Die
Durlhexe bei Gmund
Halbwegs zwischen Lenggries und Fall liegt Hohenwiesen.
Im Bachmairhof lebte die reiche, aber etwas sonderliche Bauerntochter,
die Durl.
Böse und neidische Menschen sagten ihr nach,
sie sei eine Hexe. Sie war gefürchtet wegen ihrer Zauberei.
Ein Lenggrieser Weber war einmal im Bachmairanwesen auf der Stör
und hat es selber gesehen, wie sie mit ihrer Zaubersalbe die Ofengabel
einschmierte und mit dem Ruf "Hui aus und ninderscht ani!"
zum Kamin hinausgefahren ist. Er erzählte, wie er nachher
die Salbe an seinem Webstuhl ausprobieren wollte. Der hat gleich
angefangen, sich zu rühren und war darauf in der ganzen Stuben
herumgerutscht. Schnell hat der zu Tode erschrockene Mann wieder
aufgehört damit, hat die Salbe abgekratzt und wieder in den
Hafen zurückgetan.
Der Krautenkaspar von Arzbach, ein frecher Bursch, wollte es einmal
genauer wissen, wie es ist, wenn man mit so einer Hexe mitfährt.
Sie ließ ihn rücklings auf einem Nudelwalker mitaufsitzen,
und fast wäre der Krautenkaspar erstickt, so schnell ist's
dahingegangen, dass ihm schier die Luft wegblieb. Er hat sich
kein zweites Mal getraut!
Einmal saß die Durlhex bei Gmund auf einem großen
Tannenbaum ganz oben auf dem Gipfel. Grad wollte sie über
das Tegernseer Land einen gewaltigen Hagel niedergehen lassen,
als um zwölf Uhr die geweihten Glocken anfingen zu läuten.
Kirchenglockengeläute konnte sie überhaupt
nicht ausstehen. Später sagte sie: "Hätt die große
Glock'n von Gmund, die Schell'n vom Kotbauern auf der Eck und's
Goaßglöckei in Ried nit g'scheppert, i hätt heut
alles in Grund und Boden neig'haut!"
Wo sie ihr Teufelsmal auf dem Körper habe, fragte sie der
Amtmann von Hohenburg, als er sie mit seinen Schergenknechten
endlich in Hohenwiesen verhaftete. "Unter der Zunge,"
neckte sie ihn und bleckte ihm den Bletschl hin.
Als sie starb, stiegen aus ihrer Asche weiße Vögelein
zum Himmel auf.
Auch hat sich in der Nacht nach ihrem Tode ein auffallender Stern
am Himmel gezeigt.
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