Die
bekanntesten österreichischen Landschafts- und Gebietsnamen
(einschließlich
einiger Nationalparks und Naturschutzgebiete sowie anderer interessanter Namen)
(als
Ergänzung zum Buch der österreichischen Namen)
BREGENZERWALD
Die erste urkundliche Nennung können wir in einer Papsturkunde zum Jahre 1249 nachlesen, in der Papst Innozenz IV das Kloster Bregenz in seinen Schutz nahm und unter anderem den Besitz in Bregenzaervald bestätigte. Sprachlich liegt also eine Benennung nach dem Ortsnamen Bregenz vor (der Vorarlberger Landeshauptstadt). Die Mundart des Bregenzerwaldes gehört dem Niederalemannischen an, die regionale Eigenheiten zwischen dem Nordwesten mit allgäuerischem Einfluss und dem Mittel- und Hinterwald mit Dornbirner Einfluss aufweist.
GETREIDEGASSE
Der Name Getreidegasse in Salzburg erweckt falsche
Vorstellungen, denn sie ist im 12. Jhdt. als Traugazze, Trabegazzen
u.ä. urkundlich bezeugt und erst in jüngerer Zeit kam es zur heutigen Benennung.
Der Name ist unklar, möglicherweise hängt er mit dem ‘Traben der Pferde’
zusammen.
Hohe Tauern (Nationalpark)
Hohe
Tauern ist die Sammelbezeichnung für die Gebirgskette im Hauptkamm der
Ostalpen im Bereich des so genannten Tauernfensters, die höchste
Erhebung ist der Großglockner (3798 m, siehe Großglockner). Sie
haben ihren Namen vom Wort Tauern (s.
Bergnamen), der
volkstümlichen Bezeichnung für Passübergänge, die in 2400-2700 m Höhe das
stark vergletscherte Gebirge in Gruppen gliedern: Venedigergruppe
zwischen Krimmler und Felber Tauern, Granatspitzgruppe zwischen Felber
und Kalser Tauern, Glocknergruppe zwischen Kalser Tauern und Hochtor, Goldberggruppe
(Sonnberggruppe) zwischen Hochtor und Mallnitzer Tauern (Niederem
Tauern), Ankogelgruppe zwischen Korntauern (dies ist der
‘Kärntner Tauern’, vgl. Karner / Kärner, alte mundartliche Form
für ‘Kärntner’, alter Handelsweg [Römerstraße] vom Gasteiner Tal in Salzburg
nach Mallnitz, Seitental des Kärntner Mölltales, auf der Mercator-Karte 1585 Karn
Tauern, auf der Holtzwurm-Karte 1650 bereits Korn Tauern, auch Hoher
Tauern genannt) und Arlscharte, Hafnergruppe zwischen Arlscharte und
Katschberg. Im Süden vorgelagert sind Rieserferner-, Schober-, Kreuzeck-
und Reißeckgruppe. Diese Gebirgsgruppen bestehen aus Gneis und kristallinen Schiefern
des Paläozoikums, die von der so genannten Tauernschieferhülle umgeben sind.
Das Tauernfenster selbst ist die bedeutendste geologische Struktur der
Ostalpen. Zwischen der Brennerfurche im Westen und dem Katschbergpass im Osten
und den Linien Matrei/Brenner − Gerlospass − Salzachtal −
Radstadt im Norden und Brennerpass − Matrei/Osttirol − Mölltal im
Süden (Matreier Schuppenzone) erscheinen die tieferen Deckensysteme der Alpen
(Penninikum) aufgewölbt und umrahmt von mehreren höheren Einheiten (Ostalpen).
