Jim
(Threads)
Staffel 8, Folge 18
Daniel Jackson erwacht in einem seltsamen Café, in dem Oma Desala als Kellnerin arbeitet. Er vermutet daraufhin, er wäre wieder aufgestiegen, doch Oma verbessert ihn: Er befindet sich in einer Art Zwischenstation zum Aufstieg, und er muss sich erst wieder dazu entscheiden, erneut diesen Schritt zu wagen. Doch Daniel zögert: er kann und will einfach nicht noch einmal in der Lage sein, seine Freunde zwar in einer Notlage zu sehen, ihnen jedoch nicht im Geringsten helfen zu können - schon gar nicht, wenn Anubis kurz davor steht, das Leben in der Galaxis auszulöschen. Er fragt Oma wie sie so etwas zulassen kann, und möchte auch genau wissen, was bei seinem letzten Aufstieg, an den er sich ja immer noch kaum erinnern kann, passiert ist - doch sie will ihm partout nichts mitteilen. Deutlich gesprächiger ist da schon ein anderer Besucher, nämlich Jim. Dieser unterhält sich recht ausführlich mit Daniel und gibt ihm auch einige interessante Informationen über Oma Desala und Daniel's letzten Aufstieg. Doch ist Jim wirklich der nette und freundliche Kerl, für den er sich ausgibt, oder verbirgt er ein schreckliches Geheimnis?
Der wirklich passende und aussagekräftige Original-Titel bringt es bereits auf den Punkt: In "Threads" (sinngemäß übersetzt "lose Fäden") geht es darum, die noch offenen Punkte aus den vergangenen Jahren abzuschließen und sich langsam aber sicher von der Stargate-Serie, so wie wir sie bisher kannten, zu verabschieden - wird doch die 9. Staffel fast ein kompletter Neustart sein, mit teilweise neuem Cast und einer völlig neuen Handlung. Um sich dafür auch wirklich ausreichend Zeit nehmen zu können, hat man sich etwas besonderes einfallen lassen: So ist "Jim" weder eine normale 42-minütige Einzelfolge noch eine richtige Doppelfolge, sondern eine Art "Extended"-Episode mit einer Netto-Laufzeit von einer Stunde. Die zusätzlichen knapp 20 Minuten erlauben, sich deutlich ausführlicher und ruhiger mit den vielen verschiedenen Handlungssträngen auseinander zu setzen und jeden für sich gekonnt weiterzuspinnen bzw. zu beenden. Dreh- und Angelpunkt der Folge ist dabei die in der Inhaltszusammenfassung erwähnte Geschichte rund um Daniel, Oma Desala und den mysteriösen Jim. Zwar hat mich das Setting (Retro-Cafe irgendwo im Nirgendwo) etwas an die Darstellung des Q-Kontinuums aus der Star Trek: Voyager-Folge "Todessehnsucht" erinnert, trotzdem wurde der Folge dadurch eine angenehm mysteriöse Atmosphäre verliehen - man merkt einfach, dass irgend etwas nicht so recht stimmt, da die Darstellung des Cafès doch irgendwie seltsam und unnatürlich anmutet. Besonders gut hat mir neben dem großartigen Spannungsaufbau innerhalb dieses Handlungsstranges insbesondere das (überraschende) Ende gefallen. Zwar hatte ich etwas ähnliches schon vermutet, trotzdem wurde die entsprechende Auflösung wirklich toll in Szene gesetzt. Großartig dann auch Anubis' Ende: Nachdem dieser Gegner SG-1 nun schon seit Jahren das Leben schwer macht, sind es ausnahmsweise mal nicht unsere 4 Helden, die ihn besiegen, sondern man ist dafür auf eine Macht von außerhalb (eben Oma Desala) angewiesen. Und: Das letzte Duell ist angenehm und erstaunlich unspektakulär, ohne einem langen, sonderlich großen Kampf oder gar einer actionreichen Schlacht - es wird klar, dass Anubis hauptsächlich deshalb so lange existieren konnte, weil Oma Desala ihn nicht vernichten WOLLTE, und nicht weil sie es nicht KONNTE. Eben das gibt dieser gesamten Handlung irgendwie einen ungewöhnlichen und unangenehmen Nachgeschmack - wirklich gut gemacht!
Neben der Haupthandlung rund um Daniel gibt es jedoch noch einige andere, sehr interessante Geschichten, die hauptsächlich persönlicher Natur sind, d.h. auch in diesen Handlungen wird auf sämtliche Action verzichtet. Dies mag dazu führen, dass einigen diese Folge, insbesondere aufgrund ihrer größeren Länge, zu langweilig wird, ich war jedoch mit diesem Ansatz sehr zufrieden - vor allem, da die erzählten Geschichten wirklich interessant waren. So wurden nach langer Zeit endlich wieder mal die Gefühle zwischen Jack und Sam thematisiert - und angesichts des bevorstehenden Einschnittes in der Serie und dem Ausstieg von O'Neill haben die Macher hier wirklich ihre Möglichkeit genutzt, diese Geschichte auch wirklich mal weiterzutreiben und eine mögliche Annäherung zwischen den Beiden zumindest mal anzudeuten. So trennt sich Sam von Pete und Jack wird von seiner Kurzzeit-Affärenfreundin ebenfalls sitzen gelassen, als diese erkennt dass er für seine Kollegin deutlich mehr empfindet. Neben der Trennung von Pete hat Sam jedoch noch einen weiteren, schweren Schicksalsschlag zu verkraften: Ihr Vater liegt im Sterben. Die Momente am Totenbett sind sowohl von Amanda Tapping als auch Carmen Argenziano wirklich großartig und ergreifend gespielt. Lediglich Teal'c wird in dieser Folge etwas vernachlässigt - seine Entscheidung, ob er sich der Jaffa-Rebellion als Führer anschließen soll oder auch weiterhin beim Stargate-Kommando bleiben soll, verkommt zur Randnotiz. Ein kleiner Kritikpunkt, der jedoch kaum negativ auffällt und mich auch nicht weiter gestört hat - vor allem nicht angesichts der großartigen letzten Szene der Folge: Jack und Sam sitzen beim Fischen am Teich, woraufhin Sam froh verkündet "Das hätten wir schon viel früher machen sollen" (auch hier wird wieder angedeutet, dass sich zwischen den beiden etwas entwickeln könnte), und wir schließlich im Hintergrund sehen, wie sich Teal'c und der wiederauferstandene Daniel Jackson ihnen anschließen. Zu viert sitzt man schließlich still und friedlich beim Angeln. Es mag sehr schlicht, unspektakulär und auch ein wenig seltsam klingen (man muss die Serie sicher besser kennen, um diese Szene entsprechend würdigen zu können), ich könnte mir jedoch kein besseres und passenderes Ende vorstellen: Ruhig und schlicht, aber nichtsdestotrotz sehr aussagekräftig... und deshalb auch wirklich höchst gelungen.
Fazit: "Jim" setzt einen höchst gelungenen, passenden und angenehm ruhigen Schlusspunkt unter 8 Jahren Stargate...
Wertung: (9/10)
Verfasser: cornholio
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