Hostienzauber
Es waren einmal zwei Nachbarsfrauen, die hatten
ungefähr die gleiche Wirtschaft. Die eine musste sehr viel
arbeiten und rackerte von früh bis spät, aber trotzdem
wollte es nicht so recht vorangehen: Die Ernte reichte gerade aus,
dass sie nicht verhungern musste, die Kühe gaben nur wenig
Milch und die Hennen kaum Eier.
Die andere Nachbarsfrau aber strengte sich nicht
sonderlich an, arbeitete wenig, saß oft auf der Bank vor dem
Hof und machte ein Nickerchen in der Sonne. Trotzdem wuchs und gedieh
bei ihr alles aufs prächtigste: der Acker lieferte reichlich
Korn, die Kühe strotzten vor Gesundheit und gaben viel Milch
und die Hühner wetteiferten untereinander, welche am meisten
Eier legen konnte.
Da ging eines Tages die schwer arbeitende Frau
zu ihrer Nachbarin, um sie nach dem Rezept ihres Erfolges zu fragen.
Die antwortete ihr bereitwillig: "Du musst folgendes machen:
Wenn du wieder mal zur Kirche gehst, schluckst du die Hostie nicht,
sondern steckst sie ein und nimmst sie mit. Leg sie mitten auf einen
Kreuzweg und spring dreimal drauf. "
Die Nachbarin befolgte den Rat, holte sich eine
Hostie, legte sie auf eine Wegkreuzung und sprang dreimal drauf.
Von da an brauchte sie nicht mehr so schwer zu
rackern, auch ging ihr die Arbeit viel leichter von der Hand. In
Haus & Hof lief alles wie von alleine: im nächsten Jahr
hatte sie reichliche Ernte, auch ihre Kühe waren gesund und
gaben viel Milch und die Hennen legten ein Ei nach dem anderen.
So hatte der Hostienzauber der Nachbarin zu Wohlstand
und Glück verholfen!
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