Zum tieferen (inneren) System gehören die Zentralgneiskerne und die
Schieferhülle. Ein großes Gebiet dieser Gebirgskette gehört zum Nationalpark
Hohe Tauern, an dem drei Bundesländer Anteil haben: Kärnten, Salzburg und
Tirol. Mit der Errichtung des Nationalparks Hohe Tauern wurde 1971 begonnen,
1983 wurden in Kärnten und Salzburg entsprechende Landesgesetze beschlossen,
1991 auch in Tirol. Er ist mit einer Fläche von 1788 qkm (Kärnten:
373 qkm, Salzburg: 805 qkm, Tirol: 610 qkm) der größte
Alpen-Nationalpark. In ihm liegen 304 Berge über 3000 m und
246 Gletscher.
Die
nordöstliche Fortsetzung der Hohen Tauern sind die Niederen Tauern,
ein Teil der Zentralalpen zwischen Enns und Mur vom Murtörl bis zum
Schobersattel. Sie gliedern sich in Radstädter, Schladminger, Wölzer und
Rottenmanner Tauern sowie Seckauer Alpen. Der Westteil liegt in Salzburg und
bildet die Grenze zwischen Pongau und Lungau, dann folgt ein Stück der
salzburgisch-steirischen Grenze, doch der größte Teil im Osten gehört zur
Steiermark. Heute ist es ein gletscherloses Gebirge und besteht hauptsächlich
aus Gneis- und Glimmerschiefer; es war in der Eiszeit stark vergletschert,
wovon zahlreiche kleine eiszeitliche Karseen zeugen. Die höchste Erhebung ist
der Hochgolling (2862 m, er enthält slawisch *golьnikъ
‘Kahlenberg’, zu golъ ‘kahl, nackt’) an der
steirisch-salzburgischen Grenze.
Jauntal
Unter Jauntal
(urkundlich 995-1005 Iûnotal, slowen. Podjuna) versteht man einen
Teil des Flusslaufes der Drau in Kärnten, und zwar anschließend an das Rosental
nach Osten etwa zwischen der Mündung der Vellach bei Goritschach (Gemeinde
Gallizien) und Schwabegg (an der Staatsgrenze zu Slowenien); es ist der
südöstliche Teil des Klagenfurter Beckens. Der Name beruht auf der
keltisch-römischen Siedlung *Iuenna auf dem Hemmaberg; dieser Ort ist
nach einer keltischen Gottheit benannt, etwa Jounat, er kann aber auch
auf einem indogermanisch-voreinzelsprachlichen *juwenā (zur
Wurzel *jew- ähnlich wie Iuvavum „Salzburg“) beruhen.
KLEINWALSERTAL
Das Tal
verläuft als Seitental der Iller im Nordosten Vorarlbergs und wird von
der Breitach durchflossen, es besteht aus einer Gemeinde mit den Orten
Mittelberg, Hirschegg und Riezlern. Die Verkehrsanbindung kann wegen der
geologischen Verhältnisse nur über Deutschland (Oberstdorf) erfolgen und das
Tal genoss 1891−1995 den Sonderstatus eines Zollausschlussgebietes (in
Währungsunion an Deutschland angegliedert), der mit dem Beitritt Österreichs
zur EU hinfällig geworden war. Dieses Hochgebirgstal wurde um 1300 von den aus
der Schweiz einwandernden Walsern besiedelt; Ihr Dialekt unterscheidet sich
noch heute von den anderen Regionen Vorarlbergs, er wird dem
Höchstalemannischen zugeordnet. Altes Brauchtum und besonders der „Walser
Tracht“ wird von den Bewohnern viel Wertschätzung entgegengebracht. Die Walser
aus dem Oberwallis haben dem Tal seinen Namen gegeben, er enthält das Element
althochdeutsch walah „welsch, romanischsprachig“.
LAINZER TIERGARTEN
Der
Lainzer Tiergarten, 2450 Hektar groß, liegt im westlichen Stadtgebiet von Wien
und ist großteils bewaldet. Historisch ist er seit 1457 als Thier- und
Saugarten genannt, in dem der Kaiser sein Jagdrevier hatte. Unter Kaiser
Josef II. wurde in den Jahren 1782 bis 1787 die 21 Kilometer lange Lainzer
Tiergartenmauer errichtet, und unter Kaiser Franz Joseph wurde für seine Gattin
Elisabeth darin die Hermesvilla nach den Plänen des Carl Freiherrn von
Hasenauer, einem Architekten des Späthistorismus, erbaut. Der Lainzer
Tiergarten ist nach dem ehemaligen Vorort (heutigem Stadtteil im 13. Bezirk) Lainz
benannt, der 1313 erstmals urkundlich als Lventz aufscheint und
slawischer Herkunft ist. Es liegt slaw. *lƍcě
(Lokativ
Singular zu slaw. *lƍka „Wiese“)
zu Grunde; man kann also davon ausgehen, dass ein ursprüngliches
Appellativum namengebend geworden ist. − Anmerkung: Slawisch ƍ ist ein
Nasalvokal, etwa wie in französisch bon.
