ZU DEN KÄRNTNER HOFNAMEN
Quelle: Ingeborg
und Dieter Müller, Kärntner Stadelfenster. Ziegel statt Glas, Teil II (Klagenfurt, Heyn 2007) 214-217
(Schriftenverzeichnis Nr. 296; zurück)
Allgemeines:
Namen – ein Teil unseres Wortschatzes
Namen sind ein fester Bestandteil des
Wortschatzes unserer Sprache. In der Grammatik wird auch das Substantiv (und
Adjektiv) mit dem Fachausdruck Nomen
(von lateinisch nomen ‘Name’)
bezeichnet. Daher unterscheidet die Sprachwissenschaft zunächst zwischen
Eigennamen und Gattungsnamen. Letztere (Fachausdruck: Appellativa) repräsentieren den eigentlichen nominalen Wortschatz
der Sprache wie z.B. Mensch, Baum oder Fluss. Diese Wörter können jeden Menschen, jeden Baum oder jeden
Fluss, den es auf der Welt gibt, bezeichnen, sie sind also universell
verwendbar. Ein Eigenname (nomen proprium) ist aber an eine bestimmte Person
bzw. an ein bestimmtes Objekt gebunden, oder, wie es Grimm im „Deutschen
Wörterbuch“ definiert hat: der Name ist die unterscheidende Bezeichnung für ein
Einzelwesen im Gegensatz zu anderen derselben Gattung.
Den Übergang vom Appellativ zum
Eigennamen können wir auch noch heute erleben, und zwar bei Spitznamen,
etwa für Politiker wie z.B. Sonnenkönig oder Schweigekanzler, auch das Umgekehrte ist möglich, wie z.B. das
Arbeitsmarktkonzept Hartz I-IV,
benannt nach dem deutschen Manager Peter
Hartz, oder Röntgen. In unserer
Schulzeit hatten wir solche Spitznamen für einige Lehrer und Mitschüler. Die
meisten Namen waren einmal „sprechende Namen“, also Bezeichnungen, deren
wörtliche Bedeutung unmittelbar verständlich ist wie noch heute Familiennamen
wie Schneider und Müller, bei Hofnamen wie Lindenbauer
(‘Bauer bei den Linden’) oder Nußbaumer (‘wohnend bei Nussbäumen’) sowie
Gewässernamen wie Weißensee oder Schwarzenbach. Wenn solche Namen aus
früheren Sprachschichten stammen, sind sie unverständlich geworden wie z.B. Wörthersee (Wörth ist ein altes Wort für ‘Insel’) oder der Hofname Felfernig
(zu altem Felfer ‘Weidenbaum’ + slowenisch -nik); dies trifft
auch auf viele mundartliche Bezeichnungen zu, z.B. bei den Hofnamen Fercher
(aus *Förcher zu mundartlich Forche ‘Föhre’) und Schwager
(zu Schwaige ‘Art Sennerei’). Gerade diese Namen haben schon immer die
Aufmerksamkeit der wissenschaftlichen Namenforschung auf sich gezogen.
Die Namen dienen also zur Bezeichnung
von Einzelpersonen und (meist) geographischen Einzelobjekten. In der Grammatik
nehmen sie vielfach eine Sonderstellung ein. Im Grunde genommen repräsentieren
die Namen jeder Sprache zwei große Gruppen, Personennamen und geographische
Namen. Dazu kommen dann noch einige andere kleinere Gruppen.
Die Personennamen
(Anthroponyme) lassen sich wiederum in zwei große Gruppen teilen, in die
(historisch älteren) Vornamen und in die (jüngeren) Familiennamen. Die
Vornamen werden von den Eltern den Kindern nach ihrer Geburt gegeben, deren
Auswahl stark von der Tradition, Religion und Mode abhängig ist. Oft wird mehr als
nur ein Name gegeben, doch in der Regel ist nur ein Name dann der
Rufname, oft abgekürzt zu Kosenamen. Der Familienname hingegen ist erblich, meist
nach dem Vater; in Deutschland (einschließlich Österreich) kamen sie im
Mittelalter auf und sind seit dem Beginn der Neuzeit allgemein geworden.
