Übel
ergeht's dem Schlangenbanner
Nach Steeg hoch droben im Lechtale, wo die Fahrstraße
endet und nur Fußwege zu den Höhen der stillen Alpenregion
emporführen, kam einmal ein fremder Mann, der auf Geheiß
der Dorfbewohner die zahlreichen Schlangen oben auf den Bergwiesen
töten wollte.
Der Schlangenbanner ging dahin, machte ein großes
Feuer auf und las eine Zeitlang in einem Buch. Vorher aber mahnte
er die Umstehenden, dass sie sich, sobald sie
eine Schlange pfeifen hören, entfernen sollten, denn dieses
sei dann die Königin, welche weiß von Farbe und mit
einem Krönlein auf dem Kopfe anzusehen sei und die er verbrennen
müsse, wenn die Gegend schlangenfrei werden soll. Der fremde
Mann las nun wieder aus dem Buch, und es kamen viele verschiedene
Schlangen daher, eine nach der andern schoss in das Feuer und
verbrannte.
Kurze Zeit darauf hörte man die Schlangenkönigin
pfeifen, sie kam - eine weiße Schlange mit einem goldenen
Krönlein auf dem Kopf - dahergeschossen in großen Sprüngen,
aber sie durchbohrte den Zauberer, der sogleich schmerzvoll endete.
Dies geschah in der Gegend, wo der Kaisertalbach
in den Lech einmündet, Steeg gegenüber; dort war einstens
eine Au. Der Schlangenbändiger - so sagen die Menschen -
ist von der Schlangenkönigin "getückt" worden,
weshalb man diesen Platz die "Tückau" genannt hat.
Als die Au urbar gemacht und Häuser hingebaut wurden, blieb
der Name - das Revier heißt noch heute "Tückenau".
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