LUNGAU
Der Salzburger
Lungau umfasst den Bezirk Tamsweg und ist im Jahre 923 erstmals als Lungouue
bezeugt. Der Name wird auf einen indogermanisch-voreinzelsprachlichen
Gewässernamen *Luna ‘(etwa] die Sumpfige’ zurückgeführt (zur Wurzel *leu-
‘beschmutzen’). Dies könnte der alten Name der Taurach (> Mur) sein, vgl.
den Gewässernamen Lignitz (> Taurach), der urkundlich im 12. Jhdt.
als Lunnize überliefert ist; Nebenflüsse führen oft einen vom Hauptfluss
abgeleiteten Namen. Später ist dann der Gewässername mit deutsch Gau
(althochdeutsch gouwi) erweitert worden und wurde so zum
Gegendnamen.
MONTAFON
Das Montafon in Vorarlberg ist ein ca. 40 km langes Tal, das vom Rätikon, der Silvretta und der Verwallgruppe umschlossen wird. Es wird entwässert von der Ill (> Rhein > Atlantischer Ozean). Das Tal erreicht man entweder von Bludenz (im Klostertal) oder vom Paznaun (Nordtirol) über die Bielerhöhe auf der so genannten „Silvretta-Hochalpenstraße“. Belegt ist der Name erstmals 1300 als Muntavun; vgl. 1512: Muntafun. Er ist eindeutig romanischen Ursprungs und versteht sich als Zusammensetzung aus *munt (< lateinisch mons ‘Berg’), der romanischen Bezeichnung für Bergweide bzw. Almgebiet, und *tovone ‘Tobel’ (zu *tovo ‘Rinne, Graben’< lateinisch tubus ‘Röhre’). Montafon kann man somit als ‘Almgebiet mit Tobeln’ übersetzen. Die ursprüngliche romanische Betonung (*munt tovō´ne) ist bis zum heutigen Tag [montafón] beibehalten; also wurde der Talname nicht vor 1000 n. Chr. eingedeutscht. Die Abschwächung von o > a im Vorton ist regulär. Interessant ist die Tatsache, dass im hinteren Montafon ein Berg namens Tafamont existiert, der auf romanisch *tovo munt beruht.
NASCHMARKT
Jeder denkt,
der Name des Wiener Naschmarktes bedeute, er sei ein ‘Markt, wo man nascht’ und kostet,
doch ursprünglich hieß er Aschenmarkt,
was zwei Deutungen zulässt. Entweder beruht der Name auf der alten åschngstättn
‘Aschenablagerungsstätte’, die sich auf dem Platz des Freihauses (auf der
Wieden südlich des heutigen Karlsplatzes) ausbreitete. Diese Fläche wurde dann
1793 als Raum für einem großen Obst- und Gemüsemarkt gewidmet; später ist dann
der Markt auf das nahe Gelände des überwölbten Wienflusses verlegt worden, wo
er sich noch heute befindet. Urkundlich ist die Form Naschmarkt erstmals in einer amtlichen Verordnung aus dem Jahre
1812 genannt. Oder der Name leitet sich vom alten Wort Asch ‘Milcheimer’ ab, wobei die Keimzelle dieses Marktes ein
Bauernmarkt mit Milch und Milchprodukten wäre.
ÖTZTAL
Das Ötztal,
rechtes Seitental des Inntales in Tirol, ist mit 65 km Länge das längste Seitental
des Inntales und trennt die Ötztaler von den Stubaier Alpen. Spuren
menschlicher Existenz im hinteren Talabschnitt reichen bis in das Paläolithikum
zurück. Im Jahre 1991 wurde eine über 5000 alte Gletschermumie entdeckt, die
man liebevoll mit dem Namen „Ötzi“ bedachte. Der Fund beweist, dass diese
Gegend schon in früher Zeit alm- und jagdwirtschaftlich genutzt wurde. Was das
Ötztal onomastisch gesehen besonders interessant macht, sind die Tatsachen,
dass (1) wir am Taleingang neben deutschen auch vorrömische Namen finden (z. B.