Eine
wesentlich größere Vielfalt bieten die Namen für geographische Objekte. Am
ältesten sind die Gewässernamen (Hydronyme). Diese gehören – nicht nur bei uns –
zum ältesten Namengut überhaupt. Der frühe Mensch orientierte sich am Wasser,
in den meisten Fällen ist ein Gewässer zuerst benannt worden, dann erst die
Siedlungen, Landschaften und oft auch die Anwohner. Demnach reflektieren die
Gewässernamen in erster Linie Eigenschaften des Wassers; ältere Namen sind dabei
immer wieder von der einen Sprachschicht zur nächsten weitergegeben worden. Die
Gewässernamen kann man grob in Fluss-, Bach- und Seenamen einteilen, dazu
kommen die Namen von Wasserfällen, künstlichen Gewässern u.dgl. Vom Wasser
kommen dann Hofnamen wie Bachbauer (‘Bauer am Bach’, slowenisch Pototschnig
/ Potočnik), Seeber (‘am See wohnend’, slowenisch Jessernig
/ Jezernik)) oder Teichthüt(t)er (‘Bewohner der Hütte am Teich’)
beruhen.
Die nächste
große Gruppe sind die Siedlungsnamen; dies sind die
Ortsnamen im engeren Sinn, die Namen der Dörfer und Städte, Weiler und
Streusiedlungen. Vielfach sind sie nach ihrer Lage benannt, etwa nach dem
Gewässer, an dem sie liegen (z.B. Salzburg
nach der Salzach), nach den
Eigenschaften ihrer Lage (z.B. Hallstatt
und Hallein nach der
Salzlagerstätten, Bruck und Innsbruck nach Brücken, Berg und Perg nach einem Berg usw.), nach Kirchen bzw. Patrozinien (wie St. Veit oder Maria Schutz), nach Personen, die mit der Gründung der Siedlung in
einem engen Zusammenhang standen (z.B. Perchtoldsdorf
‘Dorf des Pertold’) sowie nach anderen Kriterien (z.B. Graz aus slowenisch gradec
‘kleine Burg’ oder Neusiedl bzw. Neudorf ‘neu gegründete Siedlung bzw.
Dorf’).
Eine weitere
größere Gruppe sind die Wohnstättennamen, dies sind Haus-
und Hofnamen, Namen von Schlössern und vergleichbaren Objekten; dazu kann man
auch die Straßennamen (einschließlich der Namen der Plätze) zählen. Die letzte
große Gruppe sind die Flurnamen, die
Namen der Äcker, Felder, Wälder, Almen und Berge. Die Bergnamen (Oronyme) werden oft als eigene Gruppe geführt. Bleiben
noch die Raumnamen, also die Namen
der Landschaften, Gegenden sowie Länder und Bezirke; dazu gehören auch die
Namen der Staaten. – Von den Siedlungs- und Raumnamen werden Einwohnernamen gebildet, viele von ihnen
sind dann auch zu Stammes- und Völkernamen geworden.
Vorläufer der Familiennamen
waren Beinamen, die das Vater-Sohn/Tochter-Verhältnis, den Herkunftsort oder
die Wohnstatt bezeichneten, z.B. urkundlich Henricus
filius Arnoldi ‘Heinrich, der Sohn des Arnold’ oder Conradus Cellarius ‘Konrad aus Zell’ oder Berhard im Tal, später Taler.
Dazu kamen dann Berufsbezeichnungen (wie Schuster
und Schneider) und v.a. Übernamen;
letztere beziehen sich auf bestimmte Merkmale und charakterisieren den Träger
(z.B. Groß / Klein). Das Aufkommen dieser Beinamen ist am frühesten in Italien
belegbar (10. Jhdt.) und schreitet immer weiter nach Norden vor (Salzburg und
Regensburg 12. Jhdt., Basel und Zürich 13. Jhdt.). Im Laufe der Zeit wurde
diese Beinamen „fest“, es scheint hier ein enger Zusammenhang mit den
Bedürfnissen des städtischen Lebens und mit dem Handel bestanden zu haben, denn
in ländlichen Gegenden hält sich die Einnamigkeit am längsten; dort spielte
aber seit eh und je der Name der Wohnstätte eine bedeutende Rolle, was in der
Folge zu den Hofnamen führte. Nachdem sich auch im ländlichen
Raum die Zweinamigkeit durchgesetzt hatte, wurden die Hofnamen mehr oder weniger
unabhängig von den „Schreibnamen“, d.h., wenn eine Familie vom Hof wegzog, nahm
sie ihren Familiennamen („Schreibnamen“) mit, der Hofname („Vulgoname“) blieb
jedoch bestehen – Ursache dafür, dass noch heute in weiten Teilen Österreichs Hof-
und Bewohnernamen verschieden sind. So hatten die Eigentümer des Hofes vulgo Rainer
in seinen mehr als 700 Jahren Bestehens mehrere verschiedene „Schreibnamen“;
der erste Beleg des Anwesens stammt aus dem Jahre 1285 (s.u.).
Haus- und Hofnamen: semantische Gruppen
Für den Stadtmenschen ist
es heute etwas ungewohnt, dass auf dem Lande jeder Hof, jedes Gehöft, einen eigenen
Namen hat; früher war dies aber auch in den Städten so, relikthaft in den historischen
Stadtkernen erhalten (z.B. „Haus zur goldenen Gans“ oder „Gasthof Weißes
Lamm“). Es lassen sich drei große Gruppen unterscheiden:
Der Hofname ist ursprünglich ein Vorname, z.B. Hansl / Hansele,
Rupp (Ruprecht), Vostl (Sebastian), slowenische Beispiele Bošte
(Sebastian), Jure (Georg). Hier ist in den meisten Fällen ein früherer
Bewohner oder Besitzer „verewigt“.
Der Hofname ist mit seiner Lage, z.B. Bacher oder Berger (weitere
Beispiele s.u.), bzw. mit seinem Entstehen verbunden, z.B. deutsch Brandstätter,
Brandner, Brandl o.ä. bzw. slowenisch Posarnig / Požarnik
auf Brandrodung hinweisend.
Der Hofname ist von bestimmten Funktionen oder Tätigkeiten herleitbar,
wie Berufsbezeichnungen, z.B. Schneider, Hafner, Aufgaben wie Wegmacher
oder Jager / Jäger u.dgl.
Neben diesen drei
Gruppen kommen in geringerem Ausmaß auch Übernamen vor. Diese sind bei den Familiennamen wohl die
größte. Unter einem Übernamen versteht man einen Namen, der besondere Eigenheiten
einer Person oder der von ihr ausgeübten Tätigkeit darstellt. So zahlreich wie
die körperlichen Auffälligkeiten,
charakterlichen Eigenheiten und Tätigkeiten von Menschen sind, so
zahlreich sind auch die aus den Übernamen gebildeten heutigen Familiennamen,
wobei – wie bei den andern Familiennamen – sich auch regionale sprachliche
Unterschiede zeigen, z.B. norddeutsch Störtebecker,
süddeutsch Stürzenbecher (Übername
eines Menschen, der gerne trinkt, ‘den Becher stürzt’) oder norddeutsch Knoop, Knopp, süddeutsch Knopf
(dazu alemannisch Knöpfle, Knöpfli, Übername eines Knopfmachers
oder auch für einen kleinen, rundlichen Menschen). Zu den Übernamen sind auch
zahlreiche ursprüngliche Spott und Spitznamen zu rechnen, wie die beiden soeben
genannten Beispiele.
Die Übernamen „rekrutieren“
sich, wenn sie sich auf Berufe beziehen, aus Wörtern von Werkzeugen (z.B. Hobel) und -stoffen (z.B. Glas) sowie Geräten (z.B. Pflug) und Erzeugnissen (z.B. Wurst), wenn sie sich auf charakterliche
Eigenschaften beziehen, aus Wörtern für soziale Ränge (z.B. Graf für einen überheblichen oder
selbstbewussten Menschen), für Tiere (z.B. Fuchs
für einen listigen Menschen), für bestimmte Vorlieben (z.B. Trinkl, Trinks für trinkfreudige Personen) und Verhaltensweisen (z.B. Holaus, Hollaus für einen Raufbold: ‘hol aus’) u.v.a.m.
Haus- und Hofnamen: morphologische Typen
Viele Hofnamen sind Herkunfts-
und Wohnstattnamen; diese beiden sind nicht immer exakt voneinander zu trennen;
beiden ist gemeinsam, dass der Namensträger entweder aus der dem Hof- bzw.
Familiennamen zu Grunde liegenden Örtlichkeit stammt (dies ist meist so bei den
Herkunftsnamen) oder dort ansässig ist (Wohnstattnamen im engeren Sinne). Es
kann sich dabei um eine größere Siedlung handeln wie z.B. Wiener (als Name ‘aus Wien stammend’), Friesacher (‘aus Friesach stammend’) oder Grillparzer (aus dem kleinen Ort Grillparz ‘Grillenhügel’ stammend), aber auch um einen Einzelhof
wie z.B. Tiefenbacher im Kärntner
Lesachtal (zum seit dem 13. Jhdt. bezeugten Hof Tiefenbach); oft wurden Hof- und Hausnamen selbst zu Familiennamen
wie Gruber ‘der an der Grube (=
Bodensenkung o.dgl.) wohnt’, Rainer
(zu Rain ‘Abhang’ oder zu slowenisch ravnje ‘Eben’), Weger ‘Gehöft am Weg’, ähnlich Wögerbauer
usw. Manche Namen können mehrdeutig sein wie der bereits genannte Rainer, aber auch Gra(t)zer ist nicht zwingend ‘aus Graz stammend’, sondern kann auch
‘Burger’ bedeuten (slowenisch gradec
‘kleine Burg’) und auch zum Personennamen Gratz
(zu Pankraz) gehören.
Weitere häufige
Wohnstättennamen Österreichs: Berger,
Leitner (zu Leite ‘Abhang’), Wald(n)er,
Weidner, Bacher, Ebner (zu Eben ‘Ebene’), Rauter / Reuter / Reiter (zu Raut ‘Rodung’), Hochner
(‘Anhöhe’), Taler, Dorfer / Dörfler, Bichler / Pichler (‘Bühel’), Ortner (zu Ort ‘Ende der
Siedlung’) usw., weiters Zusammensetzungen wie Unterberger, Hinterberger,
Unterweger usw. Wie die Beispiele zeigen, sind Herkunfts-
und Wohnstattnamen im deutschen Süden in der Regel mit dem (überaus
produktiven) Suffix -er versehen; später
wurde dieses -er auch auf andere
Namen, v.a. Hofnamen aus Personen- oder Übernamen übertragen (z.B. Gratzer, s.o., Stieglitzer, s.u.). Im Norddeutschen wird kein Suffix verwendet,
z.B. Bach, Berg, Poggenpohl
(‘am Froschteich wohnend’, zu
niederdeutsch pogge ‘Frosch’ und pool ‘Teich’) usw.
Auch Herkunftsnamen auf -mann sind
eher für den Norden typisch, z.B. Pohlmann
(‘am Teich wohnend’).
Im Süden
Österreichs enden Wohnstatt- und Herkunftsnamen sehr oft auf -nig. Dieses unserem -er
entsprechende Suffix (s.o.) war ein besonderes Charakteristikum der frühslowenischen
Mundarten Süd- und Südostösterreichs bzw.
des Alpenslawischen, wo zahlreiche Hof- und Familiennamen (urspr. Lagenamen)
auf -nig(g) (auch -nich, -nick, nigkh, -nik und -nikch) bzw. im Slowenischen auf -nik enden, die in den dem zusammenhängenden
slowenischen Sprachraum vorgelagerten deutschsprachigen Gebieten Kärntens,
Osttirols, des Salzburger Lungaus und der Steiermark weitaus häufiger sind als
im slowenischen Kerngebiet; sie können als „nordslowenisch“ und gleichzeitig auch
als typisch kärntnerisch bezeichnet werden.
