Shrek der Dritte
(Shrek
the Third)
USA 2007, 92 Min.
Regie: Chris Miller & Raman Hui
Nach einem vielversprechenden Start mit "Antz" und den ersten beiden "Shrek"-Filmen ging es mit Dreamworks Animation leider rasant bergab. Seither produzierte man im schlechtesten Fall nervig-schwache ("Große Haie, kleine Fische", "Flutsch und weg") und im besten Fall harmlos-nette ("Madagaskar", "Ab durch die Hecke") Unterhaltung. Angesichts der Rückkehr des Zugpferdes von PDI/Dreamworks hatte ich die Hoffnung, man würde zu alter Stärke zurückfinden - stattdessen reihte sich "Shrek der Dritte" leider in die Riege der eher enttäuschenden Blockbuster dieses Kinosommers ein.
Die Trauer in Land "Weit weit weg" ist groß, als der König (John Cleese/Thomas Danneberg) schwer erkrankt, und schließlich im Sterben liegt. Er bittet Shrek (Mike Myers/Sascha Hehn), die Thronfolge anzutreten, doch dieser kann sich nichts schlimmeres vorstellen - hat er doch mit den Amt des Königs als Harolds Vertreter während dessen Krankheit schon genug schlechte Erfahrungen gemacht. Und so ist er überglücklich, als ihm der König mit seinen letzten Atemzügen von einem weiteren Anwärter auf dem Thron erzählt: Neffe Artie (Justin Timberlake/Robin Kahnmeyer), der momentan ein College besucht. Shrek zögert nicht lange, und macht sich gemeinsam mit Esel (Eddie Murphy/Dennis Schmidt-Foß) und dem gestiefelten Kater (Antonio Banderas/Benno Fürmann) auf, um dem jungen Mann von seinem Glück zu erzählen. Anfangs ist Artus von der Idee begeistert, König von Weit Weg Weg zu werden, doch als Esel und der gestiefelte Kater meinen, ihm unbedingt die Schattenseiten des Lebens als König näher schildern zu müssen, kommen ihm Zweifel. Auch Shrek plagen auf der Reise zurück Sorgen, hat ihm Fiona (Cameron Diaz/Esther Schweins) doch kurz vor seiner Abreise offenbart, dass sie schwanger ist. Im Land Weit Weit Weg nützt Prinz Charming (Rupert Everett/Thomas Vogt) indes die Gelegenheit für eine Revolte: Gemeinsam mit verschiedenen anderen Schurken, Hexen und Bösewichten aus der Märchenwelt fällt er über die Stadt her und bringt sie in seine Gewalt. Auch Fiona, ihre Mutter und ihre Freundinnen Dornröschen, Schneewittchen, Aschenputtel und Stiefschwester Doris werden gefangen genommen. Doch die Ladies haben nicht vor, in ihrer Zelle auszuharren, während Charming Shrek in einen Hinterhalt lockt...
Es
ist ein Trend, der in den letzten Jahren bei den PDI-Filmen zunehmend zu
beobachten war: Nach Filmen wie Antz und Shrek, die sich sowohl was die Story
als auch den Humor betrifft eher an Jugendliche und/oder Erwachsene wandten,
konzentrierte man sich zuletzt zunehmend auf die kleinsten der Kleinen. Das
Ergebnis ist eine Vereinfachung der Story und eine Verniedlichung des Humors.
Eine Pixarifizierung, sozusagen... dem sich in seinem 3. Abenteuer selbst das
Aushängeschild Shrek beugen musste. Fast vollständig verschwunden sind
doppeldeutige und/oder anzügliche Anspielungen, die von den Kindern nicht mal
wahrgenommen werden, bei den etwas älteren aber für beste Unterhaltung
sorg(t)en. Ja selbst der parodistische Humor wurde deutlich zurückgeschraubt: Während
in den ersten beiden Teilen noch viele Referenzen auf Serien/Filme und/oder
bekannte Persönlichkeiten eingebaut wurden, wird in „Shrek der Dritte“ fast
ausschließlich das Märchengenre und seine Bewohner ordentlich durch den Kakao
gezogen. Damit sorgt man zwar ebenfalls noch für einige gelungene Gags,
insgesamt fehlt es dem Humor allerdings an Originalität und Vielschichtigkeit.
Zudem ist die Gagdichte zu gering um durchgehend gute Unterhaltung zu bieten,
weshalb es zwischen den einzelnen gelungenen Gags auch immer wieder längere
Phasen gibt, in denen das Zwerchfell kaum beansprucht wird.
Leider gelingt es der Story nicht im geringsten, dieses Manko zu kompensieren.
