Die
Holzweiblein zu Brandholz
In dem nahe zum Ochsenkopfbereich gelegenen
Dörfchen Brandholz litt eine Köhlerin mit ihrer Familie
bittere Not. Die arme Frau konnte ihren drei Töchtern keine
große Weihnachtsfreude bereiten. Am Tannenbäumchen
hingen nur rotbackige Äpfel, vergoldete Nüsse und kleine
Kartoffeln, welche die Mutter vorher anfeuchtete und ins Mehl
tauchte, damit sie ein hübsches weißes Kleid bekämen.
Jedes Mädchen wurde mit einem knusperigen "Speckkuchen",
mit warmen Strümpfen und Hausschuhen und einem Teller voll
Hutzeln beschenkt.
Für Puppen und Puppenstuben, für Bilderbücher
und andere schöne Dinge war kein Geld da. Aber trotzdem herrschte
zu Weihnachten Friede und Freude in der traulichen Wohnstube,
und die Mädchen sangen frohen Herzens alte, liebe Weihnachtslieder,
bis sie ein graues, runzeliges Weiblein, das zur Stubentür
hereinhumpelte, überraschte.
Mit ihrer Zwirnsfadenstimme bettelte das Moosweiblein:
"Gebt mir ein wenig zu essen, liebe Mädchen, ich bin
so hungrig und meine Glieder sind vor Forst und Kälte erstarrt!"
Sofort sprangen die Kleinen auf und jedes Mädchen
reichte dem alten Mütterlein ein Stück von seinem Eierkuchen.
Die Alte setzte sich auf die Ofenbank, wärmte sich und verzehrte
stillschweigend den Kuchen.
"Zum Lohn und Dank will ich euren Tannenbaum
schmücken", ließ sich nun der späte Gast
vernehmen und hängte ein paar Dutzend Zapfen in die Zweige.
Kaum war das Moosweiblein im Dunkel der Nacht verschwunden, als
auch die Mädchen schon über den neuen Schmuck hell auflachten.
Wie erstaunt waren aber ihre Gesichter, als sie
entdeckten, daß die Zapfen teils aus Marzipan teils aus
purem Golde waren! Umsonst war das Suchen und Rufen der Mädchen
nach dem Moosweiblein, um ihr noch mehr Kuchen zu geben.
Das Moosweiblein war schon weit über alle
Berge, um auch anderen, armen, guten Mädchen eine Weihnachtsgabe
zu bringen.
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