Beispiele
(Kärnten und Osttirol): Ladinig (zu
slowenisch ledina ‘Brache’), Pototschnig / Petutschnig(g) (slowenisch
Potočnik ‘Bacher’), Glantschnig(g) / Quantschnig (slowenisch
Kłančnik zu klanec ‘Steile; Hohlweg’), auch an
deutsche Wortstämme tretend, z.B. Kogelnig
und Freithofnig zu altem Freithof ‘Friedhof’), Kotnik / Kotnig / Kottnig / Kattnig usw.
(auch Variante Kočnik usw.)
‘Winkler’, demnach Zakotnik / Sakotnig
‘Hinterwinkler’ (zu slowenisch kot
‘Winkel’, auch im Gelände), Laznik /
Lassnig usw. ‘Reuter’ (zu slowenisch laz
‘Rodung’). Da slowenisch l-
mundartlich zu ł- [w-] wird,
auch Wasnig usw.; demnach Prilaznik / Privaznik / Priwasnik usw.
‘der beim Gereut wohnt’.
In
Osttirol kommen auch romanische Wortstämme vor, z.B. in Kals Rantschnigg (zu romanisch *runca ‘Rodung’ neben dem „deutschen“
Hofnamen Rantschner und dem „echt“
romanischen Ranggetin(er) aus *runca + -ittu + -inu).
Einige Hofnamen zur Illustration
Hier werden als Beispiele die
wichtigsten Hofnamen aus der Gegend um Hochosterwitz vorgestellt (Gemeinde St.
Georgen am Längsee). Sie illustrieren auch die historische Entwicklung und
widerspiegeln hinsichtlich ihrer Herkunft deren Vielfalt.
Bachbauer (St.
Sebastian Nr. 3), 1718-22 Pachbauer nach seiner Lage am Bach.
Erlkeusche (Niederosterwitz
Nr. 14), 1787 Erler Keischen, Hinweis auf Erlenbestände.
Hansl (Labon
Nr. 8), 1787 als Hannslhuben bezeugt, Personenname. Ein zweiter Hof Hansl
(Pirkfeld Nr. 2) ist 1524 als Hansly am Pierghkfelld überliefert.
Haselbacher (St. Sebastian Nr. 11),
1486 Hasselpach, nach seiner Lage an einem Bach (s.o. Bachbauer) mit
Haselsträuchern.
Holzer (Labon Nr. 5), so seit
1748 belegbar; Holz ist auch ein
altes Wort für Wald, daher ist der Name wohl eine Funktionsbezeichnung, eine
Art Förster (ähnlich wie Jagerle, s.u.)..
Jagerle (Maigern
Nr. 4), 1748 Jäger, 1782 Jägerl,
bezieht sich auf die Funktion des Inhabers als Jäger (ähnlich wie Holzer,
s.o.).
Lasiner (Niederosterwitz Nr. 13),
auch Lassiner, so 1570, im Jahre 1524 Lasin. Auf Grund seiner
Lautung ist dieser Name eher auf slowenisch laz ‘Rodung’ zurückzuführen
als auf les ‘Wald’.
Leitenbauer (abgekommen), ‘Bauer an
der Leiten’.
Luschin (Pirkfeld
Nr. 4), so seit 1750, zu slowenisch luž(i)na, etwa ‘Pfützegegend’,
Hinweis auf eine Quelle (wie Weißenbrunner).
