Shrek  - Der tollkühne Held

(Shrek)

 

USA 2001, 90 Min.

Regie: Andrew Adamson & Vicky Jenson

"Ach du S(c)hre(c)k!" Das dachte sich wohl die Konkurrenz, als dieses Trick-Spektakel aus dem Hause DreamWorks im Jahr 2001 alle Erwartungen übertrumpfte und zu einem der erfolgreichsten Filme des Jahres avancierte. Ein Überraschungserfolg, der in meinen Augen durchaus verdient ist, zeigen die Jungs von DreamWorks/PDI doch auch bei Shrek wieder einmal, was sie der Konkurrenz von Disney/Pixar voraus haben: Unterhaltung für Jung UND Alt zu liefern...

Der häusliche Frieden von Oger Shrek (Mike Myers/Sascha Hehn) wird bedroht, als es sich die verschiedensten Märchenkreaturen, von Lord Faarquad (John Lithgow/Rufus Beck) aus ihrer Heimat vertrieben, in seinem Sumpf gemütlich machen. Um wieder zurückgezogen und in Ruhe leben zu können, macht er sich gemeinsam mit einem sprechenden Esel (Eddie Murphy/Randolf Kronberg) als gesprächig-nervenden Begleiter auf, um Lord Faarquad dazu zu bewegen, diesen Missstand wieder zu beseitigen. Als Gegenleistung verlangt dieser jedoch, dass Shrek für ihn Prinzessin Fiona (Cameron Diaz/Esther Schweins) aus einer Festung befreit, denn nur wenn er eine Prinzessin heiratet, kann er endlich zum König seines Landes aufsteigen. Shrek geht auf den Handel ein, doch hat die Sache einen großen, roten, feuerspeienden und seeeeehr einsamen Haken, wird die gute Prinzessin doch von einer feurigen Drachen-Lady bewacht. Doch mit der Hilfe seines "edlen Rosses" gelingt es Shrek, Fiona zu befreien... deren Freude sich allerdings in Grenzen hält, denn ihren Retter hatte sie sich dann doch irgendwie anders vorgestellt... 

Wie man aus meiner Einleitung wohl schon bemerkt hat, war ich eigentlich nie der große Pixar-Fan. Deren Filme mögen zwar besser sein als alles, was Disney seit "König der Löwen" ins Kino (oder auch direkt in die Videotheken) gebracht hat, sind mir aber immer noch viel zu sehr auf Kinder zugeschnitten. Als mit "Antz" schließlich der erste computeranimierte Film von der Konkurrenz kam, war ich begeistert: Endlich mal ein Film, der auch für Jugendliche und Erwachsene zu empfehlen ist, der auch nicht davor zurückscheut, ernstere Themen anzusprechen, und der sich vor allem was den Humor betrifft sehr von der Konkurrenz von Pixar unterscheidet: Während diese nämlich in ihren Filmen doch eher auf Slapstick und kindertauglichen Humor setzen, gab es schon bei "Antz" herrlich-satirischen Humor mit vielen parodistischen Elementen. Überhaupt legten die Jungs von PDI deutlich mehr wert auf witzige Dialoge (was Disney zuletzt bei "Ein Königreich für ein Lama" halbwegs erfolgreich gelungen ist) und ausgefeilte Charaktere. Eben dies führte dazu, dass "Antz" einen ganz eigenen Charme hatte, und sich wohltuend vom üblichen Disney-Zeichentrick abhob.

Eben diesem Erfolgskonzept sind die Jungs von PDI/DreamWorks Gott sei Dank auch bei Shrek treu geblieben. Es gibt unzählige wirklich witzige Anspielungen, insbesondere auf Disney, aber auch auf andere Filme und Personen, wie z.B. die kurze Hulk Hogan-Parodie während des Wrestling-Matches (die um so zweideutiger und genialer wirkt, sobald man sich ins Gedächtnis ruft, dass ein großes grünes Monster für Mr. Hogans Wrestling-Namen Pate gestanden hat), die herrliche Anspielung auf Matrix, die Persiflage auf den Disney-typischen Gesang... und jeder, der schon mal in Disneyland war und "Small World" ertragen musste, wird sich über die entsprechende Parodie in Shrek absolut köstlich amüsieren ("Wow, das machen wir gleich nochmal!" *lol*). Ebenfalls ein wichtiger Bestandteil des Films ist aber natürlich die ironische Betrachtung des Märchengenres und zahlreicher seiner allseits bekannten Figuren, sei es das "Spieglein an der Wand", Schneewitchen, Pinocchio uvm. 

