Aufbruch in eine neue Welt
(Rising)
Staffel 1, Folgen 1 & 2
Endlich
hat man den Standort der sagenumwobenen Stadt Atlantis ausfindig gemacht. In der
Hoffnung, dort auf Technologie zu stoßen, welcher der Erde bei der Verteidigung
gegen die Replikanten helfen könnte, beschließt man, ein Forschungsteam durch
das Stargate nach Atlantis zu schicken - wobei sich die Teilnehmer hier auf eine
Fahrt ins Ungewisse einlassen, ist doch nicht nur über den Zustand von Atlantis
als auch über die Pegasus-Galaxie nicht das geringste bekannt. Außerdem ist
ungewiss, ob die Stadt genug Energie besitzt, um von dort aus auch wieder zur
Erde zurückzukehren. Trotz der Gefahren findet sich schließlich ein
internationales Forschungsteam, angeführt von der Zivilistin Dr. Weir (Torri
Higginson), welches den Aufbruch in eine neue Welt, und eine ungewisse Zukunft,
wagt. Auf der anderen Seite angekommen müssen sie erkennen, dass Atlantis
tatsächlich versunken ist - wenn auch auf einem fremden Planeten. Schon bald
bemerkt man, dass die Energie knapp ist, und der Schutzschild, der die Stadt vor
den Wassermassen schützt, demnächst versagen wird - da aktiviert sich ein
automatisches Kontrollsystem, und Atlantis steigt an die Oberfläche. Genug
Energie für die Heimreise ist jedoch nicht vorhanden, weshalb man sich gleich
einmal an die Erforschung der fremden Galaxie macht - und dabei nicht nur auf
neue Verbündete, sondern auch einen unerbittlichen Feind trifft, gegen den die
Goa'uld nahezu harmlos wirken...
Bevor ich mit dem eigentlichen Review beginne, möchte ich erwähnen, dass ich durchaus mit einiger Skepsis in diesen Pilotfilm gegangen bin. Die beiden vorangegangenen Stargate-Staffeln waren schon, von einigen wirklich herausragenden Einzelfolgen mal abgesehen, nicht mehr so das Gelbe vom Ei, und haben gezeigt, wie sehr der Erfolg der Serie nach einer solch langen Laufzeit von einem tollen Ensemble abhängt – und von Richard Dean Anderson, der mit seinem O’Neill selbst die schlechtesten Folgen noch unterhaltsam macht. Und gerade jetzt, wo bereits bei der „Original“-Serie einige kreative Engpässe bei den Scripts aufzutreten scheinen, will man eine völlig NEUE Serie starten? Noch dazu ohne O’Neill? Mal abgesehen davon, dass mich die Grundidee eines SG-Teams in einer fremden Galaxis gestrandet, abgeschottet vom Rest des Menschheit, sehr an „Voyager“ erinnert hat, war ich skeptisch, dass die Flucht in ein neues Universum allein die Probleme, welche die (trotz allem immer noch guten!) Staffeln 6 und 7 von Stargate geplagt haben, auf einen Schlag lösen würde. Nachdem ich nun den Pilotfilm der neuen Serie gesehen habe, muss ich vorerst mal feststellen, dass sich einige meiner Befürchtungen durchaus bestätigt haben... das Ergebnis im Endeffekt jedoch doch deutlich besser ausgefallen ist, als ich das erwartet hatte.
Widmen
wir uns zuerst der Besetzung bzw. den Charakteren. Etwas gewöhnungsbedürftig
war für mich die „neue“ Weir. Ich kenne die genauen Hintergründe des
Darstellerinnen-Wechsels nicht, ob es die Macher wollten, ob die Schauspielerin
nicht (mehr) wollte – und eigentlich ist dies auch egal. Was viel wichtiger
ist als das warum ist die Frage, ob man denn nicht jemanden finden hätte können,
der der alten Schauspielerin etwas ähnlicher sieht – ja zumindest die gleiche
Haarfarbe hat? Jedenfalls hat mich dieser doch sehr stark auffallende Wechsel
vor allem zu Beginn doch sehr gestört. Auch erinnert ihre Figur nach der
Umbesetzung noch mehr an Ripley als zuvor – bereits in der letzten Folge von
Staffel 7 hatte ich irgendwie diese Assoziation (die sich wohl bei starken
Frauen als SF-Führungskräfte irgendwie aufdrängt - sofern sie nicht bereits
über ein gereiftes Alter verfügen und Janeway heißen), und jetzt ist es durch
das doch recht ähnliche Aussehen der Schauspielerin mit Sigourney Weaver noch
stärker. Ein etwas vorsichtigeres Casting wäre mir jedenfalls lieber gewesen -
bei ihrer Figur an sich gibt's indes eigentlich nichts zu kritisieren. Noch
wirkt Weir zwar ein bisschen farblos, aber das war ja erst der Pilotfilm,
welcher hauptsächlich der Vorstellung der Figuren und des Settings dient.
Potential für einen interessanten Charakter ist bei ihr jedenfalls vorhanden.