Plimitscher, Plimitschhof
(Rain Nr. 6), 1524 als Plumbatschach, 1570 als Pluematschach belegt,
jünger Blüemitsch (1782) geschrieben, also wohl mit Blume
zusammenhängend. Es könnte in diesem Hofnamen der alte Rechtsausdruck Blumbesuch
‘das Recht, sein Vieh auf blühende Weiden zu treiben’ enthalten sein
Rabbauer (Hochosterwitz Nr. 7),
1570 Raipauer, 1650 Rapaur, aus Rabe + Bauer, zum
Vogelnamen Rabe als Übername.
Rainer (St. Martin Nr. 5), so
seit 1755, der erste Beleg des Anwesens stammt aus dem Jahre 1285: Reune,
weitere Schreibungen 1486 Rain, 15. Jhdt. Reẅnn, um
1600 Rein (was auf altes *Räune zu slowenisch ravnje
‘Eben, ebene Fläche’ hinweist, nicht auf Rain wie die meisten anderen Rainer-Höfe).
Dieses Beispiel zeigt die enge Verschränkung zwischen deutschem und
slowenischem Namengut.
Schwaigbauer (Labon
Nr. 3), so seit 1748, Hinweis auf einen Hof mit Milchwirtschaft (eine Schwaige
ist eine Art Sennerei).
Staudacher (Hochosterwitz
Nr. 6), so seit ca. 1750, Lagename, mundartlich Staudach bezeichnet eine
Flur, auf der viel Gestrüpp wächst.
Stieglitzer (Maigern
Nr. 6), 1570 Stiglizer, zum Vogelnamen Stieglitz als Übername,
ähnlich wie Rabbauer.
Tatzer (Hochosterwitz Nr. 4),
1718-22 Täzer; der Name könnte auf altem Tatz ‘Abgabe, Art
Steuer’ beruhen und somit auf eine ehemalige Funktion des Inhabers hinweisen.
Teichthütter (St. Martin Nr. 6), an
einem ehemaligen Teich gelegen, also ‘Hütte am Teich’.
Ternitzer (Unterbruckendorf Nr. 1),
1524 an der Ternitzn, 1570 an der Terniz, Lagename nach einem
abgekommen Gewässernamen, slowenisch trnica ‘Dornbach’.
Tone (Rain Nr. 2), so schon 1760, 1767/68 Antoni,
also Personenname.
Trattenfranze (Labon Nr. 4), 1788 Trattenhänßl, 1787 Trattenfranz
Keüsch[en] in der Labon, zu Tratte ‘Viehtrift, -weide (wo das Vieh
herumtreten kann)’.
Vostl (St. Sebastian Nr. 8 und
Maigern Nr. 2); dieser Name ist eine mundartliche Kurzform von Sebastian, eines
der beiden Gehöfte ist 1524 als Bastian belegt.
Weißenbrunner, auch Brunner
(Pirkfeld Nr. 1), 1515 Wyssprunn[er], 1884 Brunnerhof; wie Luschin
(s.o.) Bezug auf eine Quelle.
Windischbauer (St. Martin Nr. 1), 1560 Windisch
Georg, 1584-93 Windisch Hueben, könnte ein Herkunftsname sein (windisch
ist das alte deutsche Wort für slawisch bzw. slowenisch). Da in dieser Gegend
auch alter Weinbau nachweisbar ist (Hofnamen Oberer bzw. Unterer Weinzer
[urkundlich 1570 weinzierl], Siedlungsname Weindorf usw.) und
sich ein urkundlicher Beleg aus dem Jahre 1285 Owinaetz (zu slowenisch vinec
‘Winzer’ bzw. vinica ‘Weingarten’) bzw. an der Windist (zu
slowenisch vinišče ’Ort, wo Wein angebaut wird’) auf diesen
Hof beziehen könnte, wäre auch ein Bezug auf den Weinbau (mit sekundärer
Umformung zu Windisch-) möglich.
Die Hofnamen um
Hochosterwitz wurden nach G. Baumann, Die Hofnamen im Gerichtsbezirk St. Veit
an der Glan als natur- und kulturgeschichtliche Quelle (Wien 1977) bearbeitet.