Spider-Man 3

USA 2007, 140 Min.

Regie: Sam Raimi

Bereits letztes Jahr startete mit X-Men 3 ein ziemlich enttäuschender Abschluss einer Superhelden-Trilogie. Während es bei der Produktion dieses Films durchaus einige Warnzeichen gab, wie den Wechsel des Regisseurs oder den sehr engen Zeitplan, deutete bei Spiderman 3 nicht das geringste darauf hin, dass es ihm nicht gelingen würde, die Qualität der Vorgänger zu halten. Dementsprechend groß war meine Enttäuschung, als ich gestern Abend aus der Vorpremiere kam und mich der traurigen Wahrheit stellen musste, dass "Spiderman 3" wohl der schlechteste Superheldenfilm war, den ich bisher gesehen habe. Und ja, dies schließt Filme wie "Blade: Trinity", "Fantastic Four", "Catwoman" und sogar "Batman und Robin" mit ein...

Es scheint so, als hätte Peter Parker (Tobey Maguire) alias die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft sein Leben endlich auf die Reihe bekommen. Als Mary-Jane Watons (Kirsten Dunst) neues Stück auf dem Broadway Premiere feiert, sitzt er in der ersten Reihe, und auch an der Universität läuft es nun besser. Zudem ist es ihm möglich, sich nach dessen Amnesie mit seinem besten Freund Harry Osborne (James Franco) wieder zu versöhnen. Endlich scheint er auch einen guten Kompromiss zwischen Spiderman und Peter Parker gefunden zu haben, und ist mit seinem Leben so zufrieden, dass er Mary-Jane gar einen Heiratsantrag machen will. Doch schon bald ziehen düstere Wolken auf: Die Anerkennung der New Yorker droht Peter Parker langsam aber sicher zu Kopf zu steigen, Mary-Jane fühlt sich in der Beziehung zunehmend einsam und sucht Trost bei Harry, und der neue Reporter Eddie Brock (Topher Grace) möchte unbedingt jene freie Stelle als Photograph im Daily Bugle ergattern, auf die es auch schon Peter seit Jahren abgesehen hat. Als wäre das alles nicht schon genug, wird sein Leben zudem dadurch aus der Bahn geworfen, dass seine Tante May und er erfahren müssen, dass Ben Parker's Mörder immer noch frei herumläuft. Es handelt sich um Flint Marko (Thomas Hayden Church), der seit einem verheerenden Unfall als Sandman New York unsicher macht. Peter Parkers Durst nach Rache macht ihn schließlich zum idealen Opfer einer seltsamen schwarzen Substanz. Diese macht Spiderman zwar stärker, bringt aber zudem Parkers dunkle Eigenschaften ans Tageslicht. Schließlich droht er nicht nur Mary-Jane zu verlieren, sondern auch sich selbst...

Zugegeben, zu den größten Spidey-Fans habe ich nie gehört. Während die ersten beiden Filme vor allem in den USA in höchsten Tönen gelobt wurden, hatte ich an beiden das eine oder andere auszusetzen - solide Comicunterhaltung mit mehr Tiefgang als im Genre sonst üblich boten sie aber allemal. Um so enttäuschter war ich, als ich in der Vorpremiere diese Fortsetzung mit zahlreichen zum Schreien schlechten, lächerlichen Szenen, vorhersehbaren Wendungen und schlecht inszenierter und viel zu übertriebener Action über mich ergehen lassen musste. Ich war wirklich perplex, als ich den Kinosaal verließ, und konnte es einfach nicht glauben. Meiner Begleitung (meine Freundin und ein guter Freund von mir) erging es genau so. Nach den ersten beiden, recht guten Filmen, und dem vielversprechenden Trailer, wer hätte da schon gedacht, dass so ein Quark dabei rauskommt - noch dazu, wenn die selben Leute vor und hinter der Kamera stehen? Und dabei hat alles soweit noch recht vielversprechend begonnen. Es war nett zu sehen, dass Parker mit seinem Leben endlich klar kommt - vor allem auch angesichts des Wissens, dass dieser heilen Welt schon bald tiefe Risse zugefügt werden. 

