Verfassser: Mag. Dr.
Florian Thomas Rulitz zurück zur Startseite oder zum Inhalt
MIT VIDEO:
Bildungsfahrt-Symposium „Blutige Spuren
der Tito-Partisanen“ nach SLO (Huda
Jama) am 3. Mai 2014, mit Historiker Mag. Dr. Florian
Thomas Rulitz u. dem Univ.-Prof.
Heinz- Dieter Pohl, Zeitzeugen u.
Opferverbänden
Die 1. interdisziplinäre Bildungsfahrt
nach Slowenien (in die Region Unterkärnten / Spodnja Koroška und der Untersteiermark/Spodnja Štajerska) mit einem traurigen und sehr belastenden Thema der
kärntnerischen-slowenischen Geschichte –
nämlich der Partisanenverbrechen – aber mit einem versöhnlichen Charakter. Neben den wissenschaftlichen Vorträgen
stellten die Teilnehmer bei den
Feldforschungsbesuchen am Bleiburger
Feld (Kroatendenkmal) zu den Opfern
von Bleiburg, zum Tito‑KZ-Teharje/Tüchern,
und des Massengrabstollens St.
Barbara / Barbara rog in Huda
Jama / (Schlimme Grube) Fragen
an die Vortragenden. Die Fahrt diente auch den
Wissenschaftlern für die tiefenstrukturelle Oral History- Feldforschung mit Zeitzeugen und Opferverbänden vor Ort
der Verbrechen.
Zum Bild „Eingang in den Barbara-Stollen“ (Huda Jama).
Weitere Fotos auf Woche Online: Huda Jama (Schlimme Grube) bei Lasko/Tüffern:
http://www.meinbezirk.at/voelkermarkt/politik/huda-jama-schlimme-grube-d987206.html
Die Referate wurden von Wissenschaftlern der Alpen-Adria Forschung
gehalten; dem Kärntner Historiker Mag.
Dr. Florian Thomas Rulitz und dem Sprachwissenschaftler
Univ.-Prof. Dr. Heinz-Dieter Pohl,
und den Referaten von betroffenen
Gruppen der Tito-Gewalt in Slowenien: von Andreas Ajdic (Volksgruppenvertreter der Deutschen Minderheit
[Altösterreicher] in Slowenien) und von Miha Herman (Katholischer
Pfarrer der Pfarre Heiliger Martin ob Tüchern/Teharje). Die Referenten richteten ihre Fachvorträge auf den in der Wissenschaft noch
immer vernachlässigten Schwerpunkt „Blutige
Spuren der Tito-Partisanen“ unter dem Gesichtspunkt der Totalitarismus- Forschung über die nationalsozialistische und kommunistische Gewalt im
österreichisch-slowenischen Grenzgebiet.
Titel und Name, wissenschaftliche oder fachliche Funktion, Fachvortrag:
Mag. Dr. Florian
Thomas Rulitz: Historiker, spezialisiert auf das Fachgebiet für Militärgeschichte am Ende
des Zweiten Weltkrieges und der Alpen-Adria Zeitgeschichte,
Titel des Vortrages
1: Die Massaker von Bleiburg versus das
„große Finale in Kärnten“
Titel des
Vortages 2: Die Untersteiermark (heute
slowenische Stajerska), ein Epizentrum der Massentötungen der Tito-Partisanen
im Mai 1945
Univ.-Prof. (für Allgemeine u. Diachrone Sprachwissenschaft
i.R.) Dr. Heinz-Dieter Pohl (Träger des Einspielerpreises des "Rates
der Kärntner Slowenen“) steuerte
während der Fahrt einiges Namenkundliche
aus dem deutsch-slawischen Kontaktsprachgebiet Kärntens und der Steiermark bei:
Titel des Vortrages 1: Namen zum Bildungs-Symposium am 3. Mai 2014
Titel des Vortrages 2: Gedanken zur gleichberechtigten Aufarbeitung von
nationalsozialistischen und kommunistischen Verbrechen im Alpen-Adria Raum
Vorträge von Dr.
