Ein Feuer auf der Tiefe

(A Fire Upon the Deep)

 

Veröffentlichung: 2004 (1992), 629 Seiten

Autor: Vernor Vinge

Verlag: Heyne

In einem von Menschen bewohnten System erwacht nach einem misslungenen Experiment eine unvorstellbar alte Intelligenz, deren Ziel es ist, sich sämtliches Leben zum Untertan zu machen oder zu vernichten. In letzter Minute gelingt es einer Gruppe von Menschen, aus dem System zu fliehen. An Bord ihres Schiffes befindet sich der Schlüssel zur Vernichtung der Intelligenz. Doch bei der Flucht wurde der Antrieb beschädigt, und so muss die Besatzung auf einem fremden Planeten notlanden, um ein paar Reparaturen vorzunehmen. Nur kurz nach ihrer Ankunft werden sie von seltsamen wolfsähnlichen Wesen, die immer in Rudeln auftreten, angegriffen - nur 2 Kinder bleiben am Leben. Währenddessen breitet sich der Einfluss der Intelligenz wie eine Seuche in der Galaxis aus. Die letzte Hoffnung ist schließlich ein einzelnes Schiff, dass losgeschickt wurde, um möglichst unauffällig nach dem abgestürzten Raumschiff zu suchen. An Bord: Die beiden Skrodfahrer Blaustiel und Grünmuschel sowie die Menschen Ravna Bergnsdot und Pham Trinli. Doch bei einem unfreiwilligen Zwischenstopp erregen sie etwas zu viel Aufmerksamkeit - und nur wenig später heftet sich eine Flotte der Intelligenz an ihre Fersen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt... 

"Ein Feuer auf der Tiefe" spielt zwar zeitlich nach "Eine Tiefe am Himmel", wurde jedoch einige Jahre vorher geschrieben. Und ich muss gestehen: Mir hat Vinge's jüngeres Werk deutlich besser gefallen. Zwar fallen auch diesmal wieder Komplexität, Originalität und und Ideenreichtum der erschaffenen Welt sowie der Handlung positiv auf, doch der Roman schafft das Kunststück, trotz ca. 200 Seiten weniger LÄNGER zu wirken als "Eine Tiefe am Himmel". Das größte Problem des Romans ist wohl, dass die von Vernor Vinge hier erschaffene Welt schon fast wieder etwas ZU komplex und abgefahren ist. Vinge wirft uns ohne jegliche Vorbereitung in eine Welt, welche die Vorstellungskraft der meisten Leser übersteigen dürfte, und dies ist nicht nur höchst verwirrend, sondern auch frustrierend. Ständig hat man das Gefühl, den Roman nicht vollständig verstehen zu können und fragt sich verzweifelt, was es z.B. mit den verschiedenen Ebenen des Universums (Langsam, Transenz etc.) auf sich hat und versucht, aus dieser sehr vielschichtigen und komplexen Kreation irgendwie schlau zu werden. Ich habe keinen Zweifel daran, dass in Vinge's Kopf alles irgendwie einen Sinn ergibt - jedoch schafft er es nicht, diesen dem Leser zu transportieren.

Dem Nachwort zur Folge war dies von Vinge sogar (zumindest teilweise) beabsichtigt. Er WOLLTE keine definitiven Antworten auf die von ihm aufgeworfenen Fragen geben und einen Interpretationsspielraum lassen. Leider war jedoch zumindest MIR die von ihm erschaffene Welt einfach zu konfus, so dass ich nicht die geringste Ahnung hatte, welche Schlüsse ich daraus ziehen könnte. Für mich war Vinge's Kreation einfach ein wenig zu verwirrend, es war was die Komplexität betrifft schon wieder zu viel des Guten - mit katastrophalen Folgen für den Roman. Denn die Verwirrung sorgt dafür, dass man nicht so recht in die von Vernor Vinge geschaffene Welt eintauchen kann. Dadurch kommt es zu einer gewissen Distanz zwischen der Handlung und dem Leser - man fühlt sich als relativ unbeteiligter, externer Beobachter, und es ist einem einfach nicht so recht möglich, mitzufiebern. Eben dies drückt dann doch recht stark auf die Spannung. Da ist es nicht gerade hilfreich, dass "Ein Feuer auf der Tiefe" wie schon Vinge's jüngeres Werk wieder einige Länge aufweist. Insbesondere war ich aber vom Ende enttäuscht: Während man bei "Eine Tiefe am Himmel" für die mitgebrachte Geduld mit einem mitreißenden und grandiosen Finale belohnt wurde, ist der Showdown in "Ein Feuer auf der Tiefe" enttäuschend unspektakulär - und so wie der Rest des Romans leider nur leidlich spannend.  

Fazit: Wer sich einen ähnlich guten Roman wie "Eine Tiefe am Himmel" erwartet, wird enttäuscht werden, denn durch die sehr komplexe und verwirrende Welt, die Vinge hier erschaffen hat, entsteht zwischen dem Roman und dem Leser eine gewisse Distanz, die verhindert, dass man so richtig in die Handlung eintaucht...

Wertung:    (4/10)

Verfasser: cornholio

 

Themenverwandte Reviews:

Eine Tiefe am Himmel

 

Zurück zur Übersicht

Zur Hauptseite

 

Cover © 2004 Heyne