Der
Hexentanz auf der Gerlosplatte
Vor Jahren ging einmal
ein Jäger von Krimml in die Wildgerlos auf die Gämsenjagd.
Auf diesem Weg verspätete er sich und kam erst bei Anbruch
der Dunkelheit auf die "Platte", wo heute noch drei
Hütten stehen. Da er in der Finsternis nicht mehr weiter
konnte, betrat er eine von ihnen, legt sich in den Heustock und
schlief ein. Plötzlich wurde er aus dem Schlaf geschreckt;
er horchte und hörte in nächster Nähe eine Klarinette
spielen. Die Musiktöne erklangen deutlich aus der nächst
gelegenen Hütte.
Er erhob sich, schlich
hinüber und guckte durch ein kleines Fenster in die Almhütte.
Alles war finster. Als er durch das dritte Fensterlein spähte,
sah er eine hellerleuchtete Stube. Auf der Ofensäule saß
eine riesengroße, schwarze Katze, die hatte ihren langen
Schweif im Maul und spielt darauf wie auf einer Klarinette. Die
Stube war voller Hexen; es handelte sich um Frauen aus der Umgebung,
darunter auch einige aus seiner Verwandtschaft. Der Späher
kannte sie alle. Sie tanzten mit wilder Leidenschaft; je schneller
das Spiel der schwarzen Katze wurde, desto toller sprang die Schar
in der Stube umher. Da sprach der Jäger erschrocken zu sich
selbst "Das ist der Hexentanz", schlich ins Heu zurück
und legte sich auf sein duftendes Heulager.
Er konnte nicht mehr schlafen, und eine Stimme
sprach: "Jäger, gehe hinüber und mache dem sündhaften
Tanz ein Ende!" Er sprang vom Lage auf, packte den Kugelstutzen,
schlich wieder hinüber zum Fenster, legt die Büchse
auf das Fensterkreuz und nahm die Teufelskatze auf´s Korn.
Dann drückte er los. In der Stube erhob sich ein wilder Lärm.
Die Katze purzelte von der Ofensäule, die kreischenden Weiber
setzten sich auf eine Ofenschaufel, und schrien: "Hiazt fahr
ma auf und davon und ninderscht mehr oa."
Darauf erhoben sie sich in die Lüfte und
flogen rittlings davon. Den Schützen fasste ein Entsetzen;
ganz gebrochen wankte er zur Hütte zurück, bewusstlos
sank er auf sein Lager nieder. Erst am nächsten Tag erwachte
er aus einer tiefen Ohnmacht und kehrte nach Krimml zurück.
Seine Frau erkannte ihren früher so kräftigen
und lebensfrohen Mann nicht mehr. Langsam siechte er seit dieser
Begebenheit dahin, und nach einem halben Jahr trug man den Jäger
zu Grab.
Das war die Rache der Hexen, weil er es gewagt
hatte, ihre lustvollen und fröhlichen Zusammenkünfte
zu stören!
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