Absolut enttäuscht war ich jedoch vom neuen "Chef", Major Sheppard. Ich hoffe sehr, dass sich dieser nicht zum Hauptdarsteller der Serie mausern wird, denn er ist für mich die uninteressanteste und ungelungenste Figur aus dem gesamten Ensemble. Er wirkt wie eine billige O'Neill-Kopie, bei der man noch dazu möglichst verbergen wollte, dass es sich um eine eben solche handelt, weshalb man verzweifelt versucht, ihn wie eine originelle Figur wirken zu lassen, was völlig scheitert. Sein leicht ironisch-zynischer Humor erinnert einfach zu sehr an O'Neill, ist jedoch leider längst nicht ironisch und zynisch genug, und wirkt daher nur wie ein Schatten des Leitwolfs von SG-1, wie ein "O'Neill Light". Sein Humor mag zwar ähnlich angelegt sein, ist jedoch viel zu harmlos und hat zumindest bei mir nicht gezündet. Ein gutes Beispiel ist die Chicken Sandwich-Szene, welche mir leider nur ein müdes Lächeln entlocken konnte, und bei der ich zugleich darüber nachdenken musste, wie lustig genau die gleiche Szene mit O'Neill bzw. Richard Dean Anderson hätte werden können. Neben der eigentlichen Konzeption der Figur dürfte das auch an der Leistung des Schauspielers liegen. Joe Flanigan verfügt einfach nicht über das nötige Charisma, um den Charme einer solchen Figur rüberzubringen - in meinen Augen eine absolute Fehlbesetzung. Da hilft es auch nichts, wenn O'Neill gemeinsam mit Daniel Jackson einen Gastauftritt absolviert (der übrigens für deutsche Stargate-Fans ziemlich verwirrend wirkt, wurde doch der gute Colonel in der letzten Folge von Staffel 7 eingefroren, und die Fortsetzung davon war leider erst NACH dem Pilotfilm von Atlantis im Fernsehen zu sehen bzw. auf DVD erhältlich) und dem Major Honig ums Maul schmiert, so quasi halber: "He, Zuschauer, seht her, dass ist Major Sheppard, er is'n ganz toller Kerl, also habt ihn doch bitte alle lieb, weil ich find' ihn auch ganz klasse!" Wohl eine der billigsten Einführungen einer Figur in der Geschichte des Fernsehens...
Gott
sei Dank gibt es was die Charaktere betrifft nicht nur viel Schatten (Major
Sheppard), sondern auch viel Licht, in Form des Wissenschaftlers Dr. McKay.
Bereits bei seinen kurzen Auftritten in Stargate hat mir die Figur gefallen - so
sehr, dass ich mir sogar IHN als Daniel-Ersatz gewünscht hätte, statt Parker
Lewis. Die Figur ist einfach unheimlich witzig (im Vergleich zum
bemüht-witzigen Sheppard), und wird von David Hewlett noch dazu kongenial
verkörpert. McKay ist einer dieser herrlich kauzigen Typen, wie ich sie
einfach liebe. Der Rest der Besetzung ist, zumindest im Pilotfilm, noch
unangenehm unauffällig. Aiden Ford wirkt (noch) so farblos wie sein
Enterprise-Kollege Travis Mayweather, Dr. Beckett hat zwar ein paar nette
Sprüche drauf und ergänzt sich insbesondere mit McKay perfekt, scheint jedoch
eher eine Randfigur zu werden, und Teyla hat unangenehme Erinnerungen an das
wirklich schwache "Time Machine"-Remake wachgerufen - welche sich
jedoch hoffentlich bald in Luft auflösen werden. Dennoch wirkt ihr Charakter
irgendwie aufgesetzt, so wie das "Quoten-Alien" in der Truppe - es
wird sich erst weisen müssen, ob die Figur mehr sein darf als ein (ohnehin
nicht übermäßig gelungener) optischer Aufputz. Ihr angedeutetes
Techtelmechtel mit Major Sheppard lässt jedenfalls für die Zukunft nichts
gutes erahnen. Zuletzt noch ein paar Worte zu Robert Patrick bzw. seiner Figur,
Colonel Sumner, welche ja leider nur im Pilotflm auftritt: Warum nur? Sowohl der
Charakter als auch die Darstellung von Robert Patrick waren Major Sheppard in
allen Belangen so deutlich überlegen, dass ich mir wirklich gewünscht hätte,
man hätte Sheppard zum Teufel geschickt und ihn an Bord gelassen. Jedenfalls
hat es mir selten um eine Figur mit solch einem verhältnismäßig kurzen
Auftritt so leid getan.
