WASSERNIXEN &
FLUSSGÖTTINNEN
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Die Seejungfrauen
im Tilsiter Schlossteich
Ein Bauernsohn aus der Umgebung
von Tilsit wurde zum Heer eingezogen; man bestimmte ihn zum Tambour,
und ob gern oder ungern, er musste das Kalbsfell schlagen. Um
sich ungestört, in dieser Kunst zu üben, schlich er
gewöhnlich hinter einen Busch am Schlossteich. Eines Abends
im Sommer begab sich der Soldat
mit seiner Trommel wieder dorthin.
Da sah er im Teich drei wunderschöne
Mädchen baden; ihre Kleider, lange grüne Gewänder
und Schleier, lagen am Ufer. Wie der Blitz sprang der Tambour
aus dem Gebüsch hervor und raffte die Kleider zusammen. Die
Mädchen bemerkten ihn, vor Schrecken laut aufschreiend, schwammen
heran und baten ihn, ihnen doch wenigstens ihre grünen Schleier
zurückzugeben. Zweien folgte er die Kleider aus, der schönsten
Jungfrau brachte er Bauernkleider, das Nixengewand aber verschloss
er in einer eisernen Kiste; dann begab er sich wieder in den Dienst;
die Nixe wurde demnach seine Hausmagd.
Von nun an gedieh alles im Hause
aufs beste, es war die ertragreichste Wirtschaft weit und breit.
Der Soldat nahm seinen Abschied und feierte Hochzeit mit der Seejungfrau.
Viele Leute beneideten den Glücklichen um seine schöne
Frau. Nur war sie immer so bleich und blieb am liebsten für
sich allein. Abends sang sie im Garten mit lieblicher Stimme rührende
Lieder, jedoch in einer Sprache, die niemand verstand.
So verstrichen einige Jahre, die Nixe gebar mehrere Töchter.
Da musste der Ehemann einmal verreisen. Er übergab seiner
Mutter den Schlüssel zu der versperrten Kiste und trug ihr
aufs strengste auf, ihn niemand auszuhändigen. Aber die junge
Frau bat so inständig, sie wolle noch einmal ihre alten Kleider
anziehen, daß die Mutter sich erweichen ließ und die
Kiste aufschloss.
Schnell kleidete sich die schöne Frau an, doch als sie den
Schleier übergeworfen hatte, war sie verschwunden. Sie kam
auch nicht wieder, auch ihr Mann hat sie niemals mehr gesehen.
Nur ihren Kindern war sie - allen
unsichtbar - oftmals nahe. Diese spielten am liebsten in der Nähe
des Schlossteiches, wo sie häufig in der gleichen Sprache
wie einst ihre Mutter liebliche Lieder sangen.
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