Rulitz und Univ-Prof. Pohl: Online
im Internet: http://members.chello.at/heinz.pohl/Ausflug_Slowenien.htm
Andreas Ajdic: Obmann des Verbandes der Kulturvereine
der deutschsprachigen Volksgruppe in Slowenien [Altösterreicher] u. Obmann
Deutscher Kulturverein Cilli an der Sann,
Titel des
Vortrages: Deutsche Spuren in der
Untersteiermark (heutige Region Štajerska in Slowenien)
Miha Hermann: Katholischer Pfarrer der Pfarre Heiliger Martin ob Tüchern/Teharje,
Titel des
Vortrages: Die Geschichte der Pfarre
Tüchern/Teharje und das Tito-KZ Tüchern/Teharje ist getränkt mit dem Blut der
katholisch-konservativen Elite Sloweniens.
Dr. Rulitz begrüßte unter den anwesenden Zeitgeschichtsinteressierten auch
etliche Zeitzeugen der Partisanengewalt und deren Nachkommen. Besonders wurden
die Überlebenden von mehreren TITO-KZs (Konzentrationslagern),
Tito-Umerziehungslagern, Tito-Kinderlagern, welche sich auf dem Gebiet der
Untersteiermark befanden, als Zeitzeugen besonders hervorgehoben. Darunter
sorgten die Kärntner Heinz Krische (Krize) – im Mießtal
geboren, Erwin Michitsch (geboren in
der Gotschee), sowie der in Deutschland lebende Ivan Ott mit ihren Zeitzeugenerzählungen und dem persönlich Erlebtem für emotionale Betroffenheit. Ein ORF-Bericht
über das Schicksal von Unterkärntner Tito-KZ-Opfern zum Anklicken: https://www.youtube.com/watch?v=mJslD1FzrW0
Besonders tragisch ist, daß die
Eltern von Ivan Ott im Massengrab-Stollen St. Barbara/ Barbara rog
zu Tode kamen und dort liegen. Die
Zeitzeugen-Erlebnisberichte wurden in Form von Oral-History Interviews von den
Wissenschaftlern und Organisationen der deutschsprachigen Minderheit in
Slowenien mit einer Videokamera aufgezeichnet.
Doch es war für die Opfer und deren
Nachkommen sehr wichtig zu erfahren, daß auch viele Slowenen Opfer der kommunistischen Partisanen waren. Die
Zeitzeugen zeigten kein Verständnis für die slowenischen Kommunisten und
ideologischen Nachfolger, welche in Übereinstimmung die Verbrechen
relativieren. Die österreichischen Opfer
der Partisanengewalt haben das
erste Mal mit ihnen selbst und mit
dem slowenischen Volk Frieden
schließen können. Gute Verständigung, Sympathie gab es mit den slowenischen Opfern der Partisanengewalt
insbesondere mit dem slowenischen Geistlichen Miha Hermann.
Grußworte von Hochwürden wurden verlesen,
und das wissenschaftliche Bildungsfahrt-Symposium stand unter dem Ehrenschutz
von den kroatisch-katholischen Gemeinden Deutschland/NJEMAČKA mit
Hochwürden Ante Kutleša.
Begleitet von einer Delegation von
Politikern: aus dem Österreichischen Parlament
kam die Vertriebenensprecherin und Nationalratsabgeordnete Anneliese Kitzmüller,
aus den Südkärntner Gemeinden: aus Feistritz ob Bleiburg Vizebürgermeister
Valentin Leitgeb, aus Ferlach
Gemeinderat Ing. Herbert Stöckl.
Neben den Kulturverbänden und
Politikern nahmen Beamte der Kärntner Landesregierung, des Zolls, der
Gendarmerie und der Polizei teil. Stellvertretend wurde der ranghöchste Beamte
der Bildungsfahrt Hans Kamper,
Polizeidirektor von Klagenfurt außer Dienst begrüßt. Besonders begrüßt wurden
auch die Vertreter der katholischen
Kirche, der Honorarkonsul der
Republik Kroatien, die Vertreter der
kroatischen katholischen Gemeinden Deutschland/NJEMAČKA mit dem
bekannten Theologen Dragan Cotic,
welche ebenfalls in Vertretung des kroatischen Weltkongresses und des
Bleiburger Ehrenzuges an der Fahrt teilnahmen.
Dem Kulturverband der Kärntner Windischen mit dem Obmann Oswald Oman und der Obfrau für das
Jauntal Ursula Polesnig wurden von
Dr. Rulitz für die rege Werbung sowie Organisation der Teilnehmer und die
Animation weiterer Kulturverbände aus Kärnten und der Steiermark für die Fahrt aufs ehrenvollste gedankt. Weiters
wurden auch die Obleute und Funktionäre von weiteren Opfer-, Kultur-, Heimat-,
Traditions- und Kameradschaftsverbänden aus Kärnten,
Steiermark und Kroatien begrüßt.