Im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen, wo Aufgabe und Motivation der Figuren
klar umrissen und verständlich waren, wirkt vieles in „Shrek der Dritte“
eher ziel- und planlos. Vor allem Fiona bekommt 2/3 des Films lang eigentlich überhaupt
nichts zu tun, ehe sie sich schließlich mit ihren Freundinnen erhebt, um Prinz
Charming die Stirn zu bieten. Letzteres ist leider immer noch so farblos und
uninteressant wie im Vorgänger und insgesamt betrachtet als Bösewicht eher
ungeeignet. Einzig Shrek’s Motive sind klar, doch selbst seine Ziele werden
durch den zusätzlichen Plot rund um die im Anmarsch befindlichen Oger-Kinder
verwässert und verliert an Zielstrebigkeit. Vor allem fehlt es der Handlung
aber an Spannung: Shrek’s Teil der Handlung muss fast die komplette Laufzeit
über ohne jegliche Bedrohung auskommen. Das einzige Hindernis, dass sich ihm in
den Weg stellt, ist Artus selbst, der zunehmend Zweifel bekommt, ob er denn überhaupt
König werden will. Ein Konflikt, der natürlich nicht im geringsten für
Spannung sorgt – und leider auch nicht sehr interessant ausgefallen ist.
Erschwerend kommt noch hinzu, dass Shrek in Wahrheit eigentlich keine Eile hat,
Artie nach Weit Weit Weg zu bringen, wodurch auch dieses potentiell
spannungserzeugende Elemente wegfällt. Und last but not least wirkt Prinz
Charming zu keiner Sekunde wie eine echte Bedrohung für die Figuren – woran
„Shrek der Dritte“ angesichts seiner Degradierung zur Witzfigur gleich in
der ersten Szene des Films die Hauptschuld trägt.
Generell
haben die Figuren einen großen Anteil daran, dass „Shrek der Dritte“
weniger zu überzeugen vermag wie seine Vorgänger. Alle bereits bekannten
Figuren spulen ihre bekannte Routine ab, ohne uns neue, interessante Aspekte
ihres Charakters zu zeigen. Natürlich sind sie trotzdem immer wieder mal für
einen gelungenen Spruch gut – und insbesondere Esel und der gestiefelte Kater
überzeugen wieder mal mit ihren Sticheleien – aber man kennt die Figuren
mittlerweile sehr gut, und dadurch, dass keine neuen Facetten ihre Persönlichkeit
offenbart werden, hat man das Gefühl, schon alles über sie zu wissen was es zu
wissen gibt, wodurch sie uninteressant werden. Leider bleibt selbst Artie, die
neue, tragende Figur des des Films, ungemein farblos und öde, was viel zum
misslingen des entsprechenden Handlungsstranges beiträgt. So können im
Gegensatz zu den ersten beiden Teilen die ruhigen Momente kaum überzeugen –
zu uninteressant sind Handlung und Figuren. Einziges Highlight ist der
abgedrehte Zauberer Merlin, der mit seiner schusseligen Art die Lacher auf
seiner Seite hat. Immerhin ein kleines Fünkchen Originalität in einem großen
Meer der Durchschnittlichkeit...
Nach eher dröger, sich bis auf die wenigen Gags zwischendurch eher langsam
dahinschleppenden Handlung nimmt der Film erst nach dem Ausbruch von Fiona &
Co. und Shrek’s Ankunft in Weit Weit Weg wieder etwas an Fahrt auf. Der
Showdown war dann soweit recht unterhaltend, wenn er auch nicht im geringsten an
die entsprechenden Höhepunkte aus den Vorgängern (Fiona’s Befreiung aus dem
Turm & das Stürmen der Burg) anknüpfen kann. Nichtsdestotrotz waren die
letzten 30 Minuten definitiv jene, die noch am besten unterhalten konnten. Das
Ende war allerdings sehr vorhersehbar und lässt zudem eine ähnlich überraschende
Note wie z.B. die Verwandlung von Fiona in Teil 1 vermissen. Auch ein ähnlicher,
gänsehauterzeugender und/oder berührender Moment wurde von mir schmerzlich
vermisst. Nach der obligatorischen Karaokenummer, bei der man leider wie so oft
bei diesem Film feststellen muss dass sie hinter jenen der Vorgänger zurückbleibt,
und einem kurzen, gewohnt-harmonischen Ausklang ist der Film schließlich
(endlich?) zu Ende.
Nach
dieser recht ausführlichen Betrachtung der „inneren Werte“ kommen wir noch
einmal kurz auf die Äußerlichkeiten zu sprechen: Die Animation von „Shrek
der Dritte“ ist sehr gut und weiß zu gefallen, allerdings... ein ähnlicher
Quantensprung wie von Teil 1 auf 2 bleibt diesmal aus, und auch von der
aktuellen Referenz (Happy Feet) ist man doch recht weit entfernt.
Nichtsdestotrotz können Farbgebung, Charaktere und Animation wieder einmal überzeugen
– wenn ich mir auch in der einen oder anderen Szene etwas mehr Details im
Hintergrund gewünscht hätte. Der Soundtrack von Harry-Gregson Williams ist
gewohnt gut, allerdings lässt er diesmal etwas die eingängigen Themes
vermissen. Neue musikalische Themen waren entweder nicht vorhanden oder so
unauffällig, dass ich sie nicht bemerkt habe. Und was die Songauswahl
betrifft... nun, erneut verwendet man ein interessantes Potpourri aus alten und
neuen Hits, aber alles in allem erschienen mir auch die Lieder in den Vorgängern
kultiger, denkwürdiger und besser ausgewählt.
