KRÄUTERFRAUEN & HEXEN

Der Hexensabbat

Auf den Gandellen liegt ein großer Stein, der im Munde der TalbewohnerInnen Hexenstein heißt. Er hat den Namen daher, weil seit undenklichen Zeiten auf ihm die Vorsteherin der Hexenzunft wohnt. Will sie ihren Sitz verlassen, so schmiert sie ihre Sohlen mit der Hexensalbe, was sie auch tut, wenn sie ihre Schwestern an Donnerstagen abend zusammenruft.

Denn wenn sie mit dieser Salbe bestrichen ist, leuchtet sie fernhin wie ein brennender Pechkranz, und auf dieses Zeichen kommen von allen Höhen und Bergen blaue Flämmlein herbei. Das sind ihre Schwestern und Gesellinnen, die von allen Seiten ihrer Meisterin zueilen. Ist es Mitternacht, so gibt die Alte das Hexenzeichen, und flugs ist das ganze Hexenvolk auf den Gandellen versammelt. Da winkt sie und nun beginnt der Hexentanz, wozu Katzen aufgeigen. Pfeilschnell schießen die Hexen hin und her.

Einmal sah eine Magd dieses Treiben und es gefiel ihr derart, daß sie lange am Fenster stand und zuschaute. Da kam plötzlich ein bildschönes Fräulein herangeflogen und lud die Dirne zum Tanz ein. Dieser gefiel der Antrag so gut, daß sie gleich ihr schönstes Gewand anzog und auf Wunsch der Fremden sich die Zöpfe löste.

Dann nahm das Fräulein aus einem Büchslein, das sie an der Brust trug, eine Salbe und reichte sie der Dirne mit dem bedeuten, sich also gleich die Füße zu schmieren.

Kaum hatte sie dieses getan, fühlte sie sich federleicht, und lustig trug sie es durch den Kamin hinauf und durch die kühle Nachtluft zum tollen Feste!

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