Biographie
Scipione Riva-Rocci
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Scipione Riva-Rocci
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* 7. August 1863 in Almese (bei Turin)
† 15. März 1937 in Turin
Das menschliche Herz schlägt bei einer
Frequenz von ca. 75 Kontraktionen pro Minute rund
100.000 mal am Tag (siehe auch Sinusknoten)und bewegt dabei
ein Blutvolumen von rund 6500 Litern täglich.
Abhängig von der Förderleistung des
Herzens und von der Gefäßweite bzw.
-elastizität wird der Blutdruck erzeugt. Dieser
ist eine wesentliche Kenngröße
menschlicher Organzustände und -funktionen.
Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation aus dem
Jahre 1999 sind die optimalen Blutdruckwerte
für Erwachsene systolisch < 120 und
diastolisch < 90 mm Quecksilber.
Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein konnte man
den Blutdruck nur direkt bestimmen, das heißt
durch Einführen von Messsonden in große
Körperarterien. Diese "blutige" Methode war
für die Betroffenen mit Ängsten,
Beschwerden und bestimmten Risiken, wie Infektionen
verbunden. Erst die Entwicklung der "unblutigen"
Verfahren erlaubte die Bestimmung des Blutdrucks auf
einfache und risikolose Weise.
Frühe Geräte dieser Art waren z.B. die
modifizierten Pulsmesser des Physiologen Karl
Vierordt (1818-1884) und des Patologen Samuel
Siegfried von Basch (1837-1905).
Riva-Rocci schuf dann mit seinem Sphygmomanometer
(von griechisch sphygmos = Puls; griechisch metron =
Maß; lateinisch manus = Hand) den Prototypen
des modernen Blutdruckmessers.Ihm zu
Ehren sprechen wir von der "RR" (Riva-Rocci), wenn
wir den Blutdruck meinen. Heute ist der auch vom
Patienten jederzeit messbare Blutdruck zum
Maßstab der eigenen Befindlichkeit geworden.
Die unzulänglichen Methoden bei der Bestimmung
von Herz-Kreislauf-Verhalten vor allem von Kindern
veranlassten Riva-Rocci als Assistenzarzt an der
Medizinischen Klinik in Turin etwa ab dem Jahre 1890
zur Entwicklung eines für Patienten schmerzlos
einsetzbaren Blutdruckmessverfahrens.
1896 beschrieb er in dem Artikel "Un nuovo
sfigmomanometro" eine einfache Methode der
"unblutigen" Bestimmung des Blutdruckes und
führte seinen Prototypen des modernen
Blutdruckmessgerätes zur indirekten Bestimmung
des Blutdrucks vor.
Riva-Roccis Apparat bestand aus einem
Fahrradschlauch, den er als Oberarmmanschette
benutzte (wie dies auch heute üblich ist), aus
einem Gummiballon zum Aufblasen der Manschette und
aus einem Quecksilberbarometer, mit dem er den Druck
in der Armarterie (Arteria brachialis) maß.
Durch Betasten der Pulsader an der Handwurzel
(Pulsus radialis) prüfte Riva-Rocci das
Verschwinden bei steigendem (sytolischem) Druck.
Trotz heftiger Proteste gegen die angebliche
"Entsubjektivierung der Diagnostik" setzte sich
Riva-Roccis´ Methode vor allem in
Krankenhäusern rasch durch. Und schon um die
Jahrhundertwende war die Illusion
traditionsorientierter Ärzte, "dass kein
Instrument den Finger zu ersetzten vermag"
angesichts des unaufhaltsamen Einzugs technischer
erzeugter Körperdaten in die medizinische
Praxis zerstört.
Im Jahre 1905 verbesserte der russische
Militärarzt Nikolai Sergejewitsch Korotkow
(1874-1920) die von Riva-Rocci angegebene Methode,
wobei er das Stethoskop zur Bestimmung des
Blutdrucks einsetzte. Dabei sind die typischen
"Korotkowschen Geräusche" (oder Töne) zu
hören. Diese kommen dadurch zustande, dass das
Blut verwirbelt wird, und deren
Bewegungsgeräusche hörbar sind.
Ab Ende der 1920er Jahre waren
Blutdruckmessgeräte nach dem "System
Riva-Rocci" nicht nur in Krankenhäusern sondern
auch in ärztlichen Praxen anzutreffen. Die
Hersteller priesen vor allem die nicht auslaufbaren
Quecksilberbehälter und das "bruchfeste Etui"
aus Pressstoff oder Holz an.
Nach dem 2. Weltkrieg wurden die Instrumente kleiner
und bestanden im wesentlichen aus einer Art
Blasebalg mit Federmanometer und Staumanschette.
1968 kam erstmals ein vollautomatischer
Blutdruckmesser als Vorläufer der modernen
24-Stunden-Blutdruckgeräte zum Einsatz.
Ab 1976 gibt es handliche, leicht zu bedienende
elektronische Selbstmessgeräte, die auch in den
Händen von Patienten die Blutdruckbestimmung
ohne Arzt erlauben.
Seit 1989 sind Geräte zur Blutdruckmessung am
Zeigefinger und seit 1992 elektronische
Blutdruck-Messgeräte mit Handgelenkmanschette
verfügbar.
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