WASSERNIXEN &
FLUSSGÖTTINNEN
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Der Dank der Donaunixe
Im Hössgang unfern der Insel
Wörth lebte einst ein junger Schiffer, der die gefahrvolle
Überfahrt nach beim "Strudel" und "Wirbel"
besorgte. Er bewohnte mit seiner Mutter eine kleine Hütte
am Donauufer.
Eines Tages führte er einige
Bauernburschen in seinem Boot über den Strom, die voll es
frischen Mostes waren und allerlei Unfug trieben. Sie neckten
sich gegenseitig, schaukelten übermütig mit dem Boot
und bespritzten einander. Als sie bei der Insel Wörth vorüberkamen,
tauchte plötzlich bei einer Sandbank eine Donaunixe auf,
die sich dort sonnen wollte.
Kaum hatten die Burschen die Nixe
erblickt, brachen sie in johlendes Gelächter aus, verspotteten
die arg Erschrockene und riefen ihr wüste Schimpfnamen zu.
Als ihres Übermutes kein Ende war, konnte der junge Schiffer
nicht länger an sich halten und fuhr sie ergrimmt an: "Wenn
ihr nicht augenblicklich eure Schandmäuler haltet, sollt
ihr mich kennen lernen. Den nächsten, der noch ein Spottwort
sagt, hänge ich in den Strom, daß ihm der Weindunst
aus dem hohlen Schädel vergeht." Ernüchtert schwiegen
die Burschen; denn sie kannten den Fährmann und wussten,
dass mit ihm nicht zu spaßen sei.
Die Nixe verwand in den Fluten des
Stromes.
Es war damals die Zeit, in der die Türken
ins Land eingebrochen waren und kleinere Scharen der Feinde überall
sengend und mordend umherzogen. In einer düsteren, stürmischen
Nacht klopfte es an der Hütte des Fährmanns, und als
er aufsprang und vor die Tür trat, um nach dem späten
Gast Ausschau zu halten, erblickte er eine vornehm gekleidete
Frau, die mit ihren drei Kindern vor der Hütte stand und
ihn händeringend bat, sie nach dem andern Ufer zu bringen.
Die Türken hätten ihr Heim zerstört, und mit knapper
Not sei es ihr gelungen, ihr und ihrer Kinder nacktes Leben zu
retten und bis hierher zu flüchten. Doch sei ihr der Feind
auf den Fersen und sie fürchte für das Leben ihrer Kinder.
Obwohl der Schiffer glaubte, daß die Türken
wohl kaum seine abseits gelegene Hütte auffinden würden,
ging ihm die Angst der bebenden Frau zu Herzen. Er nahm seine
Laterne und hieß die Frau mit ihren Kindern in sein Schifflein
steigen. Ein wütender Sturm tobte das Donautal entlang, und
die hochgehenden Wellen des angeschwollenen Stromes verhießen
eine gefahrvolle Überfahrt im nächtlichen Dunkel.
Doch den mutigen Schiffer schreckte die Gefahr
nicht. Er stieß vom Ufer ab und fuhr in das rasch dahinscheidend
Wasser hinaus. Aber bald verlöschte ein mächtiger Windstoß
seine Laterne, die starke Strömung drückte das Boot
aus seiner Richtung, und das warnende Rauschen des gefährlichen
Strudels drang immer näher an sein Ohr. Der Schiffer mit
seinem Nachen schwebte in höchster Gefahr.
Da ertönte eine Stimme vom anderen Ufer:
"Hierher!" Der Ruf wiederholte sich mehrmals, und entschlossen
steuerte der Fährmann in jene Richtung, aus der die Stimme
erklungen war. Bald sah er sich bei der richtigen Landungsstelle
und setzte seien Fahrgäste ans Land, wo er die fremde Frau
mit ihren Kindern in eine nahe gelegene Schifferhütte führte,
damit sie hier, geschützt vor Sturm und Unwetter, den Morgen
erwarte. Sie dankte ihrem Retter aus vollem Herzen und versprach
ihm eine hohe Belohnung.
Der Sturm hatte indessen sein Wüten noch
gesteigert. Trotzdem bedachte sich der Jüngling keinen Augenblick,
wieder über den Strom zurückzufahren; denn ihm bangte
um seine Mutter, die er bei der Türkengefahr nicht die ganze
Nacht allein in seiner Hütte lassen wollte. So stieß
er wieder vom Lande ab und ruderte hinaus in den finsteren Strom.
Aber er war noch nicht weit gekommen, als er neuerdings die Führung
über sein Fahrzeug verlor. Der leichte Nachen drehte sich
in die Richtung der Strömung, und er war nicht imstande,
die Herrschaft über das Boot wieder zu erlangen, das von
den sturmgepeitschten Wogen hin und her geschleudert wurde. Allmählich
erlahmte seine Kraft; er ließ das Ruder sinken, und es war
ihm, als treibe er rettungslos dem Untergang im wild rauschenden
Strudel zu.
Als er aber, in sein scheinbar unausweichliches
Schicksal ergeben, den Blick erhob, stand mit einemmal eine hohe
Frauengestalt vor ihm, von der ein schimmerndes Leuchten ausging.
Während er die wunderbare Erscheinung wie gebannt anstarrte,
berührte sie mit leichter Hand das Ruder. Wie von unsichtbarer
Hand gezogen, wendete sich das Boot und strebte unbeirrt von den
rasenden Wogen dem sicheren Ufer zu. Noch hatte der Schiffer seine
Fassung nicht wiedergewonnen, da lag das Boot schon am Strand.
Und ehe er seinen Dank für das sichere Geleit
aussprechen konnte, war das zauberhafte Wesen lautlos in den Wellen
verschwunden.
So dankte es ihm die Nixe, dass er sich ihrer
damals angenommen hatte, als die Bauernburschen sie beschimpften.
Man sah sie seitdem niemals wieder. Die fremde Frau aber kehrte
nach dem Abzug der Türken wieder in ihr Heim zurück
und belohnte den Fährmann reich für seine mutige Tat;
er war mit seiner Mutter fortan jeder Not enthoben.
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