Besonders herzlich begrüßte die Bildungsfahrtgesellschaft am Ort des
Tito-KZ der slowenische Hochwürden
Miha Hermann (Geistlicher der Pfarre Teharje/Tüchern). Er hatte die
Bildungsfahrtteilnehmer im „Gedenkpark
für alle Opfer der Revolution und der kommunistischer Gewalt“, welcher sich
am ehemaligen Gelände des Tito-KZ Teharje/Tüchern befindet, auf das Herzlichste
empfangen. Der Geistliche begrüßte, daß das rege Interesse an der Bildungsfahrt
ein wichtiges Zeichen für die
Aufarbeitung und gegen das Vergessen
des größten Massenverbrechens gegen die Menschlichkeit in Europa nach dem Ende
des Zweiten Weltkriegs ist. Bemängelt hat er, daß in Slowenien von den
kommunistischen Nachfolgern der Versuch unternommen wird, die Opfer pauschal
als verräterische Deutsche, Nazi-Kollaborateure oder als Faschisten zu
stigmatisieren. Die Stigmatisierungsversuche
mildern auf keinen Fall das Ausmaß
der Verbrechen des Titoismus und der unzähligen
Opfer des Revolutionsterrors gegen die slowenische katholisch-konservative
Elite.
Die deutschsprachige Volksgruppe war neben ihrem Obmann Andreas Ajdic auch durch die rege
Teilnahme des Kulturverbandes
deutschsprachige Jugend (KVDJ) unter Offak
Rudolf vertreten. Der deutschsprachigen Jugend Sloweniens, Herrn Marold Friedrich und Herrn Dragan Cotic sei für die Videos, Fotos,
und Interviewaufnahmen gedankt! Video des Besuchs von
Bildungsfahrtteilnehmer im Massengrabstollen
St. Barbara/ Barbara rog: YouTube: https://www.youtube.com/watch?v=U2vEM-H4gQE
An dem Feldforschungssymposium nahmen mehr als 100 Teilnehmer, Besucher
und etliche Journalisten aus Kärnten, der Steiermark, der Untersteiermark (Slowenien)
und aus Kroatien teil. Es war ein großer Erfolg für die versöhnliche
Geschichtsaufarbeitung und Verständigung. Aus Kärnten nahmen insgesamt 75
Teilnehmer teil, wovon 73 mit dem Reisebus Hofstätter anreisten, und aus der
Steiermark und der Untersteiermark reisten 33 Teilnehmer an. Die restlichen
Besucher kamen mit privaten PKW aus Oberösterreich, Deutschland und Kroatien
an.
Höhepunkt der wissenschaftlichen Bildungs- und Feldforschungsfahrt war der Besuch des St. Barbara/(Barbara rog) Massengrab-Stollens in Huda Jama (Schlimme Grube) bei Lasko/Tüffern. Der Historiker Dr. Rulitz ermöglichte den erstmaligen Eintritt in das Innere des Stollens für Österreicher
Opfer, Zeitzeugen, Nachkommen,
Geschichtsinteressierte, Jugend, Senioren, Kulturverbände der Volksdeutschen
aus Slowenien, der Kulturverband der Kärntner Windischen, Slowenen, katholische
Geistliche, deutschsprachige Kärntner sowie auch Kroaten konnten problemlos
miteinander einen Tag verbringen. So hatte die Fahrt nicht nur einen
wissenschaftlichen und hohen Bildungsanspruch, sondern auch einen
pädagogischen, Trauma verarbeitenden, zivilgesellschaftlichen, versöhnlichen,
kulturellen-, länder-, nations- und grenzüberschreitenden Charakter.
