05:00 - 06:00

 

Staffel 4, Folge 23

Mandy hat Tony in ihre Gewalt gebracht und stellt Michelle nun vor die gleiche Wahl, der sich Tony in der vorangegangenen Staffel stellen musste: Entweder sie hilft Mandy dabei, der CTU zu entkommen, oder Tony stirbt. Zu Beginn scheint Michelle auf diesen Handel tatsächlich eingehen zu wollen, doch mit der Zeit plagen sie Gewissensbisse. Kann sie Millionen von Menschen wirklich einfach so opfern, "nur" um Tony zu retten? Schließlich fasst sie einen schweren Entschluss und weiht Buchanan in Mandy's Erpressungsversuch ein. Man beschließt, angeblich auf ihren Vorschlag einzugehen, ihr in Wahrheit aber eine Falle zu stellen. Doch diese reicht den Braten und sprengt sich und Tony in die Luft...

Die Folge beginnt mit einer hochdramatischen Ausgangssituation, die noch dazu eine herrliche Symmetrie zur 3. Staffel schafft: Mandy wendet sich an Michelle und droht ihr, Tony umzubringen, wenn sie ihr nicht bei der Flucht hilft. Nun sieht sich Michelle genau dem selben Problem konfrontiert wie Tony in Staffel 3: Kann sie wirklich den Tod von hunderttausenden von Menschen in Kauf nehmen, um Tony zu retten? Bei Tony war sie Sache klar, er hat sich für Michelle entschieden, und auch sie versucht zu Beginn ihre persönlichen Interessen in den Vordergrund zu stellen. Doch schließlich überkommen sie doch Schuldgefühle und so schwer es ihr fällt, sie erzählt Buchanan von Mandy’s Forderung - auch wenn man sieht, dass ihr dies alles andere als leicht fällt. Natürlich war die Ausgangssituation nicht unmittelbar vergleichbar - wo bei Tony noch einige Stunden bis zum angedrohten biologischen Angriff waren und es auch noch andere Spuren gab, steht diesmal die Katastrophe kurz bevor... und wenn es nicht gelingt, Mandy zu schnappen, scheint die Hoffnung die Rakete noch aufhalten zu können ein für alle mal verloren... trotzdem wird deutlich, dass Michelle sich doch eher von anderen Prinzipien leiten lässt, als Tony dies getan hat. Es wird interessant sein, zu sehen, wie Tony darauf reagieren wird. 

Womit wir in gewisser Weise schon beim größten Problem der Folge wären, denn natürlich ist Tony nicht wirklich tot, war die gesamte Aktion mit dem Auto doch nur eine Finte von Mandy. Leider jedoch war just Tony's Scheintod, vermutlich die wichtigste Szene dieser Episode, unheimlich ungeschickt und vor allem extrem durchsichtig inszeniert. Wir sind es von 24 gewohnt, dass man uns die Action bzw. die Geschehnisse recht deutlich zeigt - ich kann mich an keine einzige Szene der gesamten Serie erinnern, die ähnlich distanziert gedreht worden wäre wie jene, in der wir sehen sollen, wie Mandy angeblich gemeinsam mit Tony ins Auto steigt. Natürlich war die (versuchte) Täuschung nicht anders möglich, aber zusammen mit der Szene zuvor, als Mandy ihre Nachbarn besucht, war einfach viel zu eindeutig, was hier passiert. Der Frust darüber, dass dann auch tatsächlich alle auf den Trick reinfallen (außer Jack, der wieder mal der klügste und cleverste sein darf und der Einzige ist, dem etwas an der Sache spanisch vorkommt - *gähn*) hat schließlich dazu geführt, dass ich mit der trauernden Michelle nicht im geringsten mitfühlen konnte. Hier wäre es wohl wirklich besser gewesen, man hätte erst gar nicht versucht, zu Zuschauer hinters Licht zu führen, sondern hätte das Täuschungsmanöver offen zugegeben. Doch so wie es hier inszeniert wurde (nämlich bemüht-überraschend) war es einfach nur peinlich... 

Von der ungeschickten Inszenierung bei Tony’s Scheintod sowie der Tatsache, dass natürlich wieder mal nur Jack etwas vermutet und niemand auf ihn hören will einmal abgesehen, gibt es an dieser Folge nichts wesentliches zu kritisieren. Besonders Jacks Konfrontation mit Mandy war großartig - keiner der beiden hat sich eine Blöße gegeben, und auch wenn Jack natürlich im Endeffekt siegreich war, hat sich Mandy wahrlich nicht schlecht geschlagen. Jetzt bleibt nur zu hoffen, dass die Macher nicht einen weiteren Kult-Bösewicht verheizen sondern es Mandy gelingen wird, sich freizukaufen - auf dass sie das "24"-Universum auch in einer weiteren Staffel wieder mal heimsuchen kann. Die Nebenhandlung rund um Präsident Logan ist natürlich längst nicht so spannend und mitreißend wie Mandy's (versuchte) Flucht, kann aber mit dem netten Manöver rund um Palmer auch soweit überzeugen. Daneben wird auch die Handlung rund ums chinesische Konsulat weitergesponnen. Diese war in der abgelaufenen Folge jetzt nicht sonderlich prickelnd - vor allem die Tatsache, dass es den Chinesen gelungen ist, den Hubschrauber mit dem Agenten abzufangen, sowie die sich wieder einmal in bester Star Trek-Rothemden-Manier gebarende Sicherheitstruppe sind weniger gelungen - aber das Geständnis am Ende lässt die Spannung noch einmal ordentlich steigern. Denn sind wir uns mal ehrlich: Dass es der CTU gelingen wird, Marvan zu schnappen und die Rakete noch aufzuhalten, daran besteht natürlich kein Zweifel. Aber das chinesische Konsulat könnte noch für die eine oder andere überraschend-üble Wendung sorgen - und sorgt somit dafür, dass es trotz des vorhersehbaren Ausgangs in der Marvan-Storyline auch in der letzten Folge gewohnt spannend bleibt...

Fazit: Hätte man Tony’s Scheintod nicht gar so durchsichtig inszeniert, hätte die vorletzte Episode dieser Staffel ein weiteres, ganz großes Highlight werden können.

Wertung:          

 

Verfasser: cornholio

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   06:00 - 07:00

   04:00 - 05:00

 

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