Abschließende Kritik zur 1. Staffel

 

Die erste Staffel von "Stargate: Atlantis" hat mich vom Gesamteindruck her leider sehr an die erste "Enterprise"-Staffel erinnert: "Atlantis" bietet bisher leider nur sehr oberflächliche, auf Abenteuer und Action fixierte Unterhaltung und spart dabei die aus dem Vorgänger bekannten ernsteren und/oder anspruchsvolleren Elemente fast vollständig aus. Ein weiterer Schwachpunkt, den Atlantis mit Enterprise gemein hat, sind die teilweise unoriginellen Handlungen, bei denen man sich kräftig entweder an der Vorgänger-Serie oder auch an vielen anderen SF-Serien bedient. Die größte Enttäuschung sind aber für mich die sehr schwachen Figuren. Vom Lichtblick McKay mal abgesehen, dem es so wie O'Neill bei SG-1 gelingt, selbst die schlechtesten Folgen noch auf ein erträgliches Unterhaltungsniveau zu heben (so er denn über ausreichend Screentime verfügt) sind mir die Charaktere viel zu egal, wenn man bedenkt, dass ich mittlerweile schon eine komplette Staffel mit den Figuren verbracht habe. Dr. Weir wirkt wie ein recht lahmer Ripley-Verschnitt, und wurde zudem im Verlauf der Staffel mehr und mehr in den Hintergrund gerückt, um den Außenteams mehr Platz einzuräumen. Teyla ist wohl die überflüssigste Figur der ganzen Serie, bei der es noch dazu (vor allem angesichts des Talents der Schauspielerin, dass ich als maximal unterdurchschnittlich bezeichnen würde) viel zu offensichtlich ist, dass sie nur als optischer Aufputz dient - und ist als solcher leider noch nicht mal gelungen, wie ich finde (doch Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden).

Einer der größten Schwachpunkte der 1. Staffel war für mich aber Major Sheppard. Der neue Lead-Charakter wirkt wie eine extrem billige und einfallslose Kopie von O'Neill, der man ständig Kommentare in den Mund legt, die sehr nach Jack klingen, die bei Sheppard aber nicht mal halb so komisch wirken. Ein Grund dafür dürfte sein, dass Joe Flanigan nicht mal ansatzweise über Richard Dean Andersons Ausstrahlung und/oder sein schauspielerisches Talent und/oder sein komödiantisches Timing verfügt. Ein weiterer dürfte in der sehr uncharismatischen bis langweiligen Synchronstimme liegen. Davon abgesehen stört mich aber halt einfach, wie sehr sich Sheppard vom Humor her mit O'Neill ähnelt - immerhin zeigt doch McKay ganz eindeutig, dass es auch möglich ist, eine witzige aber dennoch eigenständige Figur zu erschaffen. Außerdem bietet doch gerade der Rahmen einer SF-Serie (wobei man ehrlich sagen muss dass Atlantis von den Möglichkeiten des SF-Genres eigentlich nur in der Folge "10.000 Jahre" so richtig gebrauch macht) die Möglichkeit, Sheppard tatsächlich zu einer Kopie von O'Neill zu machen: Was hätte denn dagegen gesprochen, wenn zu Beginn der 8. Staffel Jacks Bewusstsein nicht in seinen eigenen Körper transferiert worden wäre, sondern eben in jenen von Major Sheppard, der nach dem Kampf gegen die Goa'Uld über der Antarktis im Koma lag? Auf diese Weise hätte man ohne Probleme einen weiteren Jack O'Neill erschaffen können - und dadurch hätte es wenigstens nicht so konstruiert bewirkt, dass sich Sheppard fast ständig so wie O'Neill verhält.

Fazit: Alles in allem bin ich vom Stargate-Ableger "Atlantis" sehr enttäuscht und kann nur hoffen, dass die 2. Staffel eine deutliche Steigerung mit sich bringt. Besonders gestört haben mich die Konzentration auf oberflächliche Unterhaltung, der sehr starke Action-Abenteuerbezug, das relativ häufige Story-Recycling und die Vorhersehbarkeit vieler Episoden. Auch versucht man wie bei "Enterprise" durch das in Gefahr bringen von Hauptfiguren Spannung zu erzeugen - was nur bedingt gelingt. Auch die Figuren waren - von McKay mal abgesehen - eine herbe Enttäuschung, wobei insbesondere Teyla (das heißt übersetzt wohl "flüssiger als Wasser") und Major Sheppard negativ auffallen. Lediglich die Effekte sowie das gelungene Design der Wraith sind über jeden Zweifel erhaben - davon abgesehen ist die Serie in meinen Augen jedoch stark verbesserungswürdig.

Wertung:             

(Durchschnittswert aus den Einzelbewertungen aller Episoden: 5,26)

Verfasser: cornholio

 

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