Die Bildungs- und
Feldforschungsfahrt „Blutige Spuren der Tito-Partisanen“ hatte das Motto: „Der
Wahrheit und der unerforschten Zeitgeschichte auf der Spur und das
Kennenlernen, die Versöhnung und das Miteinander mit dem slowenischen Nachbarn
im Blickfeld“
Die Verbrechen der Nationalsozilisten
wurden in den Referaten ebenso beleuchtet. Ein bis heute nicht erforschtes Feld
ist, daß sich unter den NS-Okkupatoren viele Kärntner und steirische
Nationalsozialisten befanden, und noch heute ist der hohe Anteil der brutalen
Gewaltverbrechen der österreichischen (Kärntner-
und Steirer-) Nationalsozialisten in Slowenien in bitterer Erinnerung. So
waren z.B. die deutschen Gottscheer primär Opfer der Hitlerischen Nationalsozialisten und erst sekundär Opfer der
Nachkriegspolitik der Titoisten. Auf der anderen Seite wurde in Slowenien eine kommunistisch-nationale Slowenen-Ideologie
durch die Partisanenbewegung (OF) gepriesen. Das heißt, die kommunistischen
Partisanen richteten sich während ihrer Machtübernahme auch gegen alles „Deutsche“ in Jugoslawien. Für
das kommunistische Jugoslawien existierten diese Partisanen- Verbrechen bis
1991 schlicht und einfach nicht. Die Opfer der kommunistisch-stalinistischen
Revolution wurden verleugnet. Aufgrund der außenpolitischen Situation bis 1991
waren wissenschaftliche Forschungen zu dieser Thematik auch in Österreich
schwierig. Die Dokumente der Sicherheitsdirektion in Kärnten bezeugen die
Sensibilität der Aufarbeitung während des Kalten Krieges im Hinblick auf die
Verbrechen der Tito-Kommunisten in Österreich. Noch heute versuchen die
ideologischen Nachfolger des Partisanenkultes in Kärnten und Slowenien die
Aufarbeitung der Verbrechen mit allen Mitteln zu verhindern.
Die Tabuisierung der jeweils eigenen
nationalen dunklen Flecken in der Vergangenheit macht es unmöglich den Totalitarismus grenzüberschreitend aufzuarbeiten.
Die Defacto-Aufarbeitung der totalitäreren Vergangenheit mit dem Partisanenkult unter dem Titoismus
– dessen Aufrechnung, der starren Frontenbildung und dessen Verhinderung einer
ernsthaften Aufarbeitung – erleichtern so ein gegenseitiges Verständnis auf
beiden Seiten der Karawanken, vor allem im Bezug auf den Umgang mit
Minderheiten und ethnopolitischen Konflikten. Deshalb bringt eine interdisziplinäre
Wissenschaft unter der Beachtung der gemeinsamen Geschichte von Slowenen und
Deutschen, des Sprachnationalismus und des gemeinsamen slawische-deutschen
Sprachkontaktes sowie der Namensgebung in Kärnten (Unterkärnten) und der
Steiermark (Untersteiermark) einen neuen Ansatz in der Erforschung des
Konfliktes zwischen Sprachnationalismus, Nationen, Völkern, Identitäten,
Ideologien und totalitaristischen Regimen zwischen Österreichern (Deutschen,
Altösterreicher, Deutschkärntner, Deutschsteirer) und Slowenen (Kärntner
Slowenen, Steirer Slowenien, Windischen, Kärntner Windischen, Kroaten, Serben,
Jugoslawen, Slawen usw.)
Um die
Menschen nicht allein unter dem Eindruck
der grausamen Verbrechen der Partisanen aus Slowenien zurückkehren zu lassen, hat Dr. Rulitz eine
Weinverkostung organisiert. Das gegenseitige Kennenlernen, das Versöhnende
und auch das kulinarische Erlebnis
sollten nicht zu kurz kommen. Die Krönung war der Besuch des mehrfach ausgezeichneten Qualitätsweinwinzers „VINSKA KLET MASTNAK“ in Orešje
(Oreh = Nuß, Oreschje auf deutsch Nußhausen oder Nußdorf) bei Sevnica
(dt. Lichtenwald). Die Qualitätsweine sowie Bauernschmankerl aus der
Region Spodnja Štajerska (Untersteiermark) waren ein hoher Genuß und ließen die
grausamen Eindrücke aus dem Vordergrund drängen. Die Kulinarik Sloweniens sorgte dafür, daß
die Teilnehmer der Fahrt auch etwas
Positives aus Slowenien mitnehmen – wenngleich ein (oder mehrere) Glas Wein
das zuvor Gesehene nicht aufwiegen kann. Die Fahrt sollte keine sein, die Haß
sät. Sie sollte vielmehr den Hinterbliebenen und Opferverbänden und der Jugend eine Mahnung vor Unmenschlichen
Ideologien sein und einen Einblick in das damalige Geschehen bieten – und
keine Ressentiments gegen die Slowenen schüren. Daher soll die Weinverkostung
zumindest kulinarisch einen versöhnlichen Charakter haben, so die Veranstalter.
