SALIGE, WEISSE &
WILDE FRAUEN
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Von den Dialen
"Die schönen Dialen" nennt frau in den Tälern Graubündens die Waldfrauen, die Saligen. Am häufigsten wurden sie in der letzten Zeit im Unterengadin gesehen. Noch bis heute tauchen bei den heuenden BäuerInnen auf und bieten einen Tisch mit Brot und Fleisch: "Iss und lass" ermuntern sie. Das soll heißen: "Nimm von unseren Gaben an, nimm jedoch nichts von unseren silbernen Geräten!"
Einmal trafen zwei solch Dialen eine ganze Familie
und boten ihr viel Gastlichkeit. Der Knecht, der den Leuten half,
behielt indes das Silbermesser und verbarg es in der Tasche. Da
fing das gestohlene Besteck zu glühen an und verletzte den
Knecht sehr und fiel dann zu Boden.
Die Waldfrauen aber, die Dialen, sahen, dass
diese Menschen falschen Dank zeigten. Die schneeweißen Tische,
auf denen die Feen gedeckt hatten, verschwanden, und alles, was
an schönem Silber darauf gelegen hatte, sank langsam in die
Erde. Es lief auch weiter schlecht für diese Familie. Eine der
Töchter lief zu den Dialen.
Sie sei zu edel und zu schön gewesen für die
Menschen, haben die Dialen gesagt und nahmen sie herzlichst auf.
Noch viele andere Menschenfrauen flohen zu den Waldfrauen in die
Berge.
Seit jener Zeit war alles Suchen nach Gold im
Granitztal vergebens.
Die Hadachweiber verließen die
Gegend für immer.
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