Um meine sich sehr auf die negativen Aspekte konzentrierende Kritik etwas zu
relativieren: „Shrek der Dritte“ ist kein schlechter Film. Ja er ist nicht
einmal der schlechteste Film von DreamWorks Animation, ist er doch immer noch
deutlich unterhaltsamer und gelungener als z.B. „Große Haie, kleine
Fische“. Auch wenn die Gagrate ruhig etwas höher sein hätte können, gibt es
zwischendurch nichtsdestotrotz immer wieder einiges zu lachen, sei es aufgrund
der wieder sehr gelungenen Dialoge oder auch durch verschiedenste Anspielungen,
insbesondere auf Märchenfiguren, aber auch z.B. auf das Collegeleben. Jede der
Figuren hat immer noch seine Momente, und Highlights wie Merlin oder auch
Fiona’s Freundinnen werten den Film auf und lassen die eher farblose
Neuerscheinung Artie fast vergessen. Aber... „Shrek der Dritte“ bietet halt
leider was Humor, Figuren und Handlung betrifft fast ausschließlich „more of
the same“ – und das noch dazu in schlechterer Qualität als die Vorgänger.
Und genau darauf sollte man gefasst sein, bevor man ihn sich ansieht.
Abschließend
wie gewohnt ein paar Worte zur Synchronisation: Die Berichterstattung zu Shrek
der Dritte hat leider wieder einmal nur allzu deutlich gemacht, welchen
Stellenwert Presse und Medien den deutschen Synchronsprechern einräumen: nämlich
keinen. Anstatt Sasha Hehn, Esther Schweins und Benno Fürmann etc. zu
interviewen, finden sich in diversen Printmedien Interviews mit Justin
Timberlake, Cameron Diaz, Mike Myers und Eddie Murphy – also jenen
Schauspielern, die von 99% der deutschsprachigen Kinobesucher nie als Stimmen
der Figuren gehört werden. Eine sehr fragwürdige Politik, in der die deutschen
Synchronsprecher wieder einmal geflissentlich ignoriert werden – was
angesichts der hohen Qualität der Synchronisation gleich doppelt verwerflich
ist. Wo man für andere Animationsfilme schon einiges an teils horrenden
Fehlbesetzungen ertragen musste, bleibt die Synchronfirma bei Shrek ihren
Grundsatz treu, keine bekannten Namen zu engagieren, sondern wirklich nur glänzende
Sprecher, die zur jeweiligen Rolle passen wie die Faust aufs Auge.
Zudem bemüht man sich auch, die Kontinuität mit dem Vorgängern zu wahren -
lediglich Esel musste man nach Randolf Kronbergs überraschenden Tod im Frühjahr
dieses Jahres leider umbesetzen. In die Fußstapfen einer so markanten Stimme zu
treten, ist niemals leicht, und auch wenn es Dennis Schmidt-Foß nicht ganz
gelingt, an seinen Vorgänger heranzureichen, liefert er eine sehr gute
Performance ab. Hätte der Esel schon immer mit seiner Stimme gesprochen, man könnte
nichts negatives darüber sagen. So braucht es halt einfach eine gewisse Zeit,
bis man sich daran gewöhnt hat. Auch Sascha Hehn, Esther Schweins und Benno Fürmann
konnten mich erneut überzeugen. Herrlich auch Neuzugang Wolfgang Spier als
Zauberer Merlin. Und... ohne Justin Timberlake im Original gehört zu haben,
traue ich mir zu sagen dass Robin Kahnmeyer’s Leistung ihm zumindest in nichts
nachsteht, so er ihn nicht gar übertrifft. Auch die anderen Sprechern und
–innen wurden mal wieder sehr sorgfältig ausgewählt und wissen alle zu überzeugen.
Und so gibt es zumindest einen Aspekt des Films, nämlich die Synchronisation,
in denen "Shrek der Dritte" den Vorgängern ebenbürtig ist.
Fazit: Die Pixarifizierung hat leider auch vor PDI's Aushängeschild nicht halt gemacht. Für zynisches ist bei „Shrek der Dritte“ kaum ein Platz mehr, stattdessen dominieren harmlose Gags, die sich fast ausschließlich an Kinder richten. Die Story ist noch dazu längst nicht so packend, interessant oder auch vielschichtig wie bei den Vorgängern, zudem spulen alle Figuren ihre altbekannte Routine ab, ohne etwas neues zu bieten. Hauptproblem des Films ist aber die viel zu geringe Dichte an gelungenen Gags. Für eine Komödie gibt es bei „Shrek der Dritte“ nämlich leider unverschämt wenig zu lachen, weshalb sich bei mir gelegentlich sogar Langeweile eingeschlichen hat. Dank einiger gelungener Gags und witziger Sprüche ist der Film zwar immer noch weit weit weg von einer filmischen Katastrophe, den höchst amüsant-unterhaltsamen Vorgängern kann er aber definitiv nicht das Wasser reichen.
Wertung: (5/10)
Verfasser: cornholio
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Titelbild und Filmausschnitte © 2007 DreamWorks Animation