Evolution

 

Veröffentlichung: 2004 (2002), 822 Seiten

Autor: Stephen Baxter

Verlag: Heyne

In seinem neuesten SF-Epos beschreibt Stephen Baxter den Familienstammbaum einer bestimmten Person - vom ersten Säugetier zur Zeit der Dinosaurier über verschiedene Reinkarnationen der Menschenaffen bis hin zum modernen Menschen - und wagt danach zudem einen Ausblick in die (nicht allzu rosige) Zukunft. 

Der erste Teil des Romans, in dem Stephen Baxter die langsame Entwicklung der Säugetiere zu den Mescnenaffen beschreibt, ist ohne jeden Zweifel der faszinierendste und beste. Irgendwie hat mich der Roman in diesen Stellen sehr an die interessante BBC-Doku "Die Erben der Saurier - im Reich der Urzeit" erinnert, wo man ebenfalls diese Entwicklung geschildert hat, und auch der Ansatz ist in beiden Fällen recht ähnlich, nämlich insofern, als dass man wissenschaftliche Erkenntnisse mit Spekulationen und/oder Fiktion vermischt. Eine sehr interessante und spannende Kombination, die in der BBC-Dokumentation funktioniert hat, und (zumindest in diesem ersten Teil des Romans) auch bei "Evolution"... einfach, da man durch die Erzählung einer Geschichte mehr in das Geschehen involviert wird als bei einer einfachen Abhandlung von Fakten. Jedenfalls war dieser Teil von "Evolution" wirklich interessant und höchst faszinierend. 

Vor den Menschenaffenkapiteln hatte ich aufgrund der grauslichen Portraitierung in "Ursprung" schon richtiggehend Angst, aber Gott sei Dank war es längst nicht so schlimm wie von mir befürchtet. Stephen Baxter hat offenbar dazugelernt und erspart uns ähnliche Grauslichkeiten, wie sie dort dargestellt wurden, ohne dabei jedoch die primitive und oftmals auch schonungslos-gewalttätige Lebensweise unserer Vorfahren zu verharmlosen. Trotzdem, auch wenn dieser Teil des Romans deutlich besser ist als Baxter's entsprechende Darstellung in "Ursprung", im Vergleich zum vorangegangenen Teil sind die Menschenaffenkapitel deutlich schwächer. Anfangs weiß es ja noch durchaus zu gefallen, aber die Unterschiede zwischen den verschiedenen Inkarnationen unserer Vorfahren sind halt teilweise nicht groß genug, wodurch sich doch einige Dinge mit der Zeit wiederholen - was auf die Spannung drückt. Zudem wirken die einzelnen Kapitel oftmals doch etwas zu ausgedehnt, was dem Lesevergnügen zusätzlich zusetzt. Am besten ist Baxter in diesem Teil des Romans noch das Australien-Kapitel geglückt, dieses war einfach angenehm kurz, knackig und damit spannend. 

Große Hoffnungen hatte ich dann wieder, was die "Zukunftsaussichten" der Menschheit betrifft, hat sich Baxter doch u.a. auch damit in "Zeitschiffe" (für mich einer der besten SF-Romane aller Zeiten - ein Review wird hoffentlich bald folgen) selbst übertroffen. Leider wurde er jedoch meinen (zugegebenermaßen hohen) Erwartungen nicht gerecht. Während insbesondere die Entwicklung der Menschenaffen viel zu ausführlich beschrieben erscheint, sind seine Ausflüge in die Zukunft der Menschheit schon wieder zu kurz. Er pickt sich auszugsweise immer wieder verschiedene Zeitpunkte aus der Entwicklung heraus, doch ist er dabei meines Erachtens zu zaghaft, was zu einer recht (bzw. ZU) sprunghaften Beschreibung unserer Zukunft führt. Unglücklicherweise erscheinen noch dazu die einzelnen Kapitel erst recht wieder zu ausgedehnt - wenn er die Entwicklung etwas ausführlicher (also mit mehr "Zwischenstationen") beschrieben und dafür die einzelnen Abschnitte gekürzt hätte, wäre es wohl besser gewesen - vor allem, da man gerade von einem der entscheidenden und wichtigsten Momenten dieses Epos, der Vernichtung der Menschheit, kaum etwas mitbekommt. 

Fazit: Sind die ersten 200-300 Seiten mal vorbei, hat der Leser meines Erachtens schon das Beste hinter sich. Der Rest zieht sich teilweise leider und ist ähnlich spannend wie die Weltmeisterschaften im Curling...

Wertung:    (3/10)

Verfasser: cornholio

 

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