Die kurz darauf folgende - unerwartete frühe - erste Konfrontation mit dem neuen Goblin war dann allerdings schon wieder eher enttäuschend, gab sie doch die Stoßrichtung für die restliche Action des Films vor: Schneller, höher, weiter. Anstatt die Action möglichst imposant zu inszenieren und sich einige nette Einstellungen zu überlegen, rast Raimi durch die Actionszenen und schneidet sie derart rasant und unübersichtlich, dass ich der Action die meiste Zeit nicht folgen konnte. Dass dies auf die Spannung und auch auf den Unterhaltungswert drückt, da die entsprechenden Szenen sehr schnell langweilig und ermüdend werden, brauche ich wohl nicht extra erwähnen. Zudem hat es Raimi diesmal - im Gegensatz zu den letzten beiden Filmen der Reihe - einfach oft übertrieben. Die Action ist stellenweise derart überzogen und over the top, dass es einfach nur mehr lächerlich war. Hier bewahrheitet sich wieder eine der Weisheiten des aktuellen Hollywoods: Ja, heutzutage ist mittels Computereffekten praktisch alles möglich - doch bloß weil ich es etwas zeigen kann, heißt das noch lange nicht, dass ich es auch SOLL. Weniger wäre bei Spiderman 3 bei vielen Szenen mehr gewesen - und das bezieht sich jetzt nicht nur auf die Action.

Doch wenden wir uns jetzt lieber erst mal den positiven Aspekten des Films zu. Die Entstehung des Sandman war zwar ziemlich einfallslos, wurde aber optisch gelungen umgesetzt - sowohl das Experiment an sich als auch insbesondere Marko's erste Versuche, wieder aufzustehen. Hier waren nicht nur die Effekte wirklich überzeugend, die entsprechende Szene war zudem durchaus bewegend und mitreißend. Weiters ist zu erwähnen, dass die Action zwar alles in allem viel zu unübersichtlich und stellenweise auch übertrieben inszeniert wurde, es aber zwischendurch auch immer wieder mal gelungene Momente gab - wenn diese zumeist auch sehr kurz waren. Exemplarisch sei jene Szene erwähnt, als der mittlerweile schwarze Spidey Marko's Kopf gegen die U-Bahn drückt; aber auch der wildgewordene Kran sorgte für einige opulente und spannende Szenen. Auch J.J. Jameson erwies sich wieder mal als Fels in der Brandung - alle seine Szenen waren einfach nur köstlich und wussten zu gefallen. Im Gegensatz dazu waren viele Szenen zwischen Harry und Peter eher durchwachsen, doch auch zwischen den beiden gab es einige wirklich gute Momente. Das absolute Highlight des Films war für mich aber ganz klar Bruce Campbell als falscher Franzose und Chef eine Nobelrestaurants - einfach nur köstlich.

