Wann beginnt eine regelmäßige Veranstaltung
"Traditionscharakter" (im besten Sinn des Wortes) zu entwickeln?
Wenn diese Grenze mit einem Jahrzehnt markiert wird, dann
darf sich das internationale Gitarrenseminar in Lockenhaus
(Burgenland / Österreich) mit dem Titel "traditionsreich"
zieren. Denn bereits zum elften mal sind der Einladung des
Vereins für Gitarren- und Lautenmusik Lockenhaus zahlreiche
Gitarristinnen und Gitarristen gefolgt, um miteinander eine
Woche lang intensiv Musik und "ihr" Instrument zu erleben.
Was aber macht den "Erfolg" einer solchen Veranstaltung
aus, die sich über eine Dekade hin in einer doch kurzlebigen
Zeit immer großer Beliebtheit erfreut? ("Danke für
die wunderbare Musik, die ich erleben durfte.", "It was
a great fun again.", so nur einige der vernommen Teilnehmerstimmen).
Die Begeisterung der GitarristInnen scheint viele Väter
zu haben. Zum einen überzeugt die Philosophie dieser
Gitarrentage: Professionisten fühlen sich hochqualifiziert
betreut und gefordert, aber auch "Laien" und gitarristisch
Interessierte finden eine Atmosphäre vor, die jenseits
von Leistungsdruck und Wettbewerbsdenken die Freude am -
häufig gemeinsamen - Musizieren hochleben lässt.
Diese Freude an der "Arbeit" mit der klassischen Gitarre
zu vermitteln, ist spürbar ein vorrangiges Ziel der
Dozenten, die auf die Fähigkeiten und musikalischen
Bedürfnisse jedes Teilnehmers individuell eingehen.
In diesem Jahr haben Richard Graf (Ö), Richard Pilkington
(D), Heinz Wallisch (Ö) und Walter Würdinger (Ö)
diese Aufgabe mit viel Engagement und Begeisterungsfähigkeit
übernommen, sowohl in Einzelunterrichtseinheiten, als
auch in den zahlreichen Kammermusikensembles, Workshops
(z.B. für Jazz- und Popularmusik) und im großen
Gitarrenchor, ist doch gerade die Kammermusik ein erklärter
Schwerpunkt des Gitarrenseminars. Neben einem breiten Spektrum
musikalischer Inhalte und der erfrischenden Tätigkeit
der Dozenten ist es aber nicht zuletzt die besondere Atmosphäre
dieser Tage, die alljährlich Gitarristen aller Altersstufen
aus Österreich, Deutschland und darüber hinaus
anzieht.
Geht sie vom besonderen Charme des burgenländischen
Marktfleckens Lockenhaus, seinen Bewohnern, der Landschaft
aus? Liegt das Geheimnis im unaufdringlich familiären
Ambiente, welches das Veranstaltungsteam rund um Ruth Patzelt
nebst der reibungslos funktionierenden und bewundernswerten
Organisationsarbeit zu schaffen vermag? Sind es die zahlreichen
Konzerte, die das Seminarangebot bereichern (z.B. Dozentenkonzerte,
Gitarrenquartett Vienna, Marcin Siatkowski und Michal Nagy,...)
und die Möglichkeit mit den Künstlern bei einem
Glas burgenländischen Wein ungezwungen ins Gespräch
zu kommen?
Wie gesagt, der Erfolg des Gitarreseminars in Lockenhaus
hat viele Väter, die diese Veranstaltung zu einem "Fest
der Gitarre" werden lassen.
Ronald Gruber, ein (begeisterter) Teilnehmer
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