Eine mögliche
Entwicklungsgeschichte der Saiteninstrumente
Warscheinlich hat sich die Gitarre, wie auch alle
anderen Saiteninstrumenten, aus dem Bogen der Jäger und Krieger
herausentwickelt. Man kann sich gut vorstellen, daß die urzeitlichen
Menschen, sehr bald, das seltsame Klingen der gespannten Bogensehne
entdeckten und ihren Gefallen daran fanden.
Da die unterschiedliche großen Bögen
der Krieger , oder deren unterschiedliche Sehnenspannung unterschiedliche
Klanghöhen erzeugten, war es naheliegend, daß man bald
versuchte die Vielfalt dieses Effektes zu erreichen, indem man mehrere
Sehnen auf einen Bogen spannte, welche durch ihre unterschiedliche
Länge unterschiedliche Tonhöhen erzeugten.
Auf diese Art und Weise war möglicherweise
die Urharfe entstanden.
Vielleicht haben diese Jäger dann auch herausgefunden,
daß diese Urharfen von manchen Jägern besser klangen,
als die von anderen, weil die Tonhöhen der einzelnen Sehnen
oder Saiten besser harmonisch zueinander paßten.
So konnten dann vielleicht in den verschiedenen
Stämmen und Regionen verschiedene Tonleitern entstanden sein,
wie sie den Klangerfahrungen (z.B. von Naturklängen), oder
dem harmonischen Klangempfinden entsprachen.
Einer dieser Jäger hatte sich dann vielleicht
mit seiner Harfe zufällig an einen alten hohlen Baum gelehnt
und gemerkt, daß sein Instrument, nun plötzlich viel
lauter und klangreicher als die Instumente der anderen Spieler ertönte.
Von da an war es nur mehr ein kleiner Gedankensprung
dahin, die Instrumente mit einem eigenen Schallkörper zu versehen.
Paralell zu diesen Entwicklungen hatte warscheinlich
eine andere Gruppe von Jägern oder Spielern, welche ihren Bogen
besonders flach gespannt haten, bemerkt, daß man auch mit
nur einer einzigen Sehne oder Saite verschiedene Tonhöhen erzeugen
konnte.
Bei den verschiedenen Völkern in unterschiedlichen
Regionen findet man noch heute Instrumente, die in ähnlicher
Weise aufgebaut sind.
Ein nur flach gespannter Bogen aus einem runden
elastischem Holz, bei dem die Sehne oder Saite, in unterschiedlicher
Höhe, mit den Fingern gegen den fast geraden Bogen gedrückt
werden.
An dem unteren Ende dieser Instrumente befindet
sich meist ein getrockneter Kalebrassenkürbis oder ein anderes
tierisches(Schildkrötenpanzer) oder pflanzliches Gehäuse,
welche als Schallkörper oder Resonanzverstärker wirken.
Das erste gitarrenähnliche Instrument war warscheinlich
ein einfacher Stab, mit einer einzigen Sehne ode Saite, welche in
unteschiedlicher Höhe gegen diesen Stab gedrückt wurde.
Für die Sehnen und Saiten wurden sowohl tierische
(Därme, Lederstreifen, Tierfasern) wie auch pflanzliche Grundstoffe
(Pflanzenfasern) verwendet.
Waren die Befestigungen der Saiten in den Anfängen
noch fix und dadurch auch nicht so exakt zu bestimmen, so enteckte
man bald den Vorteil der variablen Saitenbefestigung oder deren
individuellen Spannmöglichkeiten.
Es bieten sich zwei einfache Gedankenmodelle an,
um das Problem der individuellen Saitenstimmung zu erreichen.
Die eine Methode ist, daß man bei einer fix
befestigt und gespannten Saite ein zusätzliches kleines Hölzchen
einbindet oder eindreht, um damit im nachhinein die Saite noch Stimmen
zu können. Dies Methode ist auch mit den früheren technischen
Mitteln sehr leicht umzusetzen.
Der Nachteil einer mit dieser Methode gestimmten
Saite liegt jedoch darin, daß deren Stimmung wohl nicht besonders
stabil bleibt.
Das zweite Methode mit einfachen Mitteln eine Saite
zu stimmen, finden wir bis in unsere Gegenwart, nämlich bei
den Stimmwirbeln der Geigen.
(Ein, in einer Bohrung am Kopf des Instrumentenhals
versenktes, schwer drehbares, kleines Hölzchen, welches ein
kleines Loch zur Fixierung der Saite besitzt und an seinem äußeren
Ende, eine natürliche oder eine künstlich geschaffene
- geschnitzte- Querausdehnung besitzt, um das Stimmhölzchen
besser drehen zu können)
Auch dieses Element des Instrumentenbaues finden
wir wieder, bei Instrumenten aus unterschiedlichsten Regionen und
Kulturkreisen, und in unterschiedlichsten Entwicklungsstufen.
Bald entdeckte man auch, daß es nützlich
sein konnte, die unterschiedliche Tonhöhe, welche man durch
das hinunterdrücken der Sehne oder Saite erzeugte, durch, mit
Schnüren abgebundene Abschnitte, am Bogen, oder dem späteren
Griffbrett zu fixieren.
Diese gebunden Schnüre nannte man Bünde,
aus welchen sich auch die heutigen metallischen Bünde heausentwickelten.
Durch sie wurden die einzelnen möglichen Tonhöhestufen
der jeweiligen Instrumente definiert und festgelegt.
Die heutigen gitarreähnlichen Instrumente untescheiden
sich vor allem, in dem Aufbau und der Form ihres Schallkörpers,
in der Anzahl und der Art der verwendeten Saiten, sowie deren Grundstimmung,
in der Art wie sie angeschlagen, gezupft oder gestrichen werden,
und in dem Vorhandensein zusätzlicher Bordun- oder Mitschwingsaiten.