WICHTIGE MITTEILUