Das Fest auf dem Hexenberg bei Petronell
In einem Bauernhaus bei Petronell war der Jungknecht
dahintergekommen, dass die Bäuerin oft des Nachts das Haus
verließ. Da er ein neugieriger Bursche war, beschloss er
zu erforschen, was sie denn eigentlich treibe.
In der Johannanacht legte er sich in den großen
Backtrog auf die Lauer.
Und richtig, gegen Mitternacht kam die Bäuerin dahergeschlichen,
nahm einen
Besenstiel zwischen die Beine und sprach die Worte: "Oben
aus und nirgends
an!" Dann war sie weg.
Der vorwitzige Jungknecht wunderte sich zuerst
über ihr Verschwinden, später
dachte er, das könne er auch probieren. Er setzte sich ebenfalls
auf einen
Besenstiel, sprach aber, da er die Worte nicht recht verstanden
hatte: "Oben
aus und überall an!"
Nun fuhr er freilich vom Boden in die Höhe
und in der offenen Küche umher, aber ins Freie hinaus kam
er nicht. Er stieß sich den Kopf, die Ellbogen und die Knie
an allen Wänden, Decke und Rauchfang an und war froh, als
er endlich vom Besen herab zu Boden fiel.
Über den Lärm, der dadurch entstand,
war der Großknecht in die Küche
gekommen, und dem jungen Burschen glückte es gerade noch
vorher, durch das enge Küchenfenster hinauszuschlüpfen.
Gleich darauf lag er mäuschenstill im Rossstall unter seiner
Decke.
Am nächsten Abend versteckte er sich wieder
in der Küche, um die Bäuerin zu
beobachten. Wieder sah er das gleiche Geschehen und hörte
deutlich den
Spruch. Nun versuchte er neuerlich sein Glück mit dem Besen
und hatte diesmal Erfolg. Geräuschlos flog er beim Rauchfang
hinaus; durch die laue Sommernacht ging die Fahrt auf den Hexenberg.
Verwundert sah er hier eine lange Tafel
aufgerichtet, an der viele Frauen, darunter auch seine Bäuerin,
in
fröhlicher Laune beim Schmaus saßen.
Der Bursche, dem das Essen über alles ging,
setzte sich unten an die Tafel
und langte wacker zu. Es gab feine Leckerbissen, und alle mundeten
ihm herrlich. Als er nach dem Mal zum Tanz ging, füllte er rasch
seine Taschen mit den köstlichen Speisen und schlich dann in die Büsche, von
wo er dem nächtlichen Treiben im Licht des Vollmondes neugierig zusah.
Als das Fest beendet war, setzten sich alle Teilnehmerinnen
jede auf ihren Besen,
murmelte einen Spruch und fuhr durch die Lüfte davon. Als
endlich alle fort
waren und die Kuppe des Berges still und verlassen dalag, kroch
auch der
Bursche aus dem Gebüsch, nahm seinen Besenstiel und wollte
wie die andern
davonfliegen.
Aber der Besen rührte sich nicht vom Fleck!
Der Bursche hatte den zweiten Spruch nicht gehört,
und alle seine Mühe war vergebens. Er musste beim trügerischen
Mondenschein den weiten Weg nach Hause zu Fuß zurücklegen
und kam erst frühmorgens mit zerschundenen Knien und blutiger
Nase erschöpft und hungrig daheim an.
Doch tröstete ihn der Gedanke, dass er sich
nun die mitgebrachten Leckerbissen wohlschmecken lassen wolle.
Als er sie aber aus der Tasche zog, sah er mit Ekel, dass es nur
Kuhfladen waren.
Das benahm ihm gründlichst alle Lust, je
wieder einen Ausritt auf den Hexenberg zu machen.
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