Sautens [so schon 1288]), (2) uns ab
etwa Sautens bis zu den Quelltälern praktisch nur deutsche Namen begegnen und
(3) im hintersten Abschnitt auffallend viele romanische Namen zu verzeichnen
sind, die auf die wirtschaftlichen Tätigkeiten der romanischen Bevölkerung
Bezug nehmen. Die Romanen kamen (logischerweise) vom Süden, vom Schnals- und
Passeiertal. Dieser Befund zeigt, dass das Haupttal vor der Besiedlung der
Baiern (im frühen Hochmittelalter) überhaupt nicht bewohnt war, bzw. exakter
ausgedrückt, dass sich keine Spuren von uns näher bekannten Sprecherkollektiven
finden lassen.
Der Name des Tales
ist schon im Hochmittelalter bezeugt. In einer Urkunde von 1163 werden duas curias in Ezetal erwähnt; vgl.
weiters: in Ezintal (1178, 1182). Er geht auf den Namen der im vorderen
Talabschnitt liegenden Ortsgemeinde Oetz
(so die amtliche Schreibung!) zurück. Das früheste Zeugnis dieses Ortsnamens
liegt im Urbar Meinhards II. (1288) in der Form Etz vor. Die Belege mit Etze,
die im Tiroler Rechnungsbuch (1289) einsetzen und in einer im Tiroler
Landesarchiv aufbewahrten Urkunde von 1366 enden, sind die altertümlichsten.
Der Name soviel wie ‘Weide’ (mundartlich Etze).
Es handelt sich also um einen ursprünglichen Gegendnamen, was besonders
deutlich bei den Belegen von 1336 (bei
der Etze) und ca. 1370 (zu der Ez)
zum Ausdruck kommt. Das E- der Belege
entspricht einem geschlossenem [e], das erst in der Neuzeit graphisch mit ö wiedergegeben wurde.
PINZGAU
Der Pinzgau
ist eine Landschaft im Bundesland Salzburg im Flussgebiet der oberen
Salzach und der oberen Saalach, er umfasst den Politischen Bezirk Zell am See.
Er ist geteilt in den Oberpinzgau (mit den Orten Krimml, Neukirchen,
Mittersill, Uttendorf), den Mitterpinzgau (mit Saalfelden, Leogang, Zell
am See) und den Unterpinzgau (mit Bruck und Taxenbach). Vom Pinzgau führt
der Gerlospass (auch: Pinzgauer Höh’) in das Zillertal, der Pass Thurn nach
Kitzbühel, der Grießenpass und der Pass Strub nach Sankt Johann in Tirol, der
Steinpass nach Deutschland, der Felber Tauern nach Osttirol und die
Großglockner-Hochalpenstraße nach Kärnten. Als Touristenregionen sind die
Europa-Sportregionen Zell am See − Kaprun, Saalbach − Hinterglemm
und das Venediger- und Glocknergebiet international bekannt. Aus den
historischen Quellen sehen wir, dass der antike Name des Pinzgaues „Bisonzio“
noch bis ins 10. Jahrhundert hinein in Verwendung ist, und zwar sowohl für
den Gaunamen als auch für den Ortsnamen Zell am See: Er geht auf die
keltoromanischen Ambisontier (=
Leute, die an der Isonta [= Salzach] wohnen) zurück, deren Hauptort Zell
am See war. In den Notitia Arnonis zum Jahre 788 (Kopie 12.JhM) treffen wir auf
die deutsche Namensform für den Pinzgau, während die antike Bezeichnung
für den Ortsnamen Zell am See gebraucht wird: in pago Pinuzgaoe loca
nuncupantes Bisonzio et Salafelda, in der Originalurkunde von 926 in
Pisontia in loco Cella bezeichnet der antike Name den Pinzgau. Der
deutsche Name ist ein Kompositum aus dem Grundwort althochdeutsch gouui „Gau,
Land“ und dem Bestimmungswort ahd. binuz „Binse“.
PONGAU
Die
Ausdehnung des Pongaus ist
heute deckungsgleich mit dem Politischen Bezirk Sankt Johann im Pongau. Er
dehnt sich über das mittlere Salzachtal, oberste Ennstal, das Tal der Gasteiner
Ache und des Großarlbaches aus. Darin liegen die weltbekannten Kurorte Bad
Gastein und Bad Hofgastein. Im Mittelalter umfasste der Pongau das Salzachtal
von der Mündung der Gasteiner Ache bis zur Mündung des Schwarzbaches. Die
Region um Bischofshofen war in prähistorischer Zeit ein Zentrum des
Kupfererzabbaues, der am westlich davon gelegenen Mitterberg seit 1880 vor
Christi Geburt nachweisbar ist. Die erste urkundliche Nennung geschah in einer
Schenkungsurkunde des Erzbischofs Odalbert (Codex Odalberti) zum Jahre 924 in
Bongouue, 991-1023 wird der Gau genannt in pago Ponguua und in einer
Papsturkunde aus dem Jahre 1157 wird auf die Grabstätte des heiligen Maximilian
Bezug genommen in festivitate sancti Maximiliani, qui in pago Bongoensi
requiescit. Die Etymologie dieses Namen-Kompositums ist nicht restlos
geklärt: am wahrscheinlichsten ist das Bestimmungswort mit keltisch bona „Wohnplatz“
in Verbindung zu bringen, woran in altdeutscher Zeit das Grundwort
althochdeutsch gouui „Gau“ trat. Auch die Deutung „Bohnengau“ wurde
erwogen.
PUSTERTAL
Das Pustertal in
Südtirol (Italien) und Osttirol (Österreich) ist ein in Ost-West-Richtung
verlaufendes Tal, das sich von Brixen Südtirol/Italien) bis nach Lienz
(Osttirol/Österreich) erstreckt. Am Toblacher Feld befindet sich eine große
Wasserscheide: der westliche Teil wird durch die Rienz (> Eisack > Etsch > Adriatisches Meer)
entwässert, den östlichen Teil, auch „Hochpustertal“ genannt, durchfließt die
Drau (> Donau > Schwarzes Meer).
Heute versteht man
unter Pustertal also eine Tallandschaft, doch die älteste Belege zeigen noch
nicht das Basiswort Tal. So ist in einer Brixner Urkunde (von ca. 995 - ca.
1005) von Besitzungen in comitatu Pustrissa die Rede. Man vgl.
ferner: comitatus de Pustrissa
(1002-1004), in comitatu Pustrissa
(1002-1039). Der älteste Beleg, wo das Tal ausdrücklich erwähnt wird, entstammt
einem Dokument aus den Kärntner Geschichtsquellen (1030-1039; Kopie 19. Jh.: in valle Pustrissa) bzw. einer Urkunde
des Klosters Tegernsee (1078-1091: Pusteristal).
Unter Pustrissa verstand man also
zunächst eine „Grafschaft“ (comitatus)
bzw. einen „Gau“ (pagus, vgl. 1048: in pago Bvsterissa), also einen
Herrschaftsbereich mittlerer Größe, dessen Keimzelle einst der Brunecker Raum
war. Die Ostgrenze dieses Bereiches war ursprünglich der Gsieser Bach, woraus
folgt, dass der Name nicht aus slawisch *pustъ ‘öde, leer’ hergeleitet werden kann, denn die Slawen sind
niemals so weit nach Westen vorgestoßen (die Westgrenze des slawischen Gebietes
war die Lienzer Klause). Der Name Pustrissa
ist aber auch nicht romanisch und schon gar nicht bairisch. Er stammt aus dem
keltischen Substrat. Gerade im Pustertal sind einige keltische Namenzeugen zu
orten, wie etwa Vintl, Innichen, Prags u. a. Die Endung -issa
ist in keltischen Toponymen etliche Male anzutreffen. Sie wird in der Regel an
Personennamen angefügt, um dann damit eine Örtlichkeit zu bezeichnen, die der
Person gehört, deren Name in der Örtlichkeitsbezeichnung vorliegt, vgl.
Windisch (Schweiz) < Vindonissa
‘Ort eines Vindonos’, Katsch
(Österreich; 982: Chatissa) < *Katissa ‘Ort eines Katos’ usw. So ist
auch Pustrissa zu interpretieren, ein
derartiger keltischer Personenname ist in Norikum (als Busturus) bzw. Pannonien (als Busturo)
bezeugt. − Hinweis:
Auf dieselbe Ausgangsform geht auch der Kärntner Name Pustritz (1091: Pustris)
zurück.
