Impostor

USA 2002, 95 Min.

Regie: Gary Fleder

Die Kurzgeschichten und Erzählungen von Philip K. Dick dienen Hollywood schon lange als Inspirationsquelle. Zusammen mit Gary Sinise hat sich nun der bis dahin eher für Thriller bekannte Regisseur Gary Fleder ("Denn zum Küssen sind sie da", "Sag kein Wort") daran gemacht, eine von dessen besten Arbeiten, nämlich die Kurzgeschichte "Impostor", zu verfilmen. Anfangs nur ein Kurzfilm, hat das Ergebnis Dimension Films so gut gefallen, dass sie ihn beauftragt haben, einen kompletten Film daraus zu machen. Das Ergebnis ist zwar nicht perfekt, zählt für mich jedoch ohne jeden Zweifel zu den besten SF-Filmen der letzten Jahre... 

Seit einigen Jahrzehnten steckt die Menschheit dieser nicht allzu fernen Zukunft in einem Krieg mit den Wesen von Alpha Centauri. Spencer Olham (Gary Sinise) ist Wissenschaftler und arbeitet im Verteidigungsministerium an der Entwicklung einer neuen Waffe, welche die Wende bringen könnte. Doch eines Tages gerät sein geregeltes Leben völlig aus den Fugen: Er wird verhaftet und man wirft ihm vor, ein Verräter zu sein. Er sei nicht mehr Spencer Olham, sondern in Wirklichkeit ein Replikant der Centaurianer, der eine Bombe in sich trägt. Sobald er seinem Ziel, der Kanzlerin, zu nahe kommt, wird er explodieren. Leider ist die einzige Möglichkeit, diese Tatsache zu beweisen eine Obduktion - und da hat Spencer verständlicherweise etwas dagegen. Es gelingt ihm, aus dem Komplex zu fliehen. Nun setzt er alles daran, zu beweisen, dass er der richtige Spencer Olham ist und die Behörden sich irren...

An "Impostor" hatte ich durchaus einige Erwartungen, immerhin handelt es sich bei der zugrundeliegenden Kurzgeschichte meines Erachtens, wie bereits in der Einleitung erwähnt, um eine der besten von Philip K. Dick, jedoch zugleich auch einige Bedenken - immerhin ist die Vorlage wirklich sehr kurz und es wäre wohl schon schwer geworden, damit z.B. eine Outer Limits-Folge zu füllen. Insofern war klar, dass man die Geschichte für den Film erweitern würde - und genau das war der Unsicherheitsfaktor an dieser Verfilmung. Grundsätzlich hätte die Vorlage ja einiges an Potential geboten, immerhin wird dort nur kurz erwähnt, dass sich die Erde im Krieg befindet, ohne die näheren Auswirkungen zu zeigen. "Impostor" beschäftigt sich nun teilweise tatsächlich mit diesem Thema - jedoch sehr oberflächlich und eigentlich nur am Rande. Stattdessen wird die Lücke leider größtenteils durch Action, oder besser gesagt, eine Flucht bzw. Verfolgungsjagd gefüllt. Eben dies führt dazu, dass der Mittelteil weniger überzeugen kann, da er sehr an andere Filme, wie beispielsweise "Auf der Flucht" oder aufgrund des SF-Bezuges insbesondere "Minority Report", erinnert - er jedoch vom Budget her hinter letzterem natürlich deutlich zurücksteht. Generell ist dieser Mittelteil nicht unbedingt sonderlich packend. Vor allem nachdem man ihn erfolglos im Haus gesucht hat bis zur Ankunft in der Stadt zieht sich der Film leider teilweise doch etwas - wodurch "Impostor" in diesem Teil des Films leider doch etwas an Intensität verliert. Der Einstieg in die Handlung als auch das Ende sind dafür - vermutlich auch da sie sich sehr stark an der Vorlage orientieren - wirklich großartig gelungen.

