RIESINNEN, ELFEN & KOBOLDINNEN

 

Die Koboldinnen von Zimnitz

Vor vielen Jahren, da noch gute KoboldInnen in den Wäldern und Bergen hausten, lebte eine arme Köhlerin mit ihrer Tochter Gertrud im Örtchen Kreuten bei Ischl.

Das Mädchen kannte nur einen Gedanken, das Lebenspflänzchen zu finden, das die Mutter wieder gesund machen sollte. An einem schönen Johannistag wagte sie sich in die dichten Wälder der Zimnitz, suchte lange vergeblich und schlief schließlich unter einer Tanne ein. Plötzlich wurde sie durch ein helles Leuchten geweckt. Vor ihr stand eine alte Frau mit gütigem Gesicht.

Ihre grünen Kleider waren durch einen goldenen Gürtel zusammengehalten, goldene Krone und goldenes Szepter schmückten sie. Sie hieß mit freundlichen Worten das Mädchen folgen, führte es zu einer Felswand, beschrieb dort mit ihrem Szepter Zauberkreise in der Luft, murmelte Zauberworte und vor den staunenden Augen des Mädchens klaffte der Fels und gab den Weg frei in eine wundersame Grotte, schimmernd von Kristall, auf deren Boden tausende goldsterngeschmückter Gläser standen, worin verschiedene Pflanzen blühten.

"Seit 100 Jahren ist niemand mehr in mein Reich gekommen", sagte die Alte, du aber bist gut, darum habe ich dich hereingeführt!"

Sie gab dem Mädchen viele herrliche Früchte zu kosten. Dann brachte sie Gertrud zwei Gläser. In dem einen war eine frische Pflanze mit grünen Blättern und schwellenden Knospen, in dem andern ein Kummerpflänzchen mit dem Wurm an der Wurzel.

"Die eine bedeutet die Blume deines Lebens, die andere jene deiner kranken Mutter", fuhr die alte Frau fort. "Deine Mutter muss bald sterben, wenn die beiden Pflanzen nicht ausgetauscht werden. Aber bedenke wohl, jedes Blatt, das der Pflanze deiner Mutter zuwächst, welkt deiner Lebenspflanze ab!"

"Ich opfere gern mein Leben, wenn nur meine Mutter wieder gesund wird", entschied die Tochter und dankte der alten Frau. Dann schlief sie ein und fand sich am Morgen unter der Fichte wieder. Zuerst glaubte sie, geträumt zu haben, aber die seltsame Pflanze in ihrem Schoß belehrte sie eines Bessern. Sofort eilte sie heim, machte der Mutter aus der Wunderpflanze einen Tee, an dem die Kranke rasch gesundete.

Dafür siechte Gertrud sichtlich hin. Aber eines Tages trat lichtumflossen die alte Frau, die niemand geringere als die Zimnitzgeistin war, in die Köhlerhütte ans Bett der Sterbenden und reichte ihr eine Frucht. "Du hast dein Leben für die Mutter geopfert", sagte er gütig, "nimm diese Frucht und iss sie".

Damit war sie verschwunden.

Das Mädchen tat, wie ihr geheißen, und ward wieder gesund. Sie lebte noch lange und glücklich mit ihrer Mutter zusammen!

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