ROSENTAL
Der Name ist vom
Markt Rožek / Rosegg an der Drau östlich von Villach ausgegangen. Er ist
urkundlich 1106, 1169 und 1171 als Rasek überliefert; mundartlich Roségg,
slowenisch Rožek. Seit der Hallstattzeit besiedelt, Markterhebung 1930.
Der Name kommt von der Burg, heute Burgruine Altrosegg (auf einem
Felshügel inmitten des heutigen Wildparks gelegen, urkundlich 1239), deren Name
aus Rasa und althocheutsch egga ‘Bergspitze, -gipfel’ >
bair. Egg (typisches Appellativ in Burgennamen), gebildet ist. Rasa
(urkundlich 9. Jhdt.) ist vorrömischer Herkunft und bedeutet etwa ‘Landschaft
um den Bach oder Fluss’, vgl. auch romanisch *rosa, *ross ‘Gletscher,
Wildbach, Erdrutsch’ (z.B. in Schweizer Namen wie Arosa, Monte Rosa,
Roseg usw.). Danach dann der Talname Rosental (seit 12. Jhdt.,
slow. Rož).
SALZKAMMERGUT
Das
Salzkammergut ist heute auf die drei Bundesländer Oberösterreich, Salzburg und
Steiermark aufgeteilt und umfasst das Gebiet des Oberlaufes der Traun. Es trägt
seinen Namen nach dem historischen Salzbergbau, wofür besonders die Orte
Hallstatt, Bad Ischl und Bad Aussee bekannt sind. Hallstatt selbst ist
Namengeber für die heute uns als Hallstattkultur bekannte Siedlungsepoche ca.
800-400 v. Chr. Im 16. Jahrhundert erhielt das Salzkammergut unter Kaiser
Maximilian I. mit der Einsetzung des Salzamtmannes eine verfassungsrechtliche
Sonderstellung. Unter Kaiser Josef II. wurde diese Sonderstellung aufgehoben.
Urkundlich ist das Salzkammergut in den Reformationslibellen von 1524, 1563 und
1656 genannt: Camerguet des salzes und Salz Camer Gut
überliefert. Der Name ist also eng mit dem Salzbergbau und der besonderen
rechtlichen Stellung des Gebietes als Kammergut des Landesfürsten verbunden.
WACHAU
Die
malerische Landschaft des über 30 Kilometer langen Donauabschnittes ist in
vielen Erzählungen und in Filmen beschrieben worden. Geologisch handelt es sich
um den Durchbruch der Donau durch den Südostteil der Böhmischen Masse zwischen
Melk und Krems. Im Jahr 2000 ist diese Landschaft in das UNESCO-Weltkulturerbe
aufgenommen worden. Eng verbunden mit diesem Landstrich ist das Nibelungenlied,
das um 1200 im Donauraum entstanden ist und dem Nibelungengau seinen Namen
gegeben hat, der bei Ybbs an der Donau beginnt und bis Melk reicht. Im
Mittelalter beherrschte das Geschlecht der Kuenringer mit den Burgen Dürnstein
nördlich der Donau und Aggstein südlich der Donau den Schiffsverkehr und es
wird berichtet, dass sie Maut für die Durchfahrt eingehoben haben. Das milde
Klima begünstigte seit jeher den Weinbau in der Wachau, die zu den besten
Weinlagen Österreichs zählt.
Die
Wachau ist altes Siedlungsgebiet − in Willendorf wurde 1908 im Zuge der
Bauarbeiten der Donauuferbahn die berühmte Frauenfigur der „Venus von
Willendorf“ aus dem Jungpaläolithikum (25 000 v. Chr.) ausgegraben.
