WASSERNIXEN & FLUSSGÖTTINNEN

 

Das Seefräulein vom Ziereiner See

Auf den Höhen des Sonnwendjochs unweit des Achensees liegt in erhabener Bergeinsamkeit der tiefdunkle, sagenumwobene Ziereinersee wie ein Auge des Berges, das zum Himmel aufschaut. Schwarze Forellen huschen über den klaren Grund des Sees, an dessen Ufer, in sich zusammengeduckt, dunkle Legföhren stehen.

Die ganze Umgebung ist voll unheimlicher Spalten, Löcher und Höhlen, deren eine tiefe in den Felsen hineinreicht und zum Aufenthaltsort einer Seejungfrau führt. Wer sich hineinwagt, gelangt zu einem unterirdischen See, der manchen Schatz birgt und seit langem die schöne Jungfrau beherbergt, von dem die ÄlplerInnen viel zu erzählen wissen.

Etwas weiter vom See entfernt liegt die Grausenhöhle, ein weites, unheimliches Felsengewölbe, wo jeder mit einem Hagel von Steinwürfen, von unsichtbarer Hand geschleudert, empfangen wird.

Einmal kam junger Bursch in die Nähe des Sees und sah dem Seefräulein von ferne eine Weile zu, wie es die Fischlein fütterte und die Blumen in dem lieblichen Garten begoß.

Während er noch ihre Schönheit bewunderte und vom Glanz der schimmernden Perlen am Saume ihres schneeweißen Kleides wie geblendet war, winkte sie ihm zu und gebot ihm, schweigend mitzukommen.

Sie führte ihn in die Seehöhle, wo sie ihm reiche Schätze wies. Wie gebannt von all dem Gleißen und Glimmern, das von allen Wänden strahlte, sah der Bursch eben noch, wie die Jungfrau in die Fluten des unterirdischen Sees hinabtauchte, dann war er allein.

Mit großen Reichtümern beladen kehrte er wieder in die Oberwelt zurück.


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