Trotz des etwas schwächeren Mittelteils ist die größte Stärke von "Impostor" also eindeutig die Story. Die Inszenierung ist zwar soweit durchaus als gelungen zu betrachten und weiß mit einigen netten Bildern und Rückblenden zu gefallen, ist jedoch nicht sonderlich herausragend und nur leicht über dem durchschnittlichen B-Movie-Niveau anzusiedeln. Das verhältnismäßig geringe Budget zeigt sich insbesondere bei der Ausstattung, den Sets und den Effekten - wobei es beachtlich ist, wie durchaus realistisch, gelungen und kontinuierlich diese Vision unserer Zukunft angesichts des begrenzten Budgets geworden ist. Natürlich können die Effekte oftmals ihre Computerherkunft nicht verbergen und sind im Vergleich zu A-Filmen doch leicht unterdurchschnittlich, aber nichts davon wäre so schlimm, als das es einen aus der Illusion des Films reißen würde. Alles in allem könnte man Effekte, Ausstattung, Design etc. also als zweckmäßig, wenn auch nicht überragend, einstufen. Etwas kritischer sehe ich die hier vermittelte Vision unserer Zukunft. Zwar ist nichts daran wirklich schlecht, allerdings bietet "Impostor" nun mal leider nichts, was man nicht schon in unzähligen anderen Filmen gesehen hätte - eben diese typische, düstere, vom Krieg und einem totalitären Regime geprägte Zukunft. Rundum gelungen dafür die schauspielerischen Leistungen - wobei vor allem Gary Sinise in der Hauptrolle hervorzuheben ist, der meines Erachtens in diesem Film eine Glanzleistung vollbringt. Man merkt ihm richtig an, dass dies für ihn nicht nur ein weiterer Job war, ein Film von vielen - sondern dass ihm dieses Projekt wirklich sehr am Herzen lag. Schade nur, dass für diese höchst interessante Geschichte kein Top-Regisseur, wie z.B. ein Steven Spielberg, gewonnen werden konnte - der mit entsprechendem Budget wohl doch noch etwas mehr aus der interessanten Grundidee hätte herausholen können...

Zuletzt möchte ich noch darauf eingehen, wie gut "Impostor" als Verfilmung gelungen ist. Dabei werde ich sehr genau auf die Handlung eingehen, weshalb ich jenen, die den Film noch nicht gesehen haben, nur dringendst raten kann, zu meinem Fazit weiterzuspringen. Ja selbst denjenigen, welche bereits die zugrundeliegende Kurzgeschichte kennen würde ich empfehlen, erst nach der Sichtung des Films weiterzulesen, da selbst für diese die eine oder andere Überraschung eingebaut wurde. Damit nicht doch noch jemand versehentlich über allfällige Spoiler stolpert, wurden einzelne Worte im folgenden Absatz schwarz eingefärbt. Die entsprechenden ¬gekennzeichneten Bereiche¬ bitte markieren!

So... alle Unbefugten verschwunden? Dann kann ich ja jetzt in aller Ruhe auf ¬das Ende¬ eingehen. Verfilmungen von Geschichten, die ¬mit einem überraschenden Twist enden¬, haben nämlich immer ein Problem: Der Zuschauer weiß schon genau, was passieren wird. Wie also ihn noch überraschen und eine ähnliche Wirkung erzielen wie die literarische Vorlage? Und eben hier ist den Drehbuchautoren Scott Rosenberg, Caroline Case, Ehren Kruger (The Ring 1 & 2) sowie David Twohy (Regisseur von "Pitch Black" und "Riddick") wirklich ein Kunststück gelungen - sieht doch zuerst alles so aus, als hätte man das Ende wesentlich verändert und als wäre nun ¬Spencer's Frau¬ der Replikant. Eine Änderung, die mich ehrlich gesagt auch nicht weiter gestört hätte, im Gegenteil - man muss eben auch an jene denken, welche die Kurzgeschichte von Philip K. Dick schon gelesen haben, und die Wirkung dieser Wendung war auch nicht schwächer als jeder aus der Vorlage. Doch dann stellt sich doch tatsächlich heraus, dass uns die Macher auf den Arm genommen haben, als ¬die zweite Kapsel geöffnet wird¬. Damit ist es nicht nur gelungen, selbst jenen, welche die Vorlage schon kennen, eine ¬überraschende Wendung¬ zu liefern, sondern diese noch dazu selbst mit dem eigentlichen, bereits aus der Kurzgeschichte bekannten ¬Ende noch einmal zu überraschen¬, so dass dieses die selbe Wirkung entfaltet wie wenn man Philip K. Dicks Geschichte zum ersten Mal liest. Absolut großartig...

 

 

Fazit: Eine gute Verfilmung einer tollen Kurzgeschichte, die jedoch mit einem Starregisseur und entsprechendem Budget noch eine Spur besser hätte werden können. Außerdem ist aufgrund des doch etwas lahmeren Mittelteils fast zu vermuten, dass der Film in der Kurzfilmfassung deutlich intensiver und besser wirkt. Aufgrund der gelungenen Umsetzung der wesentlichsten Elemente der Kurzgeschichte und den tollen darstellerischen Leistungen ist er Fans des Genres nichtsdestotrotz uneingeschränkt zu empfehlen...

Wertung:     (8/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitte © 2005 Constantin Film