Eine Tiefe am Himmel

(A Deepness in the Sky)

 

Veröffentlichung: 2003 (1999), 807 Seiten

Autor: Vernor Vinge

Verlag: Heyne

In Tausenden von Jahren hat sich die Menschheit in 2 verschiedene Spezies geteilt: die Dschöng-Ho, eine Art Handelsallianz, sowie die Aufsteiger, die sich mittels Implantaten verbessern und sich mit den "Fokussierten" eine Sklavenschicht geschaffen haben, die ihnen besser dient als es jedes menschliche Wesen, aber auch jeder Computer, könnte. Die Entdeckung des "Ein-Aus-Sterns" (so genannt, da er alle 350 aufs neue zu "brennen" beginnt, ehe er ca. hundert Jahre später erneut erlischt) führt zu einem Wettrennen zwischen den beiden Zivilisationen - denn auf einem Planeten des Systems, der aufgrund der Ähnlichkeit der Bewohner mit Spinnen auf den Planeten "Arachna" getauft wurden, befinden sich intelligente Lebewesen, die kurz davor stehen, die Schwelle zum Weltraum zu durchbrechen. Außerdem vermutet man Artefakte längst vergangener und hochentwickelter Zivilisationen auf dem Planeten. Anfangs einigt man sich zwischen den Dschöng-Ho und den Aufsteigern auf eine Kooperation, doch schon bald kommt es zum Kampf, bei dem die Aufsteiger als Sieger hervorgehen. Pham Trinli, Anführer der Dschöng-Ho, versucht verzweifelt, im Untergrund eine Rebellion gegen die nun bestimmenden Aufsteiger anzuzetteln. Doch damit der Plan funktioniert, braucht er Hilfe von den fremdartigen Bewohnern von Arachna... 

"Eine Tiefe am Himmel" schafft es eigentlich gleich ab der ersten Seite, den Leser in seinen Bann zu ziehen - lediglich die recht hohe Komplexität der Handlung ist zu Beginn doch etwas abschreckend. Doch nach und nach taucht man in das von Vernor Vinge erschaffene Universum ein und beginnt, Zusammenhänge und damit die Handlung an sich besser zu verstehen. Vor allem in den ersten 100 - 150 Seiten ist die Handlung noch dazu sehr packend und spannend erzählt. Erstaunlich früh kommt es dann schon zum großen Konflikt zwischen den beiden Rassen - von dem man noch dazu relativ wenig mitbekommt. Es ist halt nicht Vinge's Absicht, mit diesem Roman ein großes Actionfeuerwerk loszulassen - er möchte vielmehr eine epische Geschichte über den Konflikt zweier Völker erzählen, und wie der Ausgang dieser Auseinandersetzung bestimmend für das Schicksal einer ganzen Zivilisation ist. Apropos Zivilisation: Zu Beginn dürfte dem Leser die Darstellung der Arachnoiden etwas... nun... lächerlich vorkommen - fahren diese doch in Autos herum etc. Gar zu "weltlich" wirkt die von Vinge beschriebene und eigentlich doch so fremde Welt Arachna's. Erst ca. zur Mitte des Buches erfährt man, dass man das Geschehen nicht unmittelbar, sondern quasi als Erzählung der sich mit den Arachnoiden befassenden Übersetzer verfolgt - und diese versuchen, deren Welt in für Menschen verständlichen Begriffen zu beschreiben. Hier wäre es eventuell doch besser gewesen, den Leser gleich darüber aufzuklären - denn so kann man sich vor allem zu Beginn auf die Handlung rund um diese fremde Rasse nicht so recht einlassen.

Überhaupt gibt es nach dem guten Beginn doch einen recht langen (200-300 Seiten) Durchhänger - hier beschreibt Vinge in Auszügen die Jahrzehnte bis zum neuen "Erwachen" des Ein-Aus-Sterns, und schildert nicht nur die ersten Züge des Komplotts von Pham Trinli, sondern lässt uns auch an den Gedanken und Handlungen anderer zentraler Figuren teilhaben. Die Geschehnisse/Schicksale der Personen an sich sind dabei durchaus interessant, spannend und teilweise auch bewegend - nur zieht es sich einfach zu sehr - hier hatte ich doch das Gefühl, Vinge hätte das gleiche mit 100 Seiten weniger erreichen können. Ab ca. der Mitte des Buches steigt die Spannung dann jedoch wieder kontinuierlich an, bis diese schließlich in einem fast 150 Seiten-langem und wirklich packendem Finale kulminiert. Es ist auch eben dieser Teil des Buches, in dem sich die zuvor vielleicht etwas zu ausführlich erscheinende Charakterzeichnung bezahlt macht - denn hätte Vinge nicht so viel Zeit in die Beschreibung seiner Figuren investiert, hätte man am Ende längst nicht so mitfiebern können, wie zumindest ich dies getan habe. 

Fazit: Bei "Eine Tiefe am Himmel" handelt es sich ohne jeden Zweifel um ein beeindruckendes SF-Epos, allerdings braucht man als Leser ein bisschen Geduld, ehe die Begeisterung für diese Welt so richtig entfacht wird. Wer durchhält, wird mit einer wundervollen, spannenden und originellen SF-Geschichte und einem grandios-fulminanten Finale belohnt. Für Freunde epischer SF-Romane absolut empfehlenswert...

Wertung:    (8/10)

Verfasser: cornholio

 

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