RIESINNEN, ELFEN & KOBOLDINNEN

 

Das Riesinnenspielzeug

Als Frau Harke noch ein kleines Mädchen war, beschloss sie eines Tages, einen Ausflug hinunter in die Ebene zwischen Havel und Kamernsche Berge zu machen. Die Berge kannte sie genau, dort war sie ja zu Hause. Da draußen aber, in den Weiten der Niederung, gab es bestimmt eine Menge Neues für sie zu entdecken.

Fröhlich hüpfte das Riesenmädchen von den Bergen hinunter und bestaunte mit großen Augen die Welt der Menschen. Denn so wie in den Bergen die Riesen lebten, war das umliegende flache Land das Gebiet der Menschen. Aber davon wusste das Riesenmädchen noch nichts. Niedlich sah hier alles aus: kleine Häuschen, kleine Puppen, die sogar gehen und sprechen konnten, hübsche kleine Tiere. Wer mochte da wohl nur sein Spielzeug vergessen haben, dachte das Riesenmädchen.

Und ganz vorsichtig, damit den zappelnden Puppen ja nichts geschehe, griff sie danach und legte sie in ihre Schürze: einen Bauern und ein ganzes pflügendes Ochsengespann. Fest hielt sie die Schürze zu. Aufgeregt lief sie nach Hause. Schon von weitem rief sie: "Was für schönes Spielzeug ich gefunden habe!"

Als die Riesentochter aber bei ihren Eltern angekommen war, waren die alles andere als erfreut über das "Spielzeug" der Tochter.

Der Riesenvater schimpfte sie sogar aus. "Das ist kein Spielzeug, was du hier angeschleppt bringst", sagte er. "Das ist ein Bauer mit seinem Gespann. Er bestellt das Feld, baut Korn an und schafft damit auch für uns Riesen das Brot. Wir müssten alle hungern, wenn die Menschen nicht wären. Bring unverzüglich und unbeschädigt alles wieder an Ort und Stelle zurück!"

Traurig war das Riesenmädchen. Aber es trug vorsichtig das Spielzeug - den zappelnden Bauern und das Ochsengespann - hinunter ins flache Land, setzte es wieder auf das Feld, von dem es heruntergenommen war.

Es fiel dem Riesenmädchen nicht leicht, sich von den schönen "Spielsachen" zu trennen. Doch von nun an wusste es: die Dörfer und Städte, die Menschen und Tiere, waren nichts zum Spielen und kein Zeitvertreib für Riesenmädchen.

Mit Achtung und Ehrfurcht sah sie jetzt auf das Tun der Menschen, denn diese klitzekleinen Wesen arbeiten ja auch für sie...

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