RIESINNEN, ELFEN &
KOBOLDINNEN
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Von den Elfen in Bayern
Im bayrischen Hochland, zwischen der Ebene und
steilen Gebirgswänden, lebten einst mehr Elfen als heutzutage.
Sie haben Mildheit und liebliche Sitten gebracht, haben vielen
Frauen geholfen und manchen Groll unter den EinwohnerInnen besänftigt.
Sie wohnten meist in Höhlen oder zwischen
den Bäumen, für die sie sorgten und hielten zu den Frauen,
deren Vieh sie hüteten, von denen sie sich freilich auch
gern ein wenig Milch und Fleisch erbaten.
Dann hat es sich vor langen Zeiten begeben dass
ein Knecht, der als wilder Totschläger bekannt war, sich
wieder einmal vergangen hatte und über die Berge flüchten
musste. Auf seinem Weg kam er an einer Sennhütte vorbei und
sah eine Elfe, die gerade eine Kuh molk. Es war jedoch keine richtige
Elfe - sie war als Mädchen zu den Elfen geflohen und wurde
von den holden Elfen ganz besonders gerne behalten. Sie konnte
sich aber nicht verwandeln, wie die anderen es vermochten, noch
konnte sie als Mondinnenschein über die Almen huschen.
Als der Knecht nun schöne Elfin sah, packte
ihn die Wut gegen alles, was zart und freundlich war. Er lief
auf die Elfe zu und weil sie ihn anlachte, geriet der Knecht wieder
in Raserei und schlug sie mit dem Bergstock, daß sie zu
Boden sank und ihr Blut das Gras färbte.
Dann rannte der Knecht weiter. Über den
Bergen aber ballten sich die Wolken und suchten ihn. Die Vögel
erwachten, die Sonne stieg blutrot auf, und eine Angst breitete
sich über alles, auch über den Mörder, der sich
schließlich in einer Höhle versteckte, wo Stürme
und Vögel ihn nicht finden konnten.
Als am Abend das Unwetter sich gelegt hatte,
da versammelten sich die Elfen und trauerten um das Mädchen.
Und sie suchten die Berge ab, entdeckten den
Mörder endlich und folgten ihm von allen Seiten und schrien
und jagten ihn, bis er sich in den Ammersee stürzte und jämmerlich
ertrank.
Die Elfen am Alpenrand sind seitdem nicht mehr
so nachbarlich, wie sie einst waren. Mehr Unglück als früher
fällt deshalb über die Frauen, es fehlen die Helfenden
und die Schützenden.
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