Kommen wir zur Story. Diese beginnt etwas verkrampft, so als wolle man unbedingt erklären, wieso man den Standort von Atlantis nun plötzlich und so auf die Schnelle herausfinden konnte. Etwas seltsam wirkt es auch, dass man ein komplettes Expeditionsteam einfach mal so durch das Tor in eine fremde Galaxie schickt - ohne zu wissen, was die Leute dort erwartet, oder ob diese dort genug Energie finden werden um wieder zurückzukehren, oder ob und wann es gelingt, wieder mit ihnen in Kontakt zu treten und Vorräte bzw. Verstärkung zu schicken. Sicher ist die Erde, gerade angesichts der neuen Bedrohung durch die Replikatoren (was man jedoch erst in der ersten Folge der 8. Staffel erfährt) sehr daran interessiert, neue Technologien zu finden, um sich verteidigen zu können - nur was hilft mir die beste Technologie, wenn es dann keinen Weg gibt, diese auch zurück zur Erde zu bringen? Irgendwie war die ganze Expedition wenig durchdacht und vor allem viel zu riskant, weshalb die Zustimmung zu dieser waghalsigen Mission doch etwas unrealistisch erscheint. Neben diesen Aspekten tritt auch ein altes Stargate-Problem hier noch einmal deutlich stärker zu tage, nämlich die englisch sprechenden Außerirdischen. Selbst in der eigenen Galaxie ist dies schon sehr unglaubwürdig, aber jetzt sind die sogar noch in einer fremden Galaxie, und trotzdem spricht Teyla's Volk brav die englische Sprache. Vom Design, der Ausstattung und den Effekten her gibt's indes nichts zu meckern. Das Design des "neuen" Stargates ist wirklich toll gelungen, die Idee dieser "Puddlejumper" gefällt mir persönlich sehr gut, und auch die Effekte befinden sich auf dem mittlerweile bei Stargate gewohnt hohen Niveau. Vor allem die Szene des aus dem Wasser aufsteigenden Atlantis ist wirklich gut gelungen. Auch die virtuellen Hintergründe wurden schön in die entsprechenden Szenen eingebaut, so dass alles wie aus einem Guss wirkt. Das Musik-Theme fand ich im Vergleich zu jenem von Stargate nicht ganz so eingängig, ist aber soweit ok.
Zuletzt
muss noch auf die neuen Gegner eingegangen werden. Grundsätzlich sind die
Wraiths ja eine nette Idee, eine interessante Abwandlung der altbekannten
Vampire - leider jedoch wirken sie, zumindest momentan noch, wie die Goa'uld der
Pegasus-Galaxie. Das Design ist zwar wirklich originell und sehr gut gelungen,
und sie wirken auch durchaus beängstigend - jedoch auf mich leider nicht
wirklich bedrohlich. Dies mag daran liegen, dass man über diesen neuen Feind
noch so gut wie nichts weiß, weshalb sie nicht eigenständig genug wirken.
Jedenfalls hatten sie halt auf mich eher den Eindruck eines Wegwerf-Feindes
gemacht (zu denen ja die Goa'uld mittlerweile bei Stargate verkommen sind) denn
einer richtigen Bedrohung. Jedenfalls ist für mich (noch) nicht
nachvollziehbar, warum die technologisch derart überlegenen Antiker gegen
diesen Feind unterlegen gewesen sein sollen. Die entsprechende Information wirkt
wie ein verzweifelter Versuch, dem Zuschauer klar zu machen, dass diese Feinde
noch viel gefährlicher, noch viel fürchterlicher, noch viel böser und
gemeiner sind als die Feinde aus Stargate - und wirkte auf mich im Endeffekt
eigentlich nur billig und vor allem sehr klischeehaft, à la der Standardformel
"Größer, gemeiner, böser". Jedenfalls... falls die Wraiths
tatsächlich dieser legendäre Feind der Antiker sein sollten, ist es um so
unverständlicher, dass dem Team die Rettungsaktion mehr oder weniger
erfolgreich gelang. Womit wir schon beim letzten Punkt sind, der mir nicht ganz
einleuchtet: Da reist die Menschheit tausende von Lichtjahre in eine völlig
fremde Galaxie - und nimmt nicht mal ein paar Stabwaffen oder "Zed's"
mit? Und wie kommt es eigentlich, dass die Menschheit mittlerweile über einen
Hyperraumantrieb, Raumgleiter und sogar einen Weltraumkreuzer verfügt, aber
noch über keine eigene Energiewaffe? Jedenfalls drückt eben dieser Punkt
leider ebenfalls sehr stark auf die bedrohliche Wirkung der Wraiths, dass den
Menschen mit relativ einfachen Mitteln doch tatsächlich die Flucht gelang...
Fazit: Alles in allem ein zwar recht vielversprechender, aber doch eher durchwachsener Start, bei der vor allem Major Sheppard enttäuscht, und die typisch-klischeehafte Version des noch gefährlicheren Feindes etwas negativ auffällt. Wollen wir hoffen, dass einige der aufgetretenen Kritikpunkte im Zuge der 1. Staffel ausgemerzt werden können – denn das Potential zu einer ähnlich guten Serie wie "SG-1" zu werden hat „Atlantis", dem Pilotfilm nach zu urteilen, allemal...
Wertung:
(6/10)
Verfasser: cornholio
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