Das Zeichen der Vier

(The Sign of the Four)

 

Veröffentlichung: 1988 (1890), 152 Seiten

Autor: Sir Arthur Conan Doyle

Verlag: Haffmans

Seit einigen Jahren erhält eine bezaubernde junge Dame pünktlich zu ihrem Geburtstag eine wunderschöne Perle. Nun möchte sich ihr unbekannter Gönner mit ihr treffen, und obwohl er ihr in seinem Schreiben versichert, dass er nur die besten Absichten verfolgt, ist sie verständlicherweise verunsichert - und wendet sich an Sherlock Holmes, der sie zu diesem Treffen begleiten soll. Noch bevor die beiden gemeinsam mit Dr. Watson die Wohnung in der Baker Street verlassen, hat Sherlock Holmes die Identität des Unbekannten sowie seine Beweggründe herausgefunden - trotzdem droht sich der Fall noch einmal deutlich zu verkomplizieren, als ein Mord passiert. Und obwohl Sherlock Holmes auch diesen in gewohnt souveräner Manier aufzuklären vermag, drohen ihm die Täter zu entwischen...

Sir Arthur Conan Doyle's 2. Sherlock Holmes-Roman hat mir sogar noch eine Spur besser gefallen als der ohnehin schon gelungene Einstieg in die Reihe. Dies liegt vor allem am zugrundeliegenden Kriminalfall: War dieser, wie in meinem Review angemerkt, bei "Eine Studie in Scharlachrot" noch sehr schlicht und simpel, erwartet Sherlock Holmes diesmal ein deutlich komplexeres und mysteriöseres Rätsel - immerhin war das Zimmer des Ermordeten von innen verschlossen. Und so kann Holmes' ausgezeichnete Beobachtungs- und Kombinationsgabe diesmal gleich deutlich stärker beeindrucken. Doch nicht nur ist der Fall bei "Das Zeichen der Vier" deutlich interessanter geraten, der Roman ist auch um einiges spannender geworden als sein Vorgänger - insbesondere Dank der Verfolgungsjagd, die im Endeffekt sogar im Sande verläuft.

Eben diese Sackgasse, während der Sherlock Holmes trotz seiner Fähigkeiten doch tatsächlich mit seinem Latein am Ende zu sein scheint, ist eine weitere wesentliche Stärke des Romans. Nicht nur trägt diese Wendung deutlich zur Spannungssteigerung bei, die entsprechenden Szenen bieten uns zudem weitere Einblicke in Holmes' Persönlichkeit. Interessant auch, dass im Gegensatz zum Vorgänger das nähere Beleuchten der Motive bzw. der Vergangenheit des Täters gerade mal ein Kapitel einnimmt. Auch erfolgt die Schilderung nicht im Stile einer richtigen Rückblende, sondern mittels einer Erzählung - wodurch doch eine gewisse Distanz aufgebaut wird, da man als Leser nicht so in die Geschichte involviert ist, als wenn es sich um eine richtige Rückblende handeln würde, wo man das Geschehen unmittelbar miterlebt. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Motive des Täters diesmal deutlich weniger nobel ausgefallen sind als beim letzten Roman, und Doyle gar nicht WILL, dass sich der Leser mit ihm identifiziert.

Jedenfalls ist "Das Zeichen der Vier" für jeden Krimi-Fan ein höchst unterhaltsames Lesevergnügen - mit einer Einschränkung: Das relativ schwache erste Kapitel, in dem unkundige Leser in die Welt von Sherlock Holmes (und dessen Fähigkeiten) noch einmal eingeführt werden sollen. Zwar ist es verständlich, dass Doyle auch in seinem 2. Roman noch eine Art Einführungskapitel haben wollte, trotzdem wirkt es etwas seltsam wenn der gute Dr. Watson ob Holmes' willkürlicher Deduktion so überrascht ist wie beim ersten Mal - mittlerweile sollte er dessen Fähigkeiten ja doch schon etwas besser kennen. Doch von diesem kleinen Kritikpunkt sollte man sich als Fan von Kriminalromanen nun wirklich nicht abschrecken lassen...

Fazit: Vom wiederkäuenden 1. Kapitel einmal abgesehen ist "Das Zeichen der Vier" ein höchst unterhaltsamer und empfehlenswerter Kriminalroman.

Wertung:  (9/10)

Verfasser: cornholio

 

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Cover © 1988 Haffmans Verlag