Matrix: Revolutions

 (The Matrix Revolutions)

 

USA 2003, 129 Min.

Regie: Andy & Larry Wachowski

"Alles, was einen Anfang hat, hat auch ein Ende." Doch ist dieses bei der Matrix-Trilogie auch wirklich gelungen? Tja... teilweise. Gerade was die Auflösung der nach dem Ende von Reloaded offenen, brennenden Fragen betrifft, hat mich Revolutions auf der ganzen Linie enttäuscht. Doch auch wenn Revolutions meiner Ansicht nach der schlechteste Teil der Reihe ist, so ist er sicher nicht die filmische Katastrophe, die von einigen Fans und Kritikern heraufbeschwört wurde...

Nachdem Neo sich beim Architekten für die linke Tür entschieden hat, steht die gesamte Menschheit kurz vor der Auslöschung. Die Wächterhorden dringen unaufhörlich Richtung Zion vor, und ohne den notwendigen Neustart der Matrix wird auch diese bald zusammenbrechen, was den Tod der an ihr angeschlossenen Menschen bedeuten würde. Nach einem Gespräch mit dem Orakel wird sich Neo schließlich seiner Bestimmung bewusst. Während Zion ums Überleben kämpft, muss er in die tiefsten Tiefen der Maschinenstadt vordringen. Von seinem Erfolg hängt das weitere Schicksal aller ab...

Achtung! Es ist für mich unmöglich, ein Review zu diesem Film zu verfassen, ohne genauer auf die Handlung einzugehen. Da ich jedoch auch allen, die diesen Film noch nicht gesehen haben, ein  Review bieten will, habe ich diese Kritik in 3 Teile aufgegliedert: Teil 1 ist selbst für den größten Spoilervermeider gefahrlos lesbar, in Teil 2 gehe ich auf Teile der Handlung ein, wobei ich mich jedoch auf bereits aus dem Trailer bekannte Aspekte beschränke, und nichts wichtiges verrate. Teil 3 schließlich sollten wirklich nur Leute lesen, welche den Film schon gesehen haben, oder ohnehin nicht vorhaben, ihn sich anzusehen, denn dort werde ich dann auch auf die wirklich großen Spoiler eingehen. Vor jedem Teil biete ich euch die Möglichkeit, zu meinem spoilerfreien Fazit zu springen...

Teil 1:

Als ich heute Nacht nach "Revolutions" den Kinosaal verlassen habe, habe ich mich ganz ähnlich gefühlt, wie nach Reloaded: Ich war enttäuscht. Nicht, dass mir der Film nicht gefallen hätte, aber er hat meinen Erwartungen einfach in keinster Weise entsprochen. Bei "Reloaded" musste ich viele anfängliche Kritiken schließlich zurücknehmen, doch Revolutions bietet kein augenöffnendes Ende, dass die 120 Minuten davor (oder gar die ganze Trilogie) in einem neuen Licht erscheinen ließe, und mich zum Nachdenken anregen würde. Denn Fakt ist: Sowohl die Auflösung, warum Neo auf einmal auch in der realen Welt Kräfte zu haben scheint, als auch das Ende, sind deutlich unorigineller und schlechter als so ziemlich alles, was man in dieser Hinsicht in den letzten Monaten an Theorien im Internet lesen konnte. 

Die Action konnte mich diesmal längst nicht so in ihren Bann ziehen, wie bei den beiden Vorgängern (mehr zu diesem Kritikpunkt findet ihr in Teil 2 meines Reviews). Die Musik (die ich in meinen Reviews zu den beiden Vorgängern sträflichst vernachlässigt habe) ist auch diesmal wieder gut gelungen, doch wurde der Techno-Anteil sehr zurückgeschraubt. Was bleibt, ist ein guter orchestraler Soundtrack mit einem deutlich höheren Anteil an Chören, doch irgendwie fehlt diese für Matrix so typische Verschmelzung zwischen Klassik und Techno. Die Effekte sind wie schon bei den beiden Vorgängern atemberaubend gut gelungen. George Lucas, nimm' dir da mal ein Beispiel. SO muss ein Effekte-Overkill aussehen, und nicht wie bei "Angriff der Klonkrieger" wie eine Zwischensequenz aus einem PC-Spiel!! 

