Angriff auf G'Kar

(The Parliament of Dreams)

Staffel 1, Folge 5

G'Kar ist gerade dabei, sich ein köstliches Abendessen vorzubereiten, da wird er von der Türklingel rüde unterbrochen. Ein Kurier bittet um Einlass, da er eine wichtige Mitteilung von der Heimatwelt überbringt: Du'Rog, ein alter Feind von G'Kar, ist gestorben - in seiner letzten Videobotschaft schwört er seinem Erzfeind allerdings bittere Rache dafür, dass er ihn einst um seinen Platz im Rat der Narn gebracht hat. Binnen 48 Stunden, so versichert Du'Rog ihm, wird auch G'Kar sein Leben verlieren. Nach diesen nicht gerade rosigen Aussichten ist G'Kar vorerst sein Appetit vergangen. Ihm ist bewusst, dass der Attentäter jederzeit auf ihn lauern könnte. Um so skeptischer ist er, als sich Na'Toth als seine neue Assistentin vorstellt. Doch als sich schließlich der wahre Attentäter offenbart, ist sie seine einzige Chance auf Rettung. In der Zwischenzeit trifft Catherine Sakai auf der Station ein, eine Ex-Freundin von Colonel Sinclair. Anfangs versucht er, ihr aus dem Weg zu gehen, doch schließlich sucht er sie auf, und man beschließt, gemeinsam Abendessen zu gehen. Schließlich finden die beiden trotz ihrer Unsicherheit und Skepsis wieder zueinander. Und als wäre all das nicht schon genug, sorgen auch noch einige religiöse Zeremonien für Aufregung auf der Station: Jede auf Babylon 5 vertretene Zivilisation ist aufgefordert, ein Ritual ihrer dominierenden Glaubensrichtung zu präsentieren. Nach der pompösen Feier der Centauri und der erhabenen Zeremonie der Minbari versucht Sinclair verzweifelt, einen ähnlich beeindruckenden Weg zu finden, um die Religionen der Menschheit vorzustellen...

Denkwürdige Zitate:
"But in purple, I'm *stunning*"

Dieser Gag, der zu den bekanntesten und beliebtesten der gesamten Serie gehört, wurde mit "Aber wenn ich erst mal richtig in Stimmung komme, bin ich umwerfend!" sogar halbwegs erfolgreich ins Deutsche gerettet. Der nachfolgende Dialog zwischen Vir und Garibaldi ist allerdings auch nicht zu verachten:

"Ah, he has become one with his inner self"
"He passed out!"
"That too..."

Erwähnenswerte Synchro-Fehler:
Diesmal ausnahmsweise nichts weltbewegendes - allerdings frage ich mich, warum man den Attentäter am Ende der Folge unbedingt bis in die Andromeda-Galaxie schicken musste; oder warum die Xon in der deutschen Synchron nur aus dem gleichen Sonnensystem, nicht aber dem gleichen Planeten stammen. Zugegeben, das sind Kleinigkeiten - aber ärgerlich ist so etwas schon, wenn das Synchronstudio hier unbedingt meint, willkürliche Änderungen vornehmen zu müssen...

...doch kommen wir nun zur Episodenkritik:

Trotz der Morddrohung gegen G'Kar dominiert bei dieser Folge eindeutig wieder der Humor. Es gibt viele witzige Momente, z.B. wie G'Kar neben der Todesblume erwacht oder als Garibaldi das Höschen entdeckt. Auch die Spannungen mit Na'Toth tragen dank einiger amüsanter Dialoge ("Ambassador, it's not my place to speculate how ANYTHING get's into your bed") einiges zum Humor der Folge bei. Die witzigste Szene ist aber ohne jeden Zweifel die pompöse Zeremonie der Centauri. Das Setting allein lädt ja schon zum Schmunzeln ein, aber dann auch noch die gelassene Stimmung, die Witze über die Xon und der entfesselte Londo, der völlig betrunken auf den Tisch krabbelt - einfach nur köstlich. Zusätzlichen Unterhaltungswert erhält diese Szene durch die unterschiedlichen Reaktionen der Anwesenden, die immer perfekt zur jeweiligen Figur passen. Während sich z.B. Ivanova nicht mehr einkriegt vor lachen, zeigt sich Delenn eher schockiert und verständnislos über die Exzesse der Centauri. Doch auch nach dieser Zeremonie gibt es noch einige amüsante Szenen, z.B. wie G'Kar und Na'Toth den Attentäter verabschieden - mit den gleichen Worten die er zuvor gebraucht hat, als er G'Kar gefoltert hat: "You will know fear, you will know pain, and then you will die." Hier bestätigt sich auch wieder etwas, was G'Kar schon in der 1. Folge zu Londo gesagt hat: "The wheel turns, doesn't it?" - in der Tat.