Die Fahrt hat neben den wissenschaftlichen
Vorträgen bei den Opfergruppen und Nachkommen einiges an nationaler Traumabewältigung beigetragen. Bis in die dritte
Generation ist aber bis heute auch ein nationales Trauma gegenüber der jeweils
anderen Volksgruppe im Zusammenhang mit der politischen Gewalterfahrung im
österreichischen Grenzland Kärnten und
Sloweniens feststellbar. Durch die gegenseitigen Beschuldigungen und Vorurteile
mit dem Stigma für alles Deutsche (Deutsch-Österreichische) =
Nationalsozialisten und dem der Kärntner Slowenen = Tito-Kommunisten bzw.
Tito-Partisanen hatten sich die beiden Volksgruppen diesseits und jenseits der
Karawankengrenze (Grenze zwischen Österreich und Slowenien) verunglimpft. Auch
die Vernichtung der deutschen Minderheit durch die Tito-Kommunisten in
Slowenien trug ab ai 1945 zusätzlich zum Anti-Slowenismus unter den
deutschsprachigen Österreichern bei. Alles Slowenische wurde seitens der
deutschen Österreicher besonders in Kärnten und der Steiermark pauschal als
tito-kommunistisch denunziert. In einem wirklichen
Konsens und der Aufarbeitung unserer gemeinsamen Geschichte wird es
erforderlich sein, mit allen beteiligten Gruppen (Windische, Slowenen, Deutsche
und einschließlich aller Verbänden) zu sprechen und sie in Arbeitsgruppen zu
integrieren. Ein nicht-wissenschaftlicher und ein nicht ehrlicher, auf
Selbstsucht und Inszenierung geleiteter Konsens wird neuen Unmut säen und somit
einen neuen Konflikt provozieren.
Erinnerungspark – Tüchener Grabstätte
verantw. für das Referat und die Broschüre: Text Miha Hermann, Pfarrer des Pfarramtes Tüchern/Teharje
Den
traurigen Nachkriegsverbrechen drückte die Pfarre Tüchern ihren eigenen Stempel
auf. In der Baracke des einstigen deutschen Sportzentrums hielten sich
zeitweise nach dem Ende des Krieges im Mai 1945 die zurückgekehrten
Domobranzen, Soldaten und Zivilisten, Frauen und Kinder, welche die verbündeten
Engländer gemeinsam mit den Flüchtlingen von Kroatien und Serbien, die in
Kärnten angehalten wurden, auf, um sie dann unseren neuen Machthabern
auszuliefern. Die Mehrzahl davon wurde ohne Urteil erschlagen, einige in der
Nähe des Lagers in Bukovzlak oder in der näheren Umgebung von Cilli/Celje, noch
mehr aber sind von dort in den Tod in der Huda Jama/ Bösen Grube bei
Tüffern/Lasko in die Bergwerksstollen von Hrastnik/ Eichthal oder Pecounik und sonst noch wohin geführt
worden. Jahrzehntelang durfte in der Öffentlichkeit darüber nicht gesprochen
werden. Erst nach den demokratischen Veränderungen und der Verselbständigung
Sloweniens wurde darüber mehr gesprochen und geschrieben. Noch immer aber
bleibt das schmerzende Gefühl und das Unbehagen angesichts dieser schweren
geschichtlichen Wahrheit. An der Stelle des einstigen Lagers wurden nach einem
Plan eines anerkannten Architekten H. Mark Music allen dort Gestorbenen und zu
Tode Gebrachten ein Denkmal gebaut und ein Erinnerungspark errichtet. Man hat
ihn im Oktober 2004 eröffnet, doch ist er noch nicht fertig. Nach den
Vorstellungen des Architekten wurde beim Erinnerungspark auch ein
Erinnerungsweg geplant. Dieser sollte wie die Erinnerung an das große Leiden an
14 Stationen des Kreuzweges vom einstigen Lager gegen die Kirche der Heiligen
Anna geführt und bei der Kapelle der Auferstehung Christi enden.