Anfangs hat der Film zwar wieder seine Längen, danach entwickelt er sich aber ähnlich rasant wie in den letzten 30 Minuten von "Reloaded", wenngleich meiner Ansicht nach der Spannungsaufbau dort doch noch eine Spur besser funktioniert hat. Nichtsdestotrotz ist das Geschehen durchaus mitreißend inszeniert, und so sollte eigentlich nach den ersten 30 Minuten keine Langeweile mehr aufkommen. Insofern könnte Revolutions gerade jenen, welche Reloaded aufgrund des teilweise doch etwas langsameren Handlunsgaufbaus und den zahlreichen Dialogen langweilig fanden, gut gefallen.

Spätestens mit Teil 3 hat sich Agent Smith für mich in die Riege der besten Bösewichte begeben. Seine Kommentare, seine Mimik... einfach großartig! Weiters sei auch noch erwähnt, dass einige bisher eher farblos gebliebene, da von den Wachowski-Brüdern sträflichst vernachlässigte, Nebencharaktere diesmal deutlich an Bedeutung gewinnen. Tatsächlich würde ich schätzen, dass nur ca. während eines Drittels des Films die Hauptcharaktere Trinity, Morpheus und Neo auch wirklich die Hauptrolle innehaben. Damit bleibt den Wachowski's genug Zeit, einige Nebencharaktere in den Mittelpunkt der Handlung zu stellen, und ihnen mehr Profil zu verleihen.

Wichtig ist, dass man mit den richtigen Erwartungen ins Kino geht. Hier erwartet euch kein doch eher auf puren Spaß getrimmtes Popcornkino, wie es der 2. war. Im Gegensatz zu Reloaded ist die Bedrohung, der die Menschheit ausgesetzt ist, deutlich spürbar. Dadurch wird auch der bisher doch eher "leichte" Ton der Matrix-Filme deutlich dünkler und ernster. Auch solltet ihr eins Wissen: Während man in Reloaded doch einige neue Aspekte bezüglich des Matrix-Universums erfahren hat, kann Revolutions nichts in dieser Hinsicht bieten. Wer also auf eine große Auflösung oder auf neue Erkenntnisse hofft, wird schwer enttäuscht werden...

Zuletzt möchte ich alle darauf hinweisen, dass Revolutions gleichzeitig mit der "normalen" Kinoveröffentlichung auch in ausgewählten IMAX-Kinos zu sehen ist. Und ich kann nur jedem empfehlen, der die Möglichkeit hat, ihn sich im IMAX anzuschauen, dass auch zu tun. Es gibt auch diesmal wieder einige wirklich beeindruckende Einstellungen zu bestaunen, und auch der Effekte-Overkill wirkt auf der riesigen Matrix-Leinwand gleich doppelt so gut...

So, dass war aber wirklich schon alles, was ich ohne auch nur im geringsten auf die Handlung einzugehen, zu diesem Film sagen kann.

 

Teil 2: 
(Für alle, die nicht mehr weiterlesen wollen: Hier geht's zum Fazit)

 

 

Revolutions beginnt mit einem relativ unnötigen Anfang. Die Szenen mit Neo an der Station hätte man doch deutlich kürzen können. Überhaupt will der Anfang nicht so recht Sinn ergeben, alles erscheint arg konstruiert und einzig und allein dem Zweck zu dienen, den Beschützer des Orakels auszubauen, und Morpheus und Trinity noch einmal die Gelegenheit zu geben, in der Matrix ordentliche Action abzuliefern. Leider aber ist dies sehr missglückt, wirkt doch die Schießerei wie eine relativ unoriginelle und einfallslose Kopie des Shootouts in der Eingangshalle aus Matrix 1. Ach ja, und der Merowinger und Persephone sollen natürlich auch im Sequel nochmal kurz auftauchen, wobei vor allem letztere leider vollkommen vernachlässigt wird. Wer gehofft hat, ihre Rolle würde, ähnlich der von Seraph, in Revolutions noch ein bisschen ausgebaut werden, wird schwer enttäuscht sein...

