Abschließende Kritik zu "24 - Tag 2"
Im Großen und Ganzen gilt natürlich für Jack Bauer's 2. Tag auch das, was ich schon zur 1. Staffel gesagt hatte. Trotz der Schwächen ist "24" eine absolut innovative und außergewöhnliche Serie, die sich jeder Thriller-Fan nicht entgehen lassen sollte. Auch die 2. Staffel hat stellenweise wieder absolute Hochspannung geboten und einige wirklich herausragende Stunden TV-Unterhaltung geliefert. Ein besonderes Lob ist auch diesmal wieder den Schauspielern zu machen. Wie schon bei Tag 1 offenbart sich keine einzige Schwachstelle im erstaunlich großen Ensemble. Jeder füllt seine Rolle wirklich perfekt aus, wobei natürlich insbesondere Kiefer Sutherland als noch rücksichtsloserer Jack Bauer, Dennis Haysbert als Präsident Palmer sowie Xander Berkeley als dem Tod geweihter George Mason hervorstechen. Auch Sean Callery's Score konnte mich wieder begeistern - wenn ich auch seine Komposition für die 1. Staffel insgesamt etwas besser fand (nichtsdestotrotz freut es mich, dass man sich endlich dazu entschlossen hat, eine Soundtrack-CD rauszubringen - wenn auch leider nur eine einzige CD für die ersten 3 Staffeln). Ebenfalls gelobt werden muss die ansprechende Inszenierung bzw. die qualitativ hochwertige Optik, die "24" mehr wie einen Kinofilm fürs Fernsehen als eine simple TV-Produktion aussehen lassen.
Wie schon bei der 1. Staffel kann jedoch leider das Drehbuch mit den anderen Aspekten der Produktion nicht ganz mithalten. Es zeigt sich das bereits vom 1. Tag bekannte Bild: Jack Bauers Handlungsstrang ist der Beste, der Rest ist im besten Fall schmückes Beiwerk und im schlechtesten Fall störend, nervig und/oder überflüssig. Das Problem daran: Je besser Jacks Storyline, desto störender sind alle Ablenkungen, da man einfach wissen will, wie es mit ihm weitergeht. Jacks Geschichte ist das Herzstück der Serie, daraus bezieht "24" auch in seiner 2. Staffel den Großteil der Spannung - wird zu einem anderen Ort geschwenkt, wird dadurch die Spannung oftmals reduziert - und je schlechter die anderen Handlungsstränge sind, desto störender wirken sie. Leider war bei der 2. Staffel keine einzige andere Geschichte dabei, die halbwegs interessant und/oder gelungen gewesen wäre. Palmer's Story hatte zwar ein paar gute Momente, wirkte aber auch zumeist eher so, als würde sie die Story unnötig aufhalten. Gleiches gilt, mit der Ausnahme Mason, für die Geschehnisse innerhalb der CTU. Die absolut haarsträubendste Storyline wurde aber natürlich wieder einmal Kim zuteil. Egal, ob sie vom wahnsinnigen Vater verfolgt wird, mit einer Leiche im Kofferraum herumfährt, mit einem waghalsigen Manöver aus den Händen der Polizei flieht, Aug in Aug' mit einem Puma steht, von einem Freak im Bunker festgehalten oder von einem verrückten Kerl als Geisel genommen wird - Kim's Handlungsstrang ist absolut dämlich, nervig und nervenaufreibend, und wohl die größte Schwachstelle der 2. Staffel. Wie sich die gleichen Autoren, die für Jacks absolut packende Geschichte verantwortlich sind, solch einen Mist ausdenken können, werde ich wohl nie verstehen...
Neben Kim's Story gibt es jedoch noch eine 2. große
Schwäche: Wie schon bei Jack Bauer's erstem Tag gibt es auch diesmal wieder
einen argen Durchhänger. Nachdem die Bombe einmal gezündet wurde, fällt die
Spannung in den Keller, und die Macher versuchen verzweifelt mit verschiedenen
Plot-Konstruktionen, Wendungen etc. diese wieder zu erhöhen - und erreichen
genau das Gegenteil. Das letzte Drittel der Staffel wirkt teilweise einfach viel
zu konstruiert und wurde mit zu vielen wenig gelungenen Twists ausgestattet, als
das es auch nur halbwegs so begeistern könnte wie die Stunden zuvor. Alles
wirkt unheimlich in die Länge gezogen, so als wäre den Machern nach der
großen Bombe die Ideen ausgegangen, und nun würden sie verzweifelt versuchen,
die Lücke bis zum großen Finale noch irgendwie zu füllen. Und so darf sich
Jack Bauer von Hinweis zu Hinweis hangeln, immer wieder Rückschläge einstecken
und hilflos dabei zusehen, wie das Interesse der Zuschauer schwindet. Erst die
letzte Folge bot dann wieder TV-Unterhaltung auf außergewöhnlich hohem Niveau
und konnte zumindest halbwegs für die vorangegangenen schwachen Stunden
entschädigen. Es ist zu hoffen, dass die Macher bei der 3. Staffel diesen
Fehler nicht mehr begehen werden, bzw. dass sie generell wieder mehr wert auf
eine gut durchdachte und rundum interessante und gelungene Handlung legen,
dafür die Dosis an überraschenden Wendungen etwas reduzieren, und vor allem:
Dass sie uns mit einer ähnlich dümmlichen Storyline wie jener von Kim
verschonen...
Wertung:
(Durchschnittswert aus den Einzelbewertungen aller Episoden: 6,25)
Verfasser: cornholio
13:00 - 14:00 (Staffel 3, Folge 1)
07:00 - 08:00 (Staffel 2, Folge 24)