SALIGE, WEISSE &
WILDE FRAUEN
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Die schöne Kundlburgerin
Es ist gar nicht lange her, da gingen zwei Bauern
von Kundl im orgengrauen rüstig in den Wald Holz zu fällen.
Als sie in die Nähe der Ruinen kamen, wo einst die Kundlburg
gestanden, hörten sie eine wunderliebliche Stimme, worüber
sie anfangs erschraken; nachdem sie sich aber ermutigt hatten
und nach der Richtung des Gesanges vorgingen, erblickten sie alsbald
ein schönes Fräulein, das Kundlburger Fräulein,
am Felsen stehen, an welchem sich diesmal eine große Eingangspforte
zeigte, die sie früher nie gesehen hatten, obgleich sie vielhundertmal
da vorbeigegangen waren.
Das Fräulein war jung und wunderschön
anzuschauen, trug glänzend reiche Kleider, hielt in der Hand
einen Bund Schlüssel und winkte. Die zwei Bauern aber liefen
davon, waren Hasenfüße, wurden brav ausgelacht und
hatten das Glück von sich gestoßen: denn das schöne
Fräulein war die Schatzhüterin des reichen Goldhortes,
der unter der Kundlburg verborgen liegt, und hätten sie die
Schlüssel in Empfang genommen, wären sie reich und das
Fräulein erlöst worden.
Andere wollen an dieser Stelle manchmal eine
gar liebliche Musik vernommen haben, aber gesehen haben sie nichts.
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