03:00 - 04:00
Staffel 4, Folge 21
Audrey
ist über Jacks Entscheidung, Paul einfach so sterben zu lassen, erschüttert,
und auch ihn haben die Ereignisse der letzten Minuten sehr mitgenommen. Und als
wären die Geschehnisse rund um Paul nicht schon schlimm genug, muss Jack nun
erfahren, dass bei der Entführung von Lee der chinesische Konsul im Kugelhagel
versehentlich erschossen wurde. Der Chef der chinesischen Sicherheit drängt nun
auf eine Untersuchung und kommt in die CTU, um Nachforschungen anzustellen und
Beweise zu finden, dass die CTU hinter dem Anschlag steckt. Bei all diesen
tragischen Ereignissen scheint sich der Preis, den man für Lee zahlen musste,
wenigstens letztendlich auszuzahlen, als dieser aus dem Koma erwacht und Jack
den vermeintlichen Aufenthaltsort von Marvan nennen kann. Jack zieht gemeinsam
mit einem Einsatzteam los, um den Terroristen endlich zu stellen - und diesmal
gelingt es ihnen tatsächlich, Marvan zu stellen. Doch die Ernüchterung folgt
auf dem Fuße, denn der Abschuss der Rakete mit dem Atomsprengkopf steht kurz
bevor. Ziel: Unbekannt...
Eigentlich habe ich mir ja von "24" auch nichts anderes erwartet, trotzdem war ich davon äußerst positiv angetan: Die Ereignisse der letzten Folge wurden nicht einfach unter den Tisch gekehrt oder beiseite geschoben, um anderen (eventuell spannenderen?) Handlungen Platz zu machen, sondern (sogar für recht lange Zeit) thematisiert. Jack versucht, Audrey gegenüber sein Verhalten zu erklären, doch ihrer Reaktion nach scheint er sie mit dieser Tat endgültig verloren zu haben. Der einzige Wehrmutstropfen dieser ansonsten wirklich gelungenen Szene: Die Macher haben es meiner Meinung nach verabsäumt (bzw. halt einfach nicht geschafft), den Zuschauern klar zu machen, wie wichtig Audrey für Jack ist. Eben deshalb habe ich bei der entsprechenden Szene längst nicht so mitgefühlt, wie dies möglich gewesen wäre. Von diesem Kritikpunkt abgesehen haben mir diese Szenen jedoch wirklich gut gefallen. Besonders gelungen fand ich insbesondere Jack's ehrliche Antwort auf Buchanan's Frage, ob es ihm gut gehe. Ich vermag die entsprechenden Momente aus anderen Serien und Filmen, in denen der Held dann natürlich bestätigt, dass alles in Ordnung sei, gar nicht mehr zu zählen. Auch hier beschreitet "24" einen anderen Weg, in dem Jack ihm ganz ehrlich offenbart "Nein, es geht mir überhaupt nicht gut". Hier leistet sich der sonst so professionelle und nur auf seinen Job fixierte Jack einen kurzen Moment der Schwäche. Kurz lässt er sich von seinen Gefühlen, vom aufgestauten Frust und Zorn und der Verzweiflung überwältigen und sagt Buchanan genau, was er empfindet - was die Figur, ähnlich wie in der Abschlussszene aus Staffel 3, menschlicher und interessanter macht.
Nach
diesem gelungenen Einstieg in die Folge schlägt "24" dann wieder
etwas ruhigere und auch weniger dramatische Töne an. Die Ermittlungen des Chefs
der chinesischen Sicherheitsabteilung sind ohne jeden Zweifel mal etwas neues
und eine willkommene Abwechslung, waren jedoch nicht wirklich spannend und/oder
dramatisch - was halt insbesondere nach dem Ende der letzten Episode negativ
auffällt. Deutlich besser gefallen konnte mir da schon der schwelende Konflikt
zwischen Präsident Logan und seinem Berater Palmer. Ersterer ist außer sich
als er erfährt, dass der chinesische Konsul bei einem Geheimeinsatz der CTU
ermordet wurde - und wenn wir uns ehrlich sind, hat er damit eigentlich gar
nicht mal so unrecht. Hier ist mir dann leider auch erneut die etwas
unverhohlene Manipulation der FOX-Leute aufgefallen: Nicht nur, dass Logans Entrüstung
sehr hochgespielt wurde und die Tatsache, dass die Kritik an der Vorgehensweise
aus einer Witzfigur von einem Präsidenten kommt, die Kritik natürlich auch
inhaltlich herabwertet, wird sie zudem dadurch entkräftet, dass mit Palmer eine
Figur, die der Zuschauer in den vorangegangenen Staffeln kennen und lieben
gelernt hat, die gegenteilige Position einnimmt. Hier wird man also wieder mal,
mehr oder weniger geschickt und subtil, dazu angehalten, die Ermordung des
Konsuls zu verharmlosen, als notwendiges Übel zu betrachten, und nicht mehr
weiter darüber nachzudenken. Natürlich ist die Frage, ob angesichts der
Alternative der Tod des Konsuls nicht doch in gewisser Weise gerechtfertigt war
und als das kleinere Übel betrachtet werden muss, durchaus gerechtfertigt -
aber gar so simpel, wie uns die Macher dies in einigen Szenen weiß machen
wollen, ist die Antwort auf diese Frage dann halt nun mal doch nicht.
Wenigstens sind die entsprechenden Untertöne (im Gegensatz zur grauenhaft-überzogenen
Amnesty International-Kritik) nur äußerst leise vorhanden und störten daher
meinen Sehgenuss nur unwesentlich - vor allem auch deshalb, da Palmer seine
Aktion gegenüber Logan zwar verteidigt, andererseits aber deutlich zu erkennen
ist, dass er den Tod des Konsuls sehr bedauert. Trotzdem hätte ich auch sehr
gut OHNE entsprechende Manipulationsversuche, so subtil und geringfügig wie sie
auch gewesen sein mögen, leben können. Immerhin... nach einem ganz leichten
Durchhänger in der Mitte der Folge (als die meines Erachtens eben nicht
optimale Untersuchung des Sicherheitschefs deutlich im Mittelpunkt stand) wurde
es dann gegen Ende hin noch einmal so richtig spannend: Wieder erfährt die CTU
Marvans Aufenthaltsort, und diesmal gelingt es ihnen sogar tatsächlich, ihn
sich zu schnappen. Die Freude ob dieses Erfolges währt jedoch nicht lange, als
sie erkennen müssen, dass Marvans Gruppe über eine Rakete verfügt und der
Abschuss kurz bevorsteht. Hier gelang es 24 wieder einmal, Hochspannung zu
verströmen - und auch wenn bis zur tatsächlichen Detonation der Bombe wohl
noch ein paar Stunden vergehen werden, ist man durchaus schon gespannt, wie es
der CTU gelingen wird, die Rakete rechtzeitig aufzuhalten...
Fazit: Zu Beginn brilliert die Folge mit der Aufarbeitung der Ereignisse der
vorangegangenen Episode. Danach gibt es mit der weniger interessanten
Untersuchung des Chefs der chinesischen Sicherheitsabteilung und dank einiger
fragwürdigerer Untertöne (so leise sie auch gewesen sein mögen) einen
kleineren Durchhänger, ehe in den letzten Minuten beim Angriff auf Marvan und
seine Leute wieder mal die Hochspannung regiert. Insgesamt also eine durchaus
gelungene Folge mit kleineren Schwächen, die jedoch kaum der Rede wert waren...
Wertung:
Verfasser: cornholio
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