Dieser Donauabschnitt war dann in der Römerzeit Teil der befestigten
Nordgrenze. Urkundlich wurde diese Region früh erwähnt, so in der Urkunde
Kaiser Ludwigs des Frommen 823 Vuachouuam; 830 wird vom locum qui
nuncupatur Uuahouua, qui terminatur a fonte rivoli qui vocatur Mustrica usque
in eum locum, ubi ipse Danubium influit berichtet; bereits 864 werden in
der Urkunde Ludwigs des Deutschen decem vineis ad Uuahouua genannt. Der
Name Wachau geht nach Ausweis der urkundlichen Quellen auf die urgermanische
Wurzel *wanh- „Krümmung“ zurück, an die das Grundwort althochdeutsch ouwa
„Au, feuchte Wiese“ angefügt wurde und bezieht sich demnach auf den
gewundenen Lauf der Donau in diesem Abschnitt und seine Feuchtgebiete.
WIPPTAL
Das Wipptal, Seitental des Inntales in
Nordtirol (Österreich) und Teil des Eisacktales in Südtirol (Italien) und eine
der wichtigsten europäischen Nord-Süd-Verbindungen, ist ein
„staatenübergreifendes“ Tal. Am Brenner, der Staatsgrenze zwischen Österreich
und Italien, entspringen die Sill
(die das Nordtiroler Wipptal
entwässert und in Innsbruck in den Inn mündet) und der Eisack (der nach Süden fließt und bei Bozen von der Etsch
aufgenommen wird). Durch das Wipptal
führte im Altertum die Via Raetia, eine Seitenstraße der Via Claudia Augusta, die bei Pons Drusi
(Bozen) abzweigt und durch das Eisacktal nach Norden über den Brenner nach Veldidena (Wilten bei Innsbruck), dann
über den Seefelder Sattel nach Partanum
(Partenkirchen) und weiter nach Augusta
Vindelicorum (Augsburg) führte.
Zum Unterschied
etwa vom Zillertal war das Wipptal in römischer Zeit nie eine Provinzgrenze.
Unter Drusus, dem Stiefsohn des Augustus, entstand das Römerlager Vipitenum im Gemeindegebiet von Sterzing (Südtirol). Dieser Name wurde
im 20. Jahrhundert als Vipiteno zur
amtlichen italienischen Bezeichnung für Sterzing, obwohl es seit mindestens
1200 Jahren keine Namenkontinuität des ehemaligen Vipitenum gibt. Letztere Namenform wurde in romanischer Zeit
lautgesetzlich zu *Vibidenu, wobei
dann in bairischer Frühzeit die b > p
und d > t verschoben wurden. Im
Jahre 827 ist uns Uuipitina
überliefert, das „Tal der Urpfarre Uuipitina“ wird erstmals zwischen 948 und
957 in einer lateinischen Urkunde als (in)
valle Vuibitina erwähnt (mit -b- aus
der romanischen Volkssprache). Die volle romanische Lautvertretung zeigt uns
ein Beleg von ca. 1085-1097: in Bibidina
valle. Im Jahre 1177 tritt uns erstmals die Form Wibetal entgegen, aus der sich im Laufe der Zeit Wipptal ergab.
ZILLERTAL
Das Zillertal, ein Seitental des Inntales,
ist nicht das längste, wohl aber das breiteste Nebental zum Inn. Ungefähr 40 km
östlich von Innsbruck zweigt es nach Süden ab. Die Quelltäler nennt man
„Gründe“, vgl. Stiluppgrund, Zamser Grund, Zillergrund. Die
ersten menschlichen Spuren reichen bis ins Mesolithikum zurück. In der
ausgehenden Bronzezeit (1200 bis 800 v. Chr.) wanderten in den Alpenbogen die
ersten indogermanischen Stämme ein. Nach langen phylogenetischen Prozessen
bildete sich das Volk der Ostalpenindogermanen heraus. Auch im Zillertal und in
den Seiten- bzw. Quelltälern ließen sich Sprecherkollektive nieder, die ein
Teil dieses ostalpinen Dialektkontinuums waren. In römischer Zeit war das Zillertal Teil der langen Grenze
zwischen den Provinzen Raetia und Noricum. Bereits in der zweiten Hälfte des 6.
