The Game
USA 1997, 128 Min.
Regie: David Fincher
Mit
einer überraschenden Wendung am Ende eines Films ist das so eine Sache. Oftmals
lässt sich das Ende zu leicht erahnen, weshalb es dann natürlich an Wirkung
verliert. Andererseits darf man auch nicht auf Teufel komm raus ein überraschendes
Ende inszenieren, das dann rückwirkend betrachtet überhaupt keinen Sinn
ergibt. Normalerweise gelingt es Filmen, zumindest eine dieser beiden Fallen zu
umgehen. In BEIDEN Bereichen zu scheitern ist allerdings schon ein Kunststück...
Nicholas Van Orton (Michael Douglas) ist ein
erfolgreicher, aber doch recht einzelgängerischer Banker. Für seinen 48.
Geburtstag (das Alter, in dem sein Vater Selbstmord begannen hat), hat sich sein
Bruder Conrad (Sean Penn) etwas ganz besonderes einfallen lassen: Die Firma „Consumer
Recreation Services“ bietet ein Spiel an, welches ein völlig neues Erlebnis für
den betreffenden Teilnehmer verspricht. Nicholas‘ Neugierde ist geweckt, und
nachdem er die verschiedensten Untersuchungen über sich ergehen lassen mußte,
willigt er schließlich ein, daran teilzunehmen. Danach häufen sich seltsame
Ereignisse: Aus dem Fernseher spricht jemand zu ihm, und schon bald stattet ihm
Conrad einen weiteren Besuch ab und warnt ihn vor dem „Spiel“. Als er schließlich
gekidnappt wird und sogar Schüsse auf ihn abgegeben werden, droht Nicholas
nicht nur seinen Job, sondern auch seinen Verstand zu verlieren. Ist er tatsächlich
Ziel einer persönlichen Intrige, die ihn in den Selbstmord treiben soll, oder
ist alles doch nur ein Spiel???
!!! ACHTUNG !!!
Es ist für mich unmöglich, eine Kritik zu diesem Film zu schreiben, ohne auf das Ende einzugehen. Daher befinden sich unter dieser Warnung
!! SPOILER !!
Normalerweise bin ich niemand, der Filmen keine Chance
gibt oder dem es schwer fällt, sich auf einen Film einzulassen. Leider hat es
„The Game“ nie geschafft, mich davon zu überzeugen, dass das, was sich auf
der Leinwand abspielt, tatsächlich mehr ist als bloß ein Spiel. Eine
Vermutung, die mich den ganzen Film lang begleitet hat, und die durch
verschiedene Faktoren (z.B. die ganzen Untersuchungen, denen er sich unterziehen
musste, bevor er unterschreiben durfte) gestärkt wurde. Auch der Besuch von
seinem Bruder hat mich nicht davon überzeugen können, dass hier irgend eine
Intrige im Gange ist, immerhin hat ER ihm dieses „Spiel“ ja geschenkt, es wäre
also nicht weiter verwunderlich, wenn er quasi ein Teil davon wäre. Schließlich
wurden die Situationen, in die Van Orton kamen, immer absurder, dennoch ging
nichts davon so weit, dass ich mich von meiner Vermutung abbringen ließ.
Wie jeder, der den Film gesehen hat, weiß, hatte ich
natürlich recht. Und insofern hat das Ende auf mich praktisch jede Wirkung
verloren. In gewisser Weise fand ich es zwar schön, dass ich mit meiner
Vermutung recht hatte, dennoch war ich enttäuscht, hatten mir doch alle von dem
überraschenden Ende von „The Game“ vorgeschwärmt. Für mich war aber
eigentlich immer klar, wie es ausgehen würde, wollte man dem Zuschauer durch
immer absurdere und gefährlicher wirkende Situationen doch quasi dazu ZWINGEN,
anzunehmen, dass es sich hier um mehr als um ein Spiel handelt.
Leider hat man es
damit am Ende übertrieben: Ein völlig verstörter Van Orton sieht keinen
anderen Ausweg mehr, als sich wie sein Vater das Leben zu nehmen, und stürzt
sich vom Haus hinunter. Eben diese Szene ist es, die den Film für mich so
ruiniert hat. Ich meine, wenn ich halt mit meiner Vermutung die ganze Zeit recht
gehabt hätte, und alles hätte einen Sinn ergeben; schön, ok, konnte mich der
Film halt nicht täuschen, was soll’s. „The Game“ hätte sich aufgrund der
tollen Inszenierung und des großartigen Schauspiels von Michael Douglas locker
auf 6 von 10 Sternen gerettet. Aber dieses Ende...
Zuerst einmal: Orton möchte sich das Leben nehmen. Schön
und gut, und warum springt er dafür überhaupt vom Dach, und versucht’s nicht
gleich mit der Pistole, mit der er anscheinend gerade seinen Bruder erschossen
hat? Etwa bloß, weil sein Vater sich anno dazumal ebenfalls auf diese Weise das
Leben genommen hat? Ist denn die Art und Weise wie man Selbstmord begeht tatsächlich
genetisch bedingt und vererbbar? Haben die Orton’s etwa ein Lemming-Gen in
sich, von dem wir nichts wissen?!?!
Der nächste, und weitaus schwerwiegendere Punkt:
Tatsache ist, Van Orton hätte sich von IRGEND EINER ANDEREN STELLE DES DACHES
hinunterstürzen können. Und was dann? Dann hätte es wohl „Game Over“
geheißen... Sicher, wenn man zu diesem Zeitpunkt genau so verwirrt war wie
Orton, dann ist das Ende natürlich genial, einfach weil man nicht damit
RECHNET, weshalb man sich von dieser Wendung eventuell blenden lässt. Nur war
dies bei mir nun mal nicht der Fall, und die Tatsache bleibt, dass es 1. nicht
vorauszusehen war, dass er sich überhaupt herunterstürzen würde, und 2. schon
gar nicht, VON WELCHER STELLE AUS er dies tun würde. Insofern war das Ende für
mich nicht nur nicht überraschend, es ergibt auch überhaupt keinen Sinn. Eine
Wendung nur der Wendung willen, überaus konstruiert und vollkommen unlogisch...
Fazit: Wieder mal ist Fincher’s Inszenierung sehr gelungen, und wieder mal „versaut“ das Ende für mich den ganzen Film. Das ist schade, hätte ich doch grundsätzlich damit, dass angeblich so überraschende Ende schon von vornherein zu erahnen, durchaus leben können. Da der letzte Schritt zur großen Auflösung aber leider derart unrealistisch und unlogisch ausfallen mußte, hat mich „The Game“ dann doch schwer enttäuscht.
Wertung: (3/10)
Verfasser: cornholio
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