Homecoming

 

Veröffentlichung: 2003, 262 Seiten

Autor: Christie Golden

Verlag: Pocket Books

"Wir stehen selbst enttäuscht und seh'n betroffen, den Vorhang zu und alle Fragen offen". Dieses berühmten Zitats von Berthold Brecht bediente sich die Space View in ihrer Ausgabe 5/01, um in einem einzigen Satz den Eindruck des Voyager-Finales wiederzuspiegeln. Ich selbst hätte es nicht besser sagen können. Schon seit dem Pilotfilm hatte ich befürchtet, dass es die Voyager erst in den letzten beiden Folgen schaffen würde, endlich nach Hause zu kommen. Ich hatte aber zumindest auf einem Ende à la "Deep Space 9" gehofft - die erste Hälfte der Doppelfolge wird dazu benutzt, den Handlungsrahmen abzuschließen, und danach gibt man uns Zeit, uns von den liebgewonnenen Charakteren zu verabschieden. Aber ein ""Wo sind wir?" - "Zu Hause" - Ausblenden"-Ende hatte selbst ich nicht erwartet. Christie Golden versucht nun in ihrer Duologie, das Nachzuholen, was die Macher beim Voyager-Finale verpasst haben. Mit "Homecoming" ist ihr dies auch durchaus geglückt...

Wenige Tage, nachdem die Voyager im Sonnensystem erschienen ist, befindet sie sich immer noch auf dem (absichtlich langsamen, damit die Voyager-Crew genug Zeit hat, sich wieder zu "akklimatisieren") Heimweg zur Erde. Anfangs sind Janeway und ihre Besatzung ziemlich enttäuscht: Was haben sie nicht alles für Abenteuer erlebt, neue Rassen kennen gelernt, und einige durchaus interessante wissenschaftliche Entdeckungen gemacht. Doch die Föderation, noch ganz im Zeichen des erst vor kurzem zu Ende gegangenem Konfliktes mit dem Dominion, interessiert sich eigentlich nur für die Borg-Technologie, mit der die Voyager ausgestattet ist. Doch die Enttäuschung über diese gar einseitige Befragung ist vergessen, als es zum großen Wiedersehen der Crewmitgliedern mit ihren Freunden und Verwandten kommt. Bald darauf trennen sich die Wege der Voyager-Crew, und alle gehen nun neuen Aufgaben nach. Doch schon bald holt sie die Vergangenheit ein: Auf einmal taucht auf der Erde ein Nanovirus auf, dass Menschen in Borg verwandelt! Ist die Voyager von den Borg gar als trojanisches Pferd benutzt worden??

Schöne heile Welt: Tom Paris versteht sich glänzend mit seinem Vater, Torres versöhnt sich ebenfalls mit ihrem Dad, und erfährt sogar, dass ihre Mutter gar nicht gestorben ist. Harry's frühere Verlobte ist immer noch sehr an ihm interessiert, 7 of 9 und Chakotay trennen sich (und JA, das ist eine gute Nachricht *g*) und die gute Janeway versteht sich nicht nur mit ihrem Ex-Mann, sondern auch mit dessen neuer Frau glänzend... So sehr man der Voyager-Crew auch ein harmonisches Wiedersehen gönnt, gar so dick hätte man nun auch wieder nicht auftragen müssen. Doch Gott sei Dank gibt es auch kleine Schattenseiten: Vor allem 7 of 9 hat es nicht leicht, wird sie doch ständig von Reportern und Fans belagert und belästigt. Auch der Holodoc hat so seine Probleme, denn zwar wird er aufgrund seines Holo-Romans überall erkannt und auch gefeiert, doch für seine eigentliche Tätigkeit, nämlich die Medizin, scheint sich auf einmal niemand mehr zu interessieren. Ab ca. der Hälfte des Buches wird es dann richtig spannend: Die ausbrechende Borg-Seuche fügt dem ganzen heile Welt-Szenario doch ordentliche Risse zu. Man kann nur hoffen, dass die Autorin nicht bei der Fortsetzung der Mut verlässt, denn wenn die Voyager-Crew diese Seuche durch ihre Rückkehr wirklich ausgelöst hätte (wenn auch nur unabsichtlich, versteht sich), wäre das eine wunderschön-bittere Entwicklung. Lediglich die Handlung rund um Kim's Freundin macht mir Sorgen. Allzu krampfhaft wird hier versucht, ein Konflikt aufzubauen, was leider ziemlich scheitert. Und spätestens am Ende des Buches weiß wohl jeder aufmerksame Leser schon, wer im Hintergrund die Fäden zieht (deutlicher will ich nicht werden). Schade, dass man diese Entwicklung gar so offensichtlich machen musste...

Fazit: Der Teil, der sich wirklich auf die Rückkehr der Voyager mit all dessen Konsequenzen befasst, ist durchaus gut gelungen, wenn auch teilweise die "heile Welt" ein bisschen zu sehr beschworen wird. Auch die Geschichte rund um das Nano-Virus ist spannend, und verspricht eine sehr interessante Fortsetzung. Doch gänzlich gelungen ist dieser Roman dann leider auch wieder nicht, erscheinen doch gewisse Entwicklungen irgendwie arg erzwungen und teilweise auch sehr vorhersehbar.  

Wertung:  (6/10)

Verfasser: cornholio

 

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