Die Schlangenkönigin
Ein Hirtenmädchen fand oben auf dem Fels
eine kranke Schlange liegen, die wollte verschmachten. Da reichte
es ihr mitleidig seinen Milchkrug, die Schlange leckte begierig
und kam sichtbar zu Kräften.
Das Mädchen ging weg, und bald darauf geschah
es, dass ihr Liebhaber um sie warb, allein ihrem reichen, stolzen
Vater zu arm war und spöttisch abgewiesen wurde, bis er auch
einmal so viel Herden besäße wie der alte Hirt. Von
der Zeit an hatte der alte Hirt kein Glück mehr, sondern
lauter Unfall; man wollte des Nachts einen feurigen Drachen über
seinen Fluren sehen, und sein Gut verdarb.
Der arme Bursch war nun ebenso reich und warb
nochmals um seine Geliebte, die wurde ihm jetzt zuteil. An dem
Hochzeittag trat eine Schlange ins Zimmer, auf deren gewundenem
Schweif eine schöne Jungfrau saß, die sprach, daß
sie es wäre, der einstmal die gute Hirtin in der Hungersnot
ihre Milch gegeben, und aus Dankbarkeit nahm sie ihre glänzende
Krone vom Haupt ab und warf sie der Braut in den Schoß.
Sodann verschwand sie, aber die jungen Leute
hatten großen Segen in ihrer Wirtschaft und wurden bald
wohlhabend.
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