Matrix

 (The Matrix)

 

USA 1999, 136 Min.

Regie: Andy & Larry Wachowski

Es war der 11. Juni 1999, ich hatte am Vormittag meine Matura bestanden, und jetzt galt es, diesen Tag mit einem Freund und Schulkollegen irgendwie zu feiern. Die meisten würden jetzt vermutlich von Kneipe zu Kneipe ziehen... wir gingen ins Kino! *g* Und wie es der Zufall so will, hat das Kino genau an diesem Tag die Vorpremiere eines uns zu dieser Zeit noch völlig unbekannten Films gezeigt, der in Amerika als Überraschungserfolg gefeiert wurde: Matrix. Ohne auch nur das Geringste über den Film zu wissen, haben wir beschlossen, die Gelegenheit zu nutzen... und wurden überwältigt.

Hacker Neo (Keanu Reeves) hat irgendwie das Gefühl, dass mit der Welt etwas nicht stimmt. Manchmal weiß er nicht, was real ist, seine Träume oder die "Wirklichkeit". Als er schließlich wie Alice im Wunderland dem weißen Hasen folgt, und seine Hackerkollegen (so scheint es zumindest) Trinity (Carrie-Anne Moss) und Morpheus (Lawrence Fishburne) trifft, erfährt er schließlich gar unfassbares, nämlich dass die Welt so wie wir sie kennen eigentlich gar nicht existiert... 

In diesem Review sind einige Spoiler vorhanden, und gerade bei Matrix würde ich ohnehin empfehlen, ihn so unvorbereitet wie möglich anzusehen. Sollte es also irgendwo da draußen tatsächlich noch jemanden geben, der diesen Film noch nicht gesehen hat, empfehle ich, dies sofort nachzuholen, und erst danach weiterzulesen!

Matrix hat mich vor allem in einer Hinsicht als Filmfan beeinflusst: Seit diesem Film weiß ich, wie wichtig es ist, so unvorbereitet wie möglich ins Kino zu gehen. Denn alle, die eine Woche später in den Film gegangen sind, konnten aus den Berichten diverser TV- und Kinozeitschriften bereits lesen, dass es um eine von Maschinen erschaffene Scheinwelt geht, etc. Doch ich werde nie vergessen, wie mitreißend es war, genau so wie Neo keine Ahnung zu haben, was hier eigentlich passiert, und schließlich von Morpheus "Offenbarung" genau so kalt erwischt zu werden, wie dieser. Genau deshalb hat mich die Story von Matrix wohl sicher auch mehr beeindruckt, als dies bei Anderen der Fall war...

Fakt ist: Matrix war sicher der Film der letzten Dekade mit dem größten Einfluss auf das Filmgeschäft (daher auch der Award). Zwar war Matrix, entgegen der weitläufigen Meinung, NICHT der erste Film, der den heutzutage als "Bullet-Time" bekannten Effekt verwendet hat (diese Ehre gebührt "Wing Commander"), dennoch hat Matrix diesen Effekt erst wirklich bekannt gemacht, und mit diesem bzw. auch generell der ausgefeilten Inszenierung mit ausführlichen Zeitlupen etc., das Actiongenre revolutioniert. 

Doch die Action ist nicht das Einzige, das überzeugen kann. Der Film ist sehr gut inszeniert, der Spannungsaufbau klappt perfekt, und die Wachowski-Brüder finden genau die richtige Mischung aus Inhalt und Action, um dem Film eine gewisse Tiefe zu verleihen, ohne ihn auch nur eine Sekunde langweilig werden zu lassen. Die schauspielerischen Leistungen... na ja, Keanu Reeves konnte mich noch nie überzeugen (weshalb ich immer zwischen dem englischen Ton mit Fishburne's genialer Originalstimme und der Synchronisation mit der tollen Performance von Keanu's Synchronsprecher, der dessen Leistung in den Schatten stellt, schwanke...), der Rest macht seinen Part aber ziemlich gut. Vor allem die Nebenrollen, wie z.B. Agent Smith und Tank, werden von ihren Darstellern wirklich perfekt ausgefüllt. 

Etwas, dass gerade mir sehr wichtig ist: Bei aller Optik wird auch nicht auf die Story vergessen. Diese ist in sich schlüssig und ergibt Sinn, und fällt nicht auseinander, je mehr man darüber nachdenkt. Im Gegenteil, der Film lädt einen geradezu dazu ein, das Hirn nicht auszuschalten, sondern zu benutzen! Erst dann wird man einige Details erkennen, welche den Film im Auge des Betrachters noch besser erscheinen lassen. Ein kleines Beispiel: Das Orakel sagt Neo, dass er quasi das Zeug zum Auserwählten hat, er aber auf irgend etwas zu warten scheint, "vielleicht auf dein nächstes Leben". Ganz genau so ist es: Erst als Neo durch Agent Smith's Pistole stirbt und wiederaufersteht, ist er der Auserwählte. Und so ergibt alles gleich noch mehr Sinn... :)

Wo wir schon gerade bei diesem Punkt sind, muss ich aber auch gleich auf den einzigen Kritikpunkt zu sprechen kommen, den ich bezüglich Matrix anbringen kann: Das extrem kitschige "durch Dornröschen-Kuss wieder zum Leben erwecken"-Ende. So sehr ich vom Film auch begeistert war und bin, diese Szene hat mich einfach schon immer gestört. Ja, natürlich kann man es auch so sehen, dass Trinity's Kuss eigentlich nichts bewirkt hat, da er ja der Auserwählte ist, und deshalb in der Matrix halt einfach nicht sterben kann. Dennoch finde ich diese Szene sehr ungelungen, allerdings ist das auch wirklich die einzige bittere (blaue?) Pille, die man als Zuseher zu schlucken bekommt...

Fazit: So sehr Matrix das Genre auch revolutioniert hat, ihn als reines Action-Spektakel zu betrachten, wäre mehr als nur ungerecht. Denn Gott sei Dank ist Matrix mehr als nur toll inszenierte, optisch beeindruckende Action. Und so kann man diesen Film meiner Ansicht nach getrost als einen Meilenstein der Filmgeschichte bezeichnen...

Wertung:        (10/10)

 Ausgezeichnet mit dem review-center Award für außergewöhnliche Leistungen in Film- und Fernsehen

 

Verfasser: cornholio

 

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Titelbild und Filmausschnitte © 1999 Warner Brothers