Die
Venusweibchen
Die Venusweibchen leben in Gebüschen, im
Inneren von Anhöhen und Felsenhügeln.
Mit den UmwohnerInnenn treten sie in vielfachen
Verkehr und erweisen sich denselben, namentlich den HirtInnen,
dienstbar. Sie befreien diese von körperlichen Übeln
und Leiden mit wunderbaren Heilmitteln, die sie ihnen geben. Nicht
selten fanden KuhhirtInnen des Morgens frischgebackene Kuchen.
Anstandslos aßen sie dieselben, und sie schadeten ihnen
nicht - im Gegenteil: sie schmeckten wunderbar, die KuhhirtInnen
erfreuten sich bester Gesundheit, auch ihr Vieh gedieh aufs prächtigste.
Auch sah man die Venusweibchen öfter frühzeitig
wunderschöne weiße Tücher, Kleider und Wäsche
teils auf dem Boden ausgebreitet, teils an die Äste der Baeume
geschlungen. Bei Sonnenaufgang waren diese Sachen verschwunden.
Kein Mensch hat je freventlich die Hand nach denselben ausgestreckt.
Beim Dorfe Pittarn steht auf einem bewaldeten
Berg ein großer Felsen, zu dessen Spitze Stufen führen.
In diesem Felsen ist eine Höhle, die ziemlich groß
ist. Der Felsen heißt allgemein der Venusstein und es heißt,
dass hier Venusweibchen wohnen. Die Venusweibchen sind kleine,
sehr schöne Wesen.
Während des Tages schieben sie Kegel
mit goldenen Kegeln und Kugeln; nur in der Nachts gehen sie bis
auf eine gewisse Entfernung aus dem Felsen heraus. Treffen sie
da jemande, überreden sie sie mit lockenden Worten, ihnen
in die Felsenhöhle zu folgen.
Welche sich gutwillig bewegen lässt,
sie hineinzubegleiten, sieht sich bald von einer Menge Venusweibchen
umgeben, die ihr drei Fragen vorlegen. Beantwortet sie dieselben
richtig, so wird sie wieder fortgelassen und mit neun goldenen
Kugeln und eben so vielen Kegeln beschenkt.
Gibt sie keine entsprechenden Antworten,
so wird auch sie selbst zu einem Venusweibchen und darf für
immer bei ihnen leben.
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