SCHLANGEN & DRACHINNEN

 

Die Drachin von Wildschönau

Die Wildschönau war einst ein See. Es lebte nämlich einmal eine Lindwürmin im Tal, unter der Erde verborgen, die aber beim Ackern irrtümlich vom Pflugeisen getroffen und dabei getötet wurde, bevor sie groß genug war. Beim Sterben biss die große Würmin den Felsen nach Kundl durch, und der See entleerte sich. So entstanden die Wildschönau und die Kundler Klamm.

Es heißt auch, dass eine große, furchterregende Drachin zu Agla, einem einsamen Bauernhof, von einem siebenjährigen Hahn, der das Drachinnei unter die Stiege des Hauses legen wird, ausgebrütet und grossgezogen wird. Ist sie ausgewachsen, dann schwingt sie sich hoch in die Lüfte hinauf, und es fällt Feuer vom Himmel, wodurch die Wildschönau und die ganze Welt in Brand gerät und zu Asche verbrennt.

An diese Prophezeihung halten die WildschönauerInnen so fest, dass man in dem ganzen Tal keinen Hahn sieben Jahre leben lässt.

Als im achtundvierziger Revolutionsjahre zufällig zu Agla ein Ei unter der Stiegen angetroffen wurde, das wohl eine Henne dort gelegt haben wird, entstand großer Schrecken, und so manche Frau schüttelte den Kopf und prophezeihte den Weltuntergang.

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