Auch bei der eher ernsten Zeremonie der Minbari gibt es durchaus einige amüsante Momente - z.B. wie sie alle mit ihren Früchten umgehen, und natürlich, das Delenn gerade bei G'Kar sagt "This is your death". Interessant auch die Hintergründe der Wiederbelebungszeremonie: man darf annehmen dass hier nur kurz angedeuteten Hochzeitszeremonie mehr Bedeutung zugekommen wäre, wenn Sinclair der Commander von Babylon 5 geblieben wäre. Dass es auch bei der Produktion dieser Folge recht amüsant zuging, zeigen die zahlreichen, teilweise zum Schreien komischen "verpatzten" Szenen, die für diese Folge existieren. So gestaltet sich der Dialog zwischen Garibaldi und G'Kar in dessen Quartier ein wenig anders. Als Garibaldi das Höschen hochhebt und G'Kar fragt "Yours?", antwortet G'Kar "No, your mothers!" Auch Bill Mumy's Einstand war deutlich frecher als jener seiner Figur Lennier. Mehrmals ließ er bei seiner Ankunftsszene auf Babylon 5 off-camera witzige Antworten auf Delenn's Frage "Tell me of home" folgen, wie z.B. "Beetlemania is back". Es ist vermutlich dieser Spaß, den die Schauspieler bei den Dreharbeiten hatten, der sich im Endeffekt auch auf die Folge überträgt. Die B-Handlung beschäftigt sich mit dem Wiedersehen zwischen Commander Sinclair und seiner alten Liebe Catherine Sakai, mit der ihn eine durchaus bewegte Geschichte verbindet. Und obwohl sich beide angesichts ihrer bisherigen zahlreichen Trennungen eigentlich sicher sind, dass es nicht lange gut gehen kann, versuchen sie es dann doch erst recht wieder miteinander. Diese sehr eigenwillige romantische Beziehung der beiden unterscheidet sich stark vom üblichen Liebesgeplänkel aus Film und Fernsehen und weiß durchaus zu gefallen. Zudem werden die jeweiligen Szenen von Michael O'Hare und Julia Nickson sehr überzeugend gespielt. Besonders angetan hat es mir ihr kurzer, resignierender Blick vor dem ersten Kuss. 

Was gibt es sonst noch erwähnenswertes? Nun, die Einstellung vom Restaurant kurz bevor sich Sinclair und Sakai dort treffen, war wirklich gut gemacht. Beim Treffen von Sakai mit den Geschäftsleuten gibt es vermutlich die schlechteste schauspielerische Leistung der gesamten Serie zu sehen ("You hit the big time") - zumindest im englischen Original, wo der entsprechende Satz einfach nur grauenhaft rübergebracht wird. Und die letzte Szene dieser Episode war einfach nur großartiger, und der erste "Magic Moment" der Serie: Um das dominante Glaubenssystem der Erde vorzustellen, hat er Repräsentanten aller Religionen und Glaubensrichtungen nach Babylon 5 gebracht, und stellt jeden einzeln vor. Während alle Botschafter ihnen nacheinander die Hand schütteln, fährt die Kamera nach hinten, und offenbart eine immer länger werdenden Schlange von wartenden Menschen. Besonders aussagekräftig daran: Sehr bewusst hat JMS einen Juden neben einen Moslem platziert. Damit symbolisiert er einerseits eine friedliche Koexistenz, und andererseits die Vielfältigkeit der menschlichen Glaubensrichtungen. Eine ungemein bewegende, gänsehauterzeugende Szene voller Stil und Klasse, die mich bei jeder Sichtung der Episode aufs neue begeistern kann...

Fazit: "Angriff auf G'Kar" ist insbesondere dank zahlreicher amüsanter Szenen eine sehr unterhaltsame Episode, doch selbst die bewegende Szene am Ende kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass "Babylon 5" zu diesem doch relativ frühen Zeitpunkt noch nicht ihren richtigen Ton und Stil gefunden hat. Zudem fehlte es bei allem Unterhaltungswert doch ein wenig an Spannung und Dramatik. Eine recht gute Folge mit großartigem Ausklang, aber doch recht weit davon entfernt, zu den besten Episoden der Serie gezählt werden zu können. 

Wertung: (6/10)

Verfasser: cornholio

Veröffentlicht am: 05.06.2007

 

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