So richtig in Fahrt kommt der Film erst, als die beiden Schiffe sich trennen (wer den Film schon gesehen hat, versteht, was ich meine). Ab da geht es Schlag auf Schlag, die Spannung steigt stetig an, es gibt einige interessante Entwicklungen, und schließlich beginnt dann auch der große Kampf um Zion! Die entsprechende Schlacht ist wirklich großartig gelungen, ein wahrer Effekte-Overkill, der jedoch durch die gelungene Einbeziehung von bekannten Nebencharakteren nie unpersönlich oder steril wirkt. Tatsächlich wird schon bald klar, dass die Menschen keine Chance haben, und dass den Wachoswki's eigentlich so ziemlich alles zuzutrauen ist, weshalb man sich auch wirklich bei keinem Charakter sicher ist, ob er den Kampf überleben wird. Eben das macht es so spannend und interessant!!

Bei aller Spannung muss allerdings auch eins gesagt werden: So toll gelungen die Schlacht auch ist... irgendwie vermisst man in Revolutions die für die Matrix-Filme so typischen Effekte. Dass ist auch ein weiterer Punkt, warum mir Reloaded doch deutlich besser gefallen hat: Ich LIEBE nun mal die Matrix-typische Inszenierung mit tollen Kamerafahrten, schönen Zeitlupen etc. Da jedoch der Großteil der Handlung nicht mehr in der Matrix spielt, muss man auf derartiges leider verzichten. Ja, anfangs wird hier zwar etwas geboten, allerdings handelt es sich dabei leider um nicht neues, weltbewegendes, oder auch nur mitreißendes. Und der Endkampf war mir teilweise einfach zu abgehoben, als dass mich die Action in ihren Bann hätte ziehen können (mehr zum Showdown dann in Teil 3).

Nicht falsch verstehen: Es gibt in Revolutions einige "Wow"-Effekte... doch mit den eigentlichen Matrix-Effekten haben diese nichts zu tun. Insofern fehlt diesem Film irgendwie der typische Flair, denn so beeindruckend diese Szenen auch sind, im Prinzip könnten sie in jedem anderen Actionfilm mit eben dieser Ausgangssituation (eine Gruppe von Menschen wird von einer feindlichen Übermacht angegriffen) genau so vorkommen. Und selbst die beeindruckendsten Szenen aus Revolutions können für mich nicht an z.B. den "Burly Brawl" oder die Verfolgungsjagd aus Reloaded heranreichen... 

 

Teil 3 (!! Achtung, Spoiler !!):
(Für alle, die nicht mehr weiterlesen wollen: Hier geht's zum Fazit)

 

 

 

Wenden wir uns hier gleich mal dem bereits angesprochenen Endkampf zwischen Neo und Smith zu. Ich gebe ja zu, nach dem "einfachen" Kampf in Teil 1, und der "Massenveranstaltung" in Reloaded, war der nächste logische Schritt, Neo wieder gegen einen Smith kämpfen zu lassen, allerdings diesmal ohne jegliche physikalische Beschränkungen. Soll heißen: Einen Endkampf zu bieten, der sich irgendwie wie ein Showdown aus Superman anfühlt. Und eben das ist ziemlich mies geworden... wieder und wieder fliegen die zwei  mit voller Kraft aufeinander zu... dass wird erstens mit der Zeit langweilig, und ist mir zweitens ganz einfach ein bisschen zu "over the top" (wie in Teil 2 meiner Kritik schon angesprochen), weshalb ich beim Kampf nicht wirklich mitfiebern kann. Der große Showdown zwischen Neo und Smith war immer dann am besten, wenn die beiden auf irgendwelche Flugmanöver verzichtet und ihren Kampf auf dem Boden fortgesetzt haben. Dies trifft leider aber nur auf ungefähr die Hälfte des Endkampfes zu! Während ich bei den Actionszenen in Matrix 1, aber auch bei Reloaded, keine einzige Sekunde missen möchte, hätte man diese Konfrontation von mir aus gerne auf die halbe Laufzeit kürzen können, ohne das ich etwas vermisst hätte. Und so haben wir hier die Situation, dass mich gerade der letzte große und alles entscheidende Kampf nicht völlig überzeugen kann.

Dies ändert sich allerdings schlagartig, als Neo und Smith wieder auf den Boden der Tatsachen (in Form eines "Kraters") zurückkehren. Ab da nimmt der Kampf an Spannung und Intensität zu, der Showdown ist nun nicht mehr einfach nur eine nett inszenierte Actioneinlage, sondern erhält ein gewisses Maß an Tiefgang. Das Ende des Kampfes schließlich ist wieder absolut genial und großartig gelungen!

