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An den Weihnachtsmann (von Christine Nöstlinger)
Lieber, guter Weihnachtsmann 
Weiß nicht, ob einer wie du das kann,  
Aber falls du dazu imstande, 
Mach bitte Frieden im Lande!   
Mach, dass sich alle besser vertragen,  
Einander keine Gemeinheiten sagen,  
Nie streiten, nie gierig sind, nie lügen,  
Nie neidisch sind und nie betrügen,  
Keinen vergessen, keinen verlachen,  
Keinen zur Sau oder zur Schnecke machen.   
Dass es weder Sieger noch Verlierer gibt  
Und jeder jeden ein bisschen mehr liebt. 
P.S. 
Weiß schon, ist viel Arbeit, macht wenig Spaß,  
Aber kriegst du sie hin, so schenk ich dir was: 
Ein Kilo Watte, flauschig und zart, 
Für einen nagelneuen Rauschebart!  | 
   
  
    
      Weihnachten (von Joseph von Eichendorff)
      Markt und Straßen stehn verlassen, 
      Still erleuchtet jedes Haus, 
      Sinnend geh ich durch die Gassen, 
      Alles sieht so festlich aus. 
      An den Fenstern haben Frauen 
      Buntes Spielzeug fromm geschmückt 
      Tausend Kindlein stehn und schauen, 
      Sind so wunderstill beglückt. 
      Und ich wandre aus den Mauern 
      Bis hinaus ins freie Feld, 
      Hehres Glänzen, heilges Schauern! 
      Wie so weit und still die Welt! 
      Sterne hoch die Kreise schlingen, 
      Aus des Schnees Einsamkeit 
      Steigts wie wunderbares Singen - 
      O du gnadenreiche Zeit!  | 
   
  
    
      Die Weihnachtsmaus (von James Krüss) 
      Die Weihnachtsmaus ist
      sonderbar 
      (sogar für die Gelehrten), 
      Denn einmal nur im ganzen Jahr 
      entdeckt man ihre Fährten. 
      Mit Fallen und mit
      Rattengift 
      kann man die Maus nicht fangen. 
      Sie ist, was diesen Punkt betrifft, 
      noch nie ins Garn gegangen. 
      Das ganze Jahr macht
      diese Maus 
      den Menschen keine Plage. 
      Doch plötzlich aus dem Loch heraus 
      kriecht sie am Weihnachtstage. 
      Zum Beispiel war vom
      Festgebäck, 
      das Mutter gut verborgen, 
      mit einem mal das Beste weg 
      am ersten Weihnachtsmorgen. 
      Da sagte jeder
      rundheraus: 
      Ich hab´ es nicht genommen! 
      Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, 
      die über Nacht gekommen. 
      Ein andres Mal
      verschwand sogar 
      das Marzipan von Peter; 
      Was seltsam und erstaunlich war. 
      Denn niemand fand es später. 
      Der Christian rief
      rundheraus: 
      ich hab es nicht genommen! 
      Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, 
      die über Nacht gekommen! 
      Ein drittes Mal
      verschwand vom Baum, 
      an dem die Kugeln hingen, 
      ein Weihnachtsmann aus Eierschaum 
      nebst andren leck`ren Dingen. 
      Die Nelly sagte
      rundheraus: 
      Ich habe nichts genommen! 
      Es war bestimmt die Weihnachtsmaus, 
      die über Nacht gekommen! 
      Und Ernst und Hans und
      der Papa, 
      die riefen: welche Plage! 
      Die böse Maus ist wieder da 
      und just am Feiertage! 
      Nur Mutter sprach kein
      Klagewort. 
      Sie sagte unumwunden: 
      Sind erst die Süßigkeiten fort, 
      ist auch die Maus verschwunden! 
      Und wirklich wahr: Die
      Maus blieb weg, 
      sobald der Baum geleert war, 
      sobald das letzte Festgebäck 
      gegessen und verzehrt war. 
      Sagt jemand nun, bei ihm
      zu Haus, 
      - bei Fränzchen oder Lieschen - 
      da gäb es keine Weihnachtsmaus, 
      dann zweifle ich ein bißchen! 
      Doch sag ich nichts, was
      jemand kränkt! 
      Das könnte euch so passen! 
      Was man von Weihnachtsmäusen denkt, 
      bleibt jedem überlassen  | 
   
  
    
      Vom Christkind (Anna Ritter)
      Denkt euch, ich habe das Christkind gesehen! 
      Es kam aus dem Walde, das Mützchen voll Schnee, 
      mit rotgefrorenem Näschen. 
      Die kleinen Hände taten ihm weh, 
      denn es trug einen Sack, der war gar schwer, 
      schleppte und polterte hinter ihm her. 
      Was drin war, möchtet ihr wissen? 
      Ihre Naseweise,ihr Schelmenpack - 
      denkt ihr, er wäre offen der Sack? 
      Zugebunden bis oben hin! 
      Doch war gewiss etwas Schönes drin! 
      Es roch so nach Ãpfeln und Nüssen!  | 
   
  
    
      Knecht Ruprecht (Theodor Storm)
      Von drauss' vom Walde komm ich her; 
      Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! 
      Allüberall auf den Tannenspitzen 
      Sah ich goldene Lichtlein sitzen; 
      Und droben aus dem Himmelstor 
      Sah mit grossen Augen das Christkind hervor; 
      Und wie ich so strolcht' durch den finstern Tann, 
      Da rief's mich mit heller Stimme an: 
      "Knecht Ruprecht", rief es, "alter Gesell, 
      Hebe die Beine und spute dich schnell! 
      Die Kerzen fangen zu brennen an, 
      Das Himmelstor ist aufgetan, 
      Alt' und Junge sollen nun 
      Von der Jagd des Lebens einmal ruhn; 
      Und morgen flieg ich hinab zur Erden, 
      Denn es soll wieder Weihnachten werden!" 
      Ich sprach: "O lieber Herre Christ, 
      Meine Reise fast zu Ende ist; 
      Ich soll nur noch in diese Stadt, 
      Wo's eitel gute Kinder hat." 
      - "Hast denn das Säcklein auch bei dir?" 
      Ich sprach: "Das Säcklein, das ist hier: 
      Denn Äpfel, Nuss und Mandelkern 
      Fressen fromme Kinder gern." 
      - "Hast denn die Rute auch bei dir?" 
      Ich sprach: "Die Rute, die ist hier; 
      Doch für die Kinder nur, die schlechten, 
      Die trifft sie auf den Teil, den rechten." 
      Christkindlein sprach:" So ist es recht; 
      So geh mit Gott, mein treuer Knecht!" 
      Von drauss' vom Walde komm ich her; 
      Ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr! 
      Nun sprecht, wie ich's hier innen find! 
      Sind's gute Kind, sind's böse Kind?  | 
   
  
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