da, ja. Der freche Garfield auch, ohne Zweifel. Faul... da wird's schon schwieriger, es gibt zwar ein paar entsprechende Szenen, aber eigentlich ist er für einen faulen Kater überraschend aktiv... auch schon VOR der Rettungsaktion. Und das Philosophische hat man sich leider völlig geschenkt... wie überhaupt sämtliche genialen Anspielungen und den Wortwitz... also alles, was man als "nicht kindergerechten" Humor einstufen könnte (damit meine ich nicht schweinischen/schmutzigen Humor, sondern Humor, den Kinder einfach noch nicht begreifen können). Keine philosophischen Kommentare über Leben und/oder Zusammenleben von Garfield, Jon und Odie, vor allem schmerzt es aber dass man auch den für Garfield so typischen Zynismus ausgespart hat, der ein absolutes Markenzeichen seiner Figur darstellt. Zusammen mit diesen Charaktereigenschaften ging leider auch viel vom Witz, Reiz und Charme der Figur verloren... was bleibt, ist ein "halber", auf Kinder getrimmter Garfield, der just um jene Eigenschaften beraubt wurde, die ihn auch für Erwachsene interessant machen.
Womit wir beim Hauptproblem des Films wären: Er ist einfach viel zu sehr auf Kinder zugeschnitten, sowohl was den Humor generell als auch die ganze Handlung betrifft. Wo es die Comics verstanden haben, Leser aller Altersklassen anzusprechen, dürften Erwachsene in diesem Film verhältnismäßig wenig zum Lachen und Freuen finden - zu klischeehaft, voraussehbar und teilweise auch übertrieben sind Aufbau und Story des Films. Was mich aber vor allem erzürnt, ist die in Hollywoodfilmen für Kinder immer mehr um sich greifende Unart, in jedem Film unbedingt einen eindimensionalen Bösewicht servieren zu müssen. Der Film hätte prima klappen können, wenn sich Garfield einfach auf die Suche nach Odie gemacht und bei der Reise durch die Stadt das eine oder andere skurril-witzige Erlebnis gehabt hätte. Aber nein, die Macher waren offenbar der Ansicht, dass man allein damit die Kinder nicht bei Laune halten kann: Ein diabolisch-sadistischer Bösewicht mit Elektro-Halsband muss her, den die Kinder auch so richtig schön hassen können. Dies hat mir bereits beim ansonsten recht amüsanten "Kindergarten-Daddy" den Film verdorben, und auch hier nervt es einfach nur...
Zuletzt muss auch noch die Person an den Pranger gestellt werden, welche die glorreiche Idee hatte, Gottschalk als deutsche Stimme Garfields zu verpflichten. Im Gegensatz zu Otto, dem es bei "Ice Age" wirklich gelungen ist, seiner Figur Leben einzuhauchen, ihr eine ganz persönliche Note zu verleihen und damit den Film insgesamt aufzuwerten, ist Gottschalk meines Erachtens eine Fehlbesetzung. Denn dass es dem Garfield im Film an Zynismus mangelt, ist nicht nur ein Problem des Drehbuchs, sondern auch auf seine Performance zurückzuführen. Wo Bill Murray im Original durch seine gelangweilt-faul-frech-zynische Art zu überzeugen vermag und es schafft, Garfield zumindest teilweise die schmerzlich vermissten Charaktereigenschaften zurückzugeben, klingt Gottschalk's Garfield einfach wie... Gottschalk. Keine Eigenständigkeit, keine persönliche Note, kein Hauch von Witz, Ironie oder ähnlichem... lediglich den gelangweilten Ton trifft er hin und wieder (Zufall?). Jedenfalls eine katastrophale Entscheidung des Synchronstudios, bei der eine möglichst hohe Qualität der Lokalisierung einem reinen Publicity-Gag geopfert wurde...
Fazit: Garfield-Fans aus aller Welt werden sich nach diesem Film wohl fragen: Wo war Garfield? Wo war der frech-philosophisch-zynische Kater, den wir aus den Comics so ins Herz geschlossen haben? Tja... leider wurde er einer kindergerechten Variante geopfert... wodurch Garfield leider auch viele der Wesenszüge verloren hat, die seine Figur so unverwechselbar gemacht haben. Das Ergebnis ist ein Film, der sehr auf die Jüngsten unter uns zugeschnitten wurde, und dem es daher kaum gelingen dürfte, etwas ältere Semester für sich zu gewinnen. Für Garfield-Fans müsste man die Wertung eigentlich auf 3, maximal 4 Punkte beschränken, da gerade bei ihnen die Enttäuschung über diesen Leinwandauftritt groß sein dürfte. Für Kinder kann man die Wertung aber locker auf 7 Punkte anheben. Insgesamt und möglichst objektiv bewertet hat sich Garfield für diesen Film wohl 5 Lasagnen verdient. Was bleibt, ist die Erinnerung an ein paar wirklich witzige und gelungene Szenen... und die nüchterne Erkenntnis, das die Comics viel lustiger waren...
Wertung: (5/10)
Verfasser: cornholio
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Titelbild und Filmausschnitte © 2004 20th Century Fox