Vom eigentlichen Ende kann ich das leider nur eingeschränkt behaupten. Grundsätzlich weiß ich es ja durchaus zu schätzen wenn ein Film dem Zuschauer beim Ende Interpretationsspielraum bietet, und ihm nicht alles bis ins kleinste Detail vorkaut. Doch irgendwie finde ich es gerade bei Matrix schon recht unbefriedigend, dass man diesen Weg gewählt hat. Das Ende von Reloaded hat dazu eingeladen, sich Gedanken zu machen und eigene Theorien zu entwickeln, was es mit der Matrix nun genau auf sich hat. Hier hätte ein etwas eindeutigeres Ende nun wirklich nicht schaden können, denn das Gespräch zwischen dem Architekten und dem Orakel, der Sonnenaufgang des kleinen Mädchens, das Ende des Krieges... hier gibt es wirklich ZU VIEL Interpretationsspielraum. Auch wurden einige offene Fragen nicht beantwortet. Auch hier gilt wieder: Natürlich kann und soll man vom letzten Teil einer Trilogie gar nicht erwarten, ALLE Fragen zu beantworten. Aber gerade, wenn man z.B. aus der gemeinsamen Vergangenheit von Seraph und dem Merowinger so ein Aufhebens macht, sollte man auch genauer klären, wie diese Vergangenheit ausgesehen hat.

Zuletzt muss natürlich auch noch auf eine der bedeutendsten und beeindruckendsten Szenen des Films eingegangen werden: 
(Achtung, aufgrund des wirklich außerordentlich großen Spoilergehalts habe ich den nachfolgenden Absatz schwarz gefärbt, so dass auch wirklich niemand unabsichtlich darauf stoßen kann. Zum Lesen also bitte markieren!) 
Trinity's Tod. Dieser war für mich echt ein Schock. Ich hatte zwar damit gerechnet, dass Neo seine Mission möglicherweise nicht überleben wird, aber dass auch Trinity sterben wird, hätte ich mir nicht gedacht. Eine wirklich üble Wendung, die mich doch ganz schön getroffen hat (auch wenn die Wachowski's leider auch diese Szene wieder ein wenig zu sehr gestreckt haben, wodurch sie an emotionaler Wirkung verliert). Besonders bitter ist diese Entwicklung natürlich, da Neo sie erst Stunden zuvor vor dem Tod gerettet hat, jetzt scheint dies alles umsonst gewesen zu sein. Gleichzeitig war ihr Tod aber auch Voraussetzung dafür, den Kampf mit Smith zu gewinnen. Denn erst, nachdem er Trinity verloren hat, ist er auch bereit, sein eigenes Leben zu geben, um Smith zu besiegen und die Menschheit zu retten... 

 

Fazit: Matrix wird für mich wohl als die Trilogie der "unausgeschöpften Möglichkeiten" in die Filmgeschichte eingehen. Zwar ist Revolutions als Ende durchaus stimmig, die Inszenierung ist wieder sehr gut gelungen, und auch das Gefühl der Gefahr wird diesmal hervorragend erzeugt, was die Handlung sehr spannend macht. Dennoch bleibt das Ende, gerade nach der Offenbarung in Reloaded, eine herbe Enttäuschung. Da hätte ich mir nun wirklich eine originellere und intelligentere Auflösung erwartet, die vielleicht ähnlich wie in Reloaded unseren Eindruck von der Matrix auf den Kopf gestellt hätte. Auch fehlt mir bei Revolutions ein bisschen der für Matrix so typische Stil, was die Action betrifft. Und der Showdown ist ähnlich dem von "Hulk" teilweise einfach zu abgehoben, als das mich die Action wirklich in ihren Bann ziehen könnte. Trotz dieser Kritikpunkts ist und bleibt Revolutions ein opulenter SF-Actionstreifen mit grandiosen Effekten, einer spannenden Handlung, und vor allem natürlich imposanten Bildern. Ob er auch ein würdiger Abschluss der Trilogie ist, wird jedoch jeder für sich selbst entscheiden müssen...

Wertung:       (8/10)

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitte © 1999 Warner Brothers