Am
östlichen Teil des Parks ist voraussichtlich ein Parkplatz und ein
Informationsraum vorgesehen, in welchem den Besuchern gründliche Informationen
über das damalige Geschehen und über die Bedeutung des Erinnerungsparks zur
Verfügung stehen. Erst so wird der Park ein vollständiges Bild bieten können,
aber ab jetzt bleibt es unvollendet. Auf der Grabstätte erinnern wir uns aller
Opfer mit dem Besuch der Messe und der Erinnerungsfeier
jeden ersten Sonntag im Monat Oktober /und am 2.11. Nachmittag. In der
Pfarrkirche des Heiligen Martin aber findet jeden ersten Samstag im Monat eine
Gebetsstunde um Versöhnung im slowenischen Volk statt.
Das Gebet um
Versöhnung
O Gott, Du bist der Vater aller
Menschen, und Du wünschest, dass wir alle zur Erkenntnis der Wahrheit kommen
und gerettet werden. Es schmerzt Dich, wenn Menschen sich gegenseitig
ausschließen und sich hassen, insbesondere wenn man sich (Anm. Transkriptor: ihnen?) die grundsätzlichen Rechte oder sogar
das Leben nimmt. Wir bitten Dich für alle Opfer des Krieges und der
Nachkriegsgewalt: Gib den Verstorbenen den Ewigen Frieden, gib den Lebenden,
dass sie sich gegenseitig versöhnen, Gib, dass die traurige Vergangenheit die
Gegenwart und die Zukunft sie nicht mehr belasten sollte. Gib, dass die
Atmosphäre der Verzeihung und des gegenseitigen Vertrauens wachsen möge. Denn
Du bist unsere gemeinsamer Vater und Dein Sohn Jesus Christus opferte sein
Leben für uns. Wir bitten Dich, verleihe uns Versöhnung nach ihrem Verdienst.
Amen. Vortrag Gesamt:
Willkommen in der Pfarre
St. Martin bei Tüchern
Tüchern hat eine reiche
Geschichte. In den schriftlichen Quellen ist es indirekt schon im 12. Jh.
erwähnt Die Ortsgeschichte ist mit den Grafen von Cilli eng verbunden, denn die
Tüchener waren bzw. erwarben ihr Edelbürgertum. Nach einer Legende sollte der
Graf Ulrich II. von Cilli gern zu Tüchener Mädchen gekommen sein. Bei einem
solchen nächtlichen Ausflug nahmen ihn die Tüchener Burschen gefangen und
hielten ihn fest. Der Graf im Wunsche, dass man ihn von der Schande bewahren
möge, bot den Tüchenern ein Lösegeld an, doch die Burschen nahmen es nicht an.
Sie liessen den Grafen erst los, als er ihnen versprach, zu ihnen edelmütig zu
werden, und er aus seinem Wappen zwei Sterne verehrte.
Diese Legende verwerteten auch Benjamin Ipavec für die erste slowenische Oper
die Tüchener Edelinge, und Verclv Kocevar für die Sage des Müller Janez. Nach
dem Aussterben der Grafen von Cilli erneuerte der Grossherzog Ferdinand am 25.5
1537 wieder das Tüchener Edeltum und bestätigte die Freiheiten. Heute ist
Tüchern Sitz der gleichnamigen Ortsgemeinschaft, in welcher rd. Tausend
Einwohner leben mit vielen Zuwanderern. Tüchern war zunächst eine Filiale einer
Urpfarre und wurde mit ihr im Jahre 1256 dem Kloster Stich zugeteilt. Über die
alte Tüchener Pfarre gibt es keine Aufzeichnungen, wir wissen nur, dass es
schon im J. 1528 einen Pfarrer und zwei Kapläne hatte, wie die Pfarre im J.1545
erwähnt wurde. Im Bereich der damaligen Pfarre gab es 5 Kirchen: die
Pfarrkirche St. Martin und die Kirchen
St. Stefan, St. Anna, St. Laurenz und St. Johann. Die Kirche St. Stefan
stand am Ort des jetzigen Kreisverkehrs in Tüchern. Während des Krieges wurde
sie bei einem Luftangriff beschädigt, nach dem Krieg (1958) aber wurde sie
zerstört. Der Glockenturm blieb bis zum J. 1974. Zur Erinnerung an die Kirsche
St. Stefan wurde beim Kreisverkehr eine Ehrensäule (Obelisk) mit der Statue des
ersten christlichen Märtyrers, dem hl.
Stefan, umgeben mit Steinen (errichtet).
An den Seitenteilen des Obelisk befinden sich Ortssymbole: das Tüchener Wappen,
eine Imitation (Nachahmung) der Tüchener Flagge und des richterlichen Szepters,
das an das einstige Recht einer eigenen Gerichtsbarkeit im Ort erinnert.