Humor allein ist aber natürlich noch lange kein Garant für einen guten Film. Gott sei Dank konzentrieren sich PDI und DreamWorks auch bei Shrek wieder nicht nur rein darauf, den Zuschauer zum Lachen zu bringen, sondern würzen ihren Film noch dazu mit einer wundervollen, interessanten und spannenden und für einen Zeichentrickfilm erstaunlich erwachsenen Story. Diese ist nämlich zwar immer noch für Kinder geeignet, kommt aber deutlich komplexer und weniger zuckersüß daher, als man das von Disney oder auch Pixar gewohnt ist. So wird die Geschichte des "hässlichen Entleins" mit durchaus ernsten und erwachsenen Untertönen neu erzählt. Dass die Handlung am Ende erst recht wieder zu einem doch etwas kitschig anmutendem Ende mit leicht überzogener Moral führt, kann man dem Film da eigentlich nicht mehr wirklich vorwerfen, handelt es sich bei Shrek doch, trotz aller parodistischen Elementen, in erster Linie immer noch um ein (modernes) Märchen. Außerdem ist das Ende so perfekt und berührend in Szene gesetzt worden (tatsächlich fällt für mich die Verwandlung von Fiona nach dem Kuss ihrer wahren Liebe sogar in die Kategorie "Magic Moment"), dass man eine etwas kitschig-moralistische Herangehensweise gerne verzeiht...

Was die Animation betrifft, hat sich seit "Antz" einiges getan: Die Welt wirkt in "Shrek" deutlich lebendiger und sieht noch einen Tick besser aus. Von Photorealismus kann man natürlich noch längst nicht sprechen, doch dafür haben die Jungs von PDI der Welt (und den Figuren) von "Shrek" ein ganz eigenes, spezifisches Aussehen gegeben, was dieser Welt einen eigenen Charme verleiht. Zum Zeitpunkt seines Erscheinens hat "Shrek" jedenfalls was die Animation in computeranimierten Zeichentrickfilmen betrifft ohne Zweifel neue Maßstäbe gesetzt. Doch auch der Soundtrack weiß zu überzeugen. Neben dem glänzenden Score von Harry Gregson-Williams und John Powell, dem der Spagat zwischen zuckersüß und bombastisch auf gar hervorragende Art und Weise gelingt, fällt vor allem die tolle Songauswahl auf. Egal ob der geniale Titelsong "All Star" von Smash Mouth oder auch die weiteren Titel wie "Bad Reputation", "Best Years Of Our Lives", "I'm On My Way" oder auch die geniale Cover-Version von "I'm A Believer"... jeder Song passt genau zur Stimmung der entsprechenden Szene und wertet den Film zusätzlich auf.

Eine weitere ganz essentielle Stärke, die man vom Vorgänger "Antz" übernommen hat, sind die originellen Figuren. Vor allem der sprechende Esel ist einfach herrlich und stiehlt den anderen eigentlich in jeder Szene, in der er zu sehen ist, die Show. Hauptverantwortlich dafür, dass die Figuren so zu glänzen und überzeugen vermögen, sind neben der gelungenen Animation aber natürlich die Schauspieler, die den Charakteren ihre Stimmen leihen und allesamt wahrlich glänzende Leistungen abliefern. Vor allem Mike Myers würzt seinen Shrek mit viel Witz und Ironie, und auch als Esel kann man sich nach dem Film eigentlich keinen anderen mehr vorstellen als Eddie Murphy. Er ist derart witzig und nervtötend zugleich und mit so viel Energie bei der Sache, das es eine Freude ist, ihm zuzusehen (oder besser: zuzuhören). Cameron Diaz gelingt es, wohl auch schon aufgrund der Rolle, nicht ganz so zu glänzen wie ihren männlichen Kollegen, liefert aber nichtsdestotrotz eine durchaus gelungene Performance ab. 

Bei der Synchronisation sieht die Sache schon ein wenig anders aus: Randolf Kronberg spricht den Esel mit mindestens genau so viel Energie und Witz wie Eddie Murphy, und auch Esther Schweins Leistung ist jeder von Cameron Diaz zumindest ebenbürtig. Der große Ausfall der Synchronisation ist leider Sascha Hehn, der Mike Myers nicht im geringsten das Wasser reichen kann. Nicht nur ging bei ihm der ironische Unterton verloren, auch sonst schafft er es nicht wirklich, der Figur Leben einzuhauchen. Er wirkt oftmals so, als würde er den Text eher lustlos ablesen. Es fehlt die Eigenständigkeit, die persönliche Note, welche die anderen Sprecher ihren Figuren verleihen konnten. Dennoch ist der Film sicher auch auf deutsch durchaus zu genießen... mir persönlich gefällt er jedoch im englischen Original aufgrund von Mike Myers Performance doch noch ein Spürchen besser...

Fazit: "Antz" kann der 2. Ausflug von PDI/DreamWorks ins Genre des computeranimierten Zeichentrickfilms zwar nicht ganz das Wasser reichen, die Konkurrenz lässt man aber locker hinter sich, hat "Shrek" doch deutlich mehr Witz, Charme und vor allem Herz als alles, was die Jungs von Pixar bisher zustande gebracht haben. Absolut empfehlenswert... und zwar WIRKLICH für die ganze Familie.

Wertung:        (9/10)             

 

Verfasser: cornholio

 

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