Leider machen einige gute Momente und gut gemeinte Ansätze noch lange keinen guten Film, wie Spiderman 3 nur allzu eindrucksvoll unter Beweis stellt. So fehlt es dem Film die meiste Zeit über einfach an Spannung, und auch an Tempo. Obwohl es Spidey diesmal mit 3 Gegner zu tun bekommt, empfand ich den Film als mindestens 30 Minuten zu lang. Erschwerend kommt noch hinzu, dass mich im Gegensatz zu den ersten beiden Teilen die eher ruhigen Charaktermomente nicht so recht überzeugen konnten, weshalb eben diese für einige Längen sorgen. Anstatt sich der Bösewichte anzunehmen und diese näher zu beleuchten (was zwar bei Sandman ausreichend passiert, nicht aber bei Eddie Brock bzw. Venom) geht einfach viel zu viel Zeit auf das wenig überzeugende und teilweise richtiggehend langweilige Beziehungsgeplänkel mit Mary-Jane drauf, dass sich stellenweise auf Seifenopfern-Niveau befindet. Zudem verhält sich Peter Parker bereits zu diesem Zeitpunkt des Films wie ein egoistisches und selbstverliebtes Scheusal - und das noch lange, bevor er das schwarze Kostüm überwirft. Nehmen wir z.B. seinen arroganten Auftritt bei der Show, bei dem er sogar noch Gwen Stacy küsst (die übrigens, und dies dürfte durchaus einige Comicfans erzürnen, zu einem naiven blonden Dummchen reduziert wird und eigentlich nur dazu da ist, unabsichtlich einen Keil zwischen Peter und Mary-Jane zu treiben) - und das vor Mary-Jane's Augen. Jetzt mal ehrlich: Geht's noch dümmer? Nun, Spiderman 3 beantwortet sich diese Frage gleich selbst, und das leider mit einem eindeutigen "Ja". Nachdem er bei der Show Gwen Stacy geküsst hat will er Mary-Jane doch tatsächlich noch am selben Abend einen Heiratsantrag machen! Nun mal ehrlich - hier und in den Szenen zuvor hat Peter Parker bei mir deutlich an Sympathie eingebüßt - und das gerade an solch entscheidender Stelle des Films, denn natürlich sollte man ja gerade den guten Peter mögen um dann umso bestürzter zu sein wenn er sich durch den Symbionten in ein Scheusal verwandelt. Ganz schlechtes Timing, Herr Raimi.

Mary-Jane wird indes durch Parkers zunehmende Selbstverliebtheit und ihre eigenen Sorgen in die Hände von - wem sonst - Harry Osborne getrieben. Dieser ist mittlerweile mit Parker wieder gut befreundet, nachdem er beim Sturz während des Kampfes zuvor gefallen und das Gedächtnis verloren hat. Eine sehr praktische Amnesie, die mich nicht wirklich überzeugen konnte, und ebenfalls wie eine typische Soap-Einlage wirkt. Kurz nachdem sich Mary-Jane ordentlich bei Harry ausgeweint hat kommt es dann schließlich auch wie es kommen musste: Dieser beginnt sich wieder an alles zu erinnern, und schwört Spiderman bzw. Peter Parker bittere Rache. Er zwingt Mary-Jane dazu, mit ihm Schluss zu machen - und spätestens hier wähnte ich mich in einer x-beliebigen Seifenoper, mit dem einzigen Unterschied dass der Part des intriganten Biests diesmal ausnahmsweise von einem Mann übernommen wurde. Davon abgesehen gab es auch noch eine andere, bereits aus dem Trailer bekannte Wendung, die ich eher kritisch betrachte: Peter Parker erfährt, dass Flint Marko der wahre Mörder seines Vaters ist. Dadurch geht leider die herrliche Ironie aus dem ersten Teil,  dass Parker just den späteren Mörder seines Onkels entkommen lässt, vollkommen flöten - und auch wenn dies in Anbetracht der sonstigen Schwächen des Films wirklich noch das kleinste Übel ist, ärgerlich ist es trotzdem. 