An der Stelle der
jetzigen Pfarrkirche St. Martin stand zu Beginn des 20. Jh. die alte Kirche St.
Martin, die niedergerissen wurde, denn sie war zu klein. Im J. 1906 wurde der
Grundstein für die neue Kirche gesegnet, die man im J. 1907 erbaute, im J. 1908
geweiht wurde. Die Kirche wurde im J. 2007 zur Verbreitung auf die Feier der
100 J. ihrer Weihe insgesamt erneuert.
Seite 3
Nach dem 2. Weltkrieg
ist die Einwohnerzahl in Cilli sehr gewachsen, weshalb neue Pfarren entstanden
sind; im J. 1960 entstanden die Pfarre St. Cecilia und die Pfarre St. Josef,
der ein Teil der Pfarre Tüchern zugeschlagen wurde, im J. 1975 wurde zwischen
Vojnik und Tüchern die Pfarre Ljubecua gegründet; im J. 1997 aber wurde aus der
Tüchener Pfarre die Filialkirche St. Laurenz ob Staram (Kompole) abgespalten
und es wurde diese eine selbständige Pfarre mit 1500 Einwohnern. Die Pfarre St.
Martin zählt heute rd. 3500 Seelen und umfasst die Siedlung der Ortsgemeinschaft
Tüchern und einen Teil der Gemeinde Stara. In der Pfarrkirche gibt es
regelmässig Gottesdienste, und zwar an Sonntagen um 8 und 10 Uhr, an Werktagen
aber etwa um 7 Uhr oder aber abends um 19 Uhr (im Winter um 18 Uhr).
Die Filialkirche St.
Anna auf der Höhe (ner vrheh)
Auf Grund schriftlicher
Quellen soll dieses Heiligtum im 16. Jh. Erbaut worden sein. Aber das Wappen
der Grafen von Cilli über der Hauptstirnseite sowie den gotischen Baugliedern
weisen darauf hin, dass die Kirche noch vor dem Aussterben der Grafen im J.
1456 angebaut wurde. Die Kirche wurde mehrmals erneuert, einen grundlegenden
Umbau erlebte sie schon im 2. Drittel des 18.Jh. Im 19.Jh. wurde wieder stark
in das Innere eingegriffen: mit einer neuen Einrichtung und Bildern zerstörte
oder verdeckte man wahrscheinlich vielen alten künstlerischen Reichtum. Man
beließ aber das Wertvollste: den Hauptaltar aus dem J. 1651. Zu drei
Stockwerken versteckt sich die richtige Pracht der barocken Holzschnitzkunst.
Im Thron herrscht die Statue der hlg. Anna Selbtritt (hlg. Anna, Maria und
Jesus). Das ist das jüngere als andere Bildnisse am Altar, die Marias
Verwandtschaft darstellen. Aus der Volksüberlieferung und aus Inschriften
hinter dem Tabernakel im Altar erfahren wir, dass der Altar aus Petrov stammt,
wo das Neue gefertigt und das Alte ab verkauft wurde. Den blühenden
marianischen Pilgerweg könnte man sich mit einer Neubestellung beim damals
beliebten Holzschnitzer gegönnt (geleistet) haben, den alten Altar aber
verkaufte man nach Tüchern.
Die Kirche stellt einen
grossen künstlerischen Reichtum dar, daher bemühen wir uns, diese mit
gründlicher Erneuerung zu erhalten. Nach der Erneuerung der Aussenseite (in
letzter Zeit wurde das Dach erneuert) ist auch die Erneuerung der Innenseite
notwendig, damit die Kirche in ihrer ursprünglichen Schönheit erstrahlen wird,
besonders noch bei feierlichen Gottesdiensten, die wir am Sonntag und bei der
Feier des Namenstages der hlg. Anna begehen. Das eucharistische Kreuz wurde
anlässlich des eucharistischen Kongresses im J. 1935 aufgestellt. Nach dem
Krieg wurde es abgesägt und weggeführt, neuerlich wurde es in den J. vor der
Verselbständigung Sloweniens aufgestellt, erneuert aber anlässlich der Feier
der neuen Messe im J. 2007.
Ausgegeben von der
Pfarre Tüchern, verantw. Miha Hermann, Pfarrer des Pfarramtes Tüchern No. 27