Jahrhunderts kam das Tal in den bairischen Herrschaftsbereich. Ein Indiz früher
Missionierung durch irische und angelsächsische Mönche ist beispielsweise das
Patrozinium des Hl. Briccius in der Pfarrkirche Uderns. Um 738 wurden unter dem
Hl. Bonifatius die Gebiete östlich des Ziller dem Bistum Salzburg zugeordnet,
diejenigen westlich des Flusses unterstanden dem Brixner Bischof. (Diese
pastoral-administrative Grenze hatte Jahrhunderte Bestand; erst 1968 kamen
diejenigen Gebiete, die vormals dem Bistum Brixen angehört hatten, zur Diözese
Innsbruck). Nachdem das Herzogtum Bayern Teil des fränkischen Reiches geworden
war, wurde der Ziller neuerlich zu einer politischen Grenze: er trennte die
Landgrafschaft im Gebirge (im Osten) vom Gau Mittleres Inntal (westlich davon).
Einige frühe Belege
des Talnamens: 889: pagus Cilarestale,
1150: locus qui dicitur Cilara, 1233:
Cilrestal, 1237: vallis Cilerstal, 1278: vallis
Cylirstal, 1292: Cylrstal, 1318: Cilerstal. Das Tal erhielt seinen Namen
vom Fluss Ziller, der in alter Zeit
folgendermaßen bezeugt ist: 1150: preterfluente
Cilarn, 1220: fluvius Cilinus,
1239: Ciler, 1241: Ziler, 1305: fluvius Zyler. − Die Etymologie ist unbekannt. Es ist auch
nicht klar, ob es sich um ein alteuropäisches Hydronym oder um einen
Gewässernamen handelt, der in späterer Zeit − von einer
ostalpenindogermanischen Schicht − auf der Basis altererbter
Bildungsmittel geschaffen wurde.
ZOLLFELD
Die Kärntner
Kernlandschaft Zollfeld samt dem Wallfahrtsort Maria Saal, früher
auch Zoll, enthält in ihrem Grundwort verschieden entwickelte Lautformen
eines romanischen *sala ‘Rinne, Fluss’, Saal ist die romanische
Form, die über alpenslawisch bzw. altslowenisch *sol auch zu Zoll werden
konnte. In alten Sagen ist von einer untergegangenen Stadt Sala auf dem
Zollfeld die Rede. Gemeint ist wohl damit das alte Virunum,
dessen Name vielleicht im Muraunberg (vgl. 1354 an dem Waraun)
weiterlebt. Der alte slowen. Name des Zollfeldes (heute Gosposvetsko polje d.i.
‘Maria Saaler Feld’) und von Maria Saal (heute slow. Gospa Sveta, ma. Gosposvete,
etwa ‘Heilige Frau’) ist unbekannt. Der Markt (Markterhebung 1930) wird gemäß
seiner landesgeschichtlichen Bedeutung schon sehr früh urkundlich erwähnt: 860 ad
Carantanam ecclesiam sanctae Mariae, ähnlich schon im 8. Jhdt. in der
„Conversio“. Das heutige zweite Glied des Namens ist seit dem 11. Jhdt.
fassbar: 1060-64 ad sanctam Mariam in loco qui dicitur in Zol, in lat.
geschriebenen Quellen wiederholt Maria in Solio, de Solio, ad
Solium usw., die Ortschaft hieß 11.-16. Jhdt. Zoll, seit 15. Jhdt.
auch Maria im Saale. Die spätgotische Wallfahrtskirche „Mariä
Himmelfahrt“ mit Wehranlage geht auf eine Gründung des aus Salzburg entsandten
Chorbischofs Modestus zurück (8. Jhdt.). Die Namen (Maria)
Saal und Zoll-feld sind Varianten ein und desselben
Ausgangswortes: rom. *sala, aus dem Substrat, zu idg. *sal- ‘Fluss’
(wie Saale, Saalbach usw.), das einerseits dt. Saal,
andererseits altslow. *sol- (> dt. Zoll) ergab. Diese
Doppelheit wiederholt sich im nördlich gelegenen Weiler Ragga-saal
(urkundlich 980 Racozolach, 1371 Rakasal). *sala dürfte der
alte Name der Glan im Zollfeld sein. Die Nähe des „Herzogsstuhls“ auf dem
Zollfeld ließ die lateinische Bezeichnung Solium (Anlehnung an solium
‘Sitz, Thron’) entstehen.
(weiterführende
Literatur und Quellen im Buch der österreichischen Namen)
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