Nach einer kurzen und ausnahmsweise sogar mal recht gelungenen Konfrontation zwischen Spiderman und dem neuen Goblin folgt dann schließlich der mit Abstand grauenhafteste Teil des gesamten Films: Peter wird aufgrund des Einflusses des Symbionten immer aggressiver, um schließlich 10-15 Minuten lang mit Little Nicky-Frisur (damit auch der letzte kapiert, dass der Kerl jetzt böööööse ist) wie der größte Obermacho durch New York zu spazieren, woraufhin ihm die Mädels nur so zu Füßen liegen. Die entsprechenden Szenen waren so schlecht, dass ich es nicht in Worte zu fassen vermag. Ich habe mittlerweile von einigen im Internet die Ansicht gehört, die entsprechenden Szenen wären nie erst gemeint gewesen, sondern sollten witzig sein. Nun, selbst wenn das der Fall sein sollte - sein Auftritt als Macho war für mich keine Sekunde lang komisch... ja nicht mal unfreiwillig, dafür waren die entsprechenden Momente einfach zu schlecht. Es war einfach nur peinlich, lächerlich, dämlich und dumm, und zwar in einem Ausmaß, dass es mir richtiggehend weh tat und immer noch tut. Ich bin mehr und mehr im Kinosessel versunken, habe wieder und wieder ungläubig den Kopf geschüttelt, und hoffte einfach nur, dass es bald vorbei ist. Selten bis nie war der Drang vorzuspulen, um die entsprechenden Momente zu überspringen, so stark wie hier, und ich kann gar nicht beschreiben, wie sehr ich mir wünschen würde, das Kino hätte die entsprechende Filmspule einfach verloren und/oder vergessen. Ehrlich, ich kann beim besten Willen nicht verstehen, wie man die entsprechenden Szenen witzig finden kann. Und selbst wenn ich es nachvollziehen könnte, sei mir die Frage gestattet, ob es denn wirklich der richtige Weg ist, den düsteren Peter Parker absichtlich zur Witzfigur zu degradieren. Verliert man damit nicht an Wirkung und verwässert die eigene Message? Zudem ist es etwas schwer nachzuvollziehen, was die ganzen Frauen am bösen Parker so anziehend finden, wenn ich ihn selbst einfach nur zum schreien komisch finde (was ja wie gesagt leider ohnehin nicht der Fall war), oder? Insofern passt es ja nicht einmal logisch zusammen - aber das ist wahrlich das kleinste Problem der entsprechenden Szenen. Ich schwöre, das waren die mit Abstand schlechtesten Filmminuten, die ich im Kino erlebt habe, seitdem Will Ferrell in "Verliebt in eine Hexe" verzaubert wurde. Einfach nur abgrundtief schlecht...

Ein weiteres Problem dieser Szenen ist Maguire's Darstellung. Wenn ich mich fragt, er kann's einfach nicht - böse schauen, meine ich jetzt - weshalb ich ihm diesen Teil seiner Rolle einfach nicht abkaufen konnte. Insofern hatte er wohl ebenfalls großen Anteil am Scheitern der entsprechenden Szenen und daran, dass es auf mich einfach nur lächerlich wirkte. Hier wäre wohl ein Jake Gyllenhaal deutlich erfolgreicher gewesen, hat dieser doch in Donnie Darko schon bewiesen dass es ihm auch problemlos gelingt, düstere Aspekte einer Rolle zu meistern. Wobei, an dem Wischmopp auf dem Schädel wäre vielleicht selbst er gescheitert, was weiß man. Egal, zurück zum Film: Nachdem Parker nach der extrem schlechten Szene in der Bar Mary-Jane unabsichtlich verletzt hat, ist er endlich soweit sich das schwarze Kostüm vom Leib zu reißen - ca. 30 Minuten vor Filmende. Angesichts der Tatsache, dass Venom innerhalb der Spiderman-Fangemeinde zu den beliebtesten Bösewichten zählt, dürften wohl einige vom Kurzauftritt ihres Lieblingsfeindes enttäuscht sein. Mehr als die Kürze seines Auftritts störte mich aber, dass Brock's Motivation im Gegensatz zu den bisherigen Spiderman-Schurken kaum Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Gut, ok, Spidey spannt ihm die Freundin aus und kostet ihm seinen Job, aber 1. hat er letzteres sehr wohl auch selbst zu verantworten, und 2. erscheint mir dies trotzdem eher schwach, um seinen großen Hass auf Parker und seinen Todeswunsch in der Kirche zu erklären. Mir erschien es jedenfalls sehr übertrieben, und dieser Handlungsstrang generell wenig ausgereift - was gerade angesichts der Tatsache schade ist, dass sich viele andere Szenen wiederum in die Länge ziehen.

Nun war es Zeit für den großen Showdown, und wenn wenigstens dieser noch halbwegs versöhnlich gewesen wäre, hätte ich mich ja vielleicht sogar noch zu einer durchschnittlichen Wertung durchringen können, aber leider: Es ging gleich los mit einer weiteren kopfschüttel-Szene, als Spidey an einer überdimensionalen amerikanischen Flagge vorbeifliegt, und auch danach wurde es nicht besser. Was übertriebene Action betrifft setzte der Showdown sogar noch eins drauf, und war mit dem riesigen Spinnennetz und dem überdimensionalen Sandman mehr "over the top" als jener aus "Hulk" - und das will was heißen. Jedenfalls war ich aufgrund dieser übertriebenen Szenen und der meines Erachtens wieder mal suboptimalen Inszenierung der Action zuerst vom Showdown gelangweilt, und später dann sogar genervt. Zudem waren einige der Special Effects - vor allem in Anbetracht des großen Budgets - nicht überzeugend, wie z.B. der Sturz des Taxis. Vor allem fehlte es dem Showdown aber an einem essentiellen Element: An Spannung. Wieder einmal bringt man MJ in Lebensgefahr, und da man als Kinobesucher ohnehin schon genau weiß, dass sie überleben wird, hält sich die Spannung sehr in Grenzen. Zudem litt der Showdown an der Vorhersehbarkeit der Wendung rund um Harry. Ja, ich weiß... viele andere wurden von diesem Twist wohl überrascht, aber ich für meinen Teil habe schon sehr lange vermutet, dass es sich genau so entwickeln würde. Und damit meine ich nicht nur, (Achtung, Spoiler!) dass der neue Goblin und Spiderman Seite an Seite kämpfen, sondern auch, dass Harry den Heldentod stirbt, nachdem er Spiderman das Leben gerettet hat (Spoiler Ende) - und so hat es sich schließlich dann ja auch 1:1 zugetragen. Insofern konnte leider auch dieser Twist für mich nichts mehr herausreißen.

Was dem Ganzen dann schließlich die Krone aufgesetzt hat war die ständige Kommentierung des Geschehens durch die Reporter bzw. die Menschenmenge. Hier erreichte Spiderman 3 ein Trashlevel, dass jenem der 70er-Batman-Serie in nichts mehr nachsteht. Die ständigen übertriebenen Reaktionen und Kommentare á la "Dies ist ein schwarzer Tag für New York", "Diese Brutalität!" etc., waren einfach nur billig, peinlich und lächerlich. Die Szene als Peter dem Sandman verzeiht war dann viel zu kitschig, außerdem wirkte sein plötzlicher Sinneswandel auf mich nicht gerade überzeugend. Zudem war ich zu diesem Zeitpunkt vom Film so genervt und wollte einfach nur mehr dass es zu Ende ist, dass die besagte Szene gar keine Wirkung mehr entfalten KONNTE - denn Spiderman 3 hatte mich zu diesem Zeitpunkt schon längst verloren. (Achtung, Spoiler!) Harry's Tod hätte mich aber selbst wenn der Rest des Films gefallen hätte nicht überzeugt - zumindest nicht so, wie dieser umgesetzt wurde. Vor allem Maguire's schauspielerische Leistung fand ich in dieser Szene absolut grauenhaft. Es sah so lächerlich aus als er zu heulen anfing, dass ich mich wirklich zurückhalten musste, um nicht laut aufzulachen (Spoiler Ende). Einen so entscheidenden Moment derart zu versemmeln ist einerseits eine Kunst und andererseits eine absolute Frechheit - und das gilt jetzt nicht nur für Maguire sondern auch für Raimi. Da ich den Film zu diesem Zeitpunkt schon gehörig leid war, konnte ich schließlich auch nachvollziehen, wie es wohl all jenen bei Rückkehr des Königs gegangen sein muss, die mit "Herr der Ringe" nicht so viel anfangen konnten und mit einem Ende nach dem anderen bedient wurden. Ich hoffte nach jeder Abblende, der Film sei nun endlich vorbei, und dann ging's erst recht wieder weiter, zuerst zur Trauerfeier, dann zur Versöhnung im Jazz-Lokal. Danach war der Film aber doch noch zu Ende, und ich konnte mir vor Erleichterung ein erfreutes "Ja, endlich!" nicht verkneifen. 

Wer jetzt glaubt, ich wäre der Einzige gewesen der diesen Film katastrophal fand, der irrt. Von meiner Freundin und meinem Freund mal abgesehen, die ihn beide genau so schwach fanden wie ich, schaute ich bei meinem Weg aus dem Kinosaal in zahlreiche ungläubige und enttäuschte Gesichter. Applaudiert wurde von niemandem - ganz im Gegenteil: Während des Abspanns waren vereinzelt sogar Buhrufe zu hören - etwas dass ich in den 15 Jahren in denen ich nun regelmäßig ins Kino gehe noch nie zuvor erlebt habe. Versteht mich bitte nicht falsch: Ich will damit keinesfalls sagen, dass Spiderman 3 niemandem gefallen wird. Ich bin sogar davon überzeugt, dass der eine oder andere vom Abschluss dieser Trilogie sogar richtiggehend begeistert sein wird, da er sich an den soap-artigen Elementen, den Längen und den zahlreichen lächerlichen Szenen nicht stört. Aber im Gegensatz zu z.B. Sunshine, der natürlich nicht jedem gefallen wird und dies aber auch nicht will, da er eine Nische bedient, ist Spiderman 3 ein Film für die Massen. Ein Blockbuster, der eine möglichst breite Publikumsschicht ansprechen will. Nun, im Kino war alles vertreten, vom kleinen Kind bis hin zu eher älteren Semestern, und niemand schien allzu begeistert zu sein, viele waren, wie bereits erwähnt, sehr enttäuscht. Der Film wird sicher sein Publikum finden und einige - vielleicht gerade Spiderman-Fans oder solche die eher oberflächliche Action bevorzugen und sich von den 300 Mio. Dollar Budget blenden lassen - werden begeistert sein. Doch sein Ziel, die Massen anzusprechen, hat Spiderman 3 in meinen Augen klar verfehlt, und ich hoffe und denke, dies wird sich auch am Einspielergebnis zeigen. Abschließend noch zwei Feststellungen, die recht anschaulich verdeutlichen, wie schwach und enttäuschend ich "Spiderman 3" fand: 1.) Neben meiner Freundin saß so ein kleiner klugscheißender Racker. Als Spidey auf dem Kirchturm saß, meinte er: Ist das der Stephansdom? Das war - mit Abstand - der beste Moment des Kinoabends, und das ist traurig. 2.) Von diesem unfreiwillig komischen Sager mal abgesehen hat die kleine Kröte nur genervt. Ständig musste er neunmalkluge Meldungen schieben um zu beweisen wie gut er sich auskennt, etc. Und das nicht flüsternd, oder zumindest in normaler Lautstärke, nein er musste seine ach-so-große Weisheit fast hinausschreien. Trotzdem fand ich diesen kleinen Bengel weniger nervig als Spiderman 3. Beides zusammen sagt eigentlich schon alles über den Film aus, was es zu sagen gibt.

Fazit: Ich kann mich nicht erinnern, den Kinosaal jemals zuvor so enttäuscht verlassen zu haben. Ja, es gibt ein paar gute Elemente und Szenen, aber diese verblassen vollkommen im Vergleich zu den zahlreichen Schwächen, mit denen "Spiderman 3" behaftet ist. Die viel zu rasante, übertriebene und teilweise sogar ins lächerliche abdriftende Action, die Charakterentwicklung auf Seifenopfern-Niveau, die Vorhersehbarkeit, einige vor Kitsch nur so triefende Szenen, die wieder einmal mit dem Holzhammer servierte Moral, insbesondere aber die grauenhaft-lächerlichen Szenen, in denen Peter Parker als böser, selbstverliebter Macho mit Little Nicky-Frisur durch New York wandelt, machten den 3. Teil der Spiderman-Reihe für mich zu einer frustrierenden, extrem mühsamen und oftmals richtiggehend schmerzhaften Filmerfahrung, die ich nur zu gern aus meinem Gedächtnis streichen würde. Wenn "Spiderman 3" ein Indikator für die Blockbuster des Jahres ist, dann steht uns ein wirklich beschissener Kinosommer ins Haus.

Wertung:   (3/10)             

 

Verfasser: cornholio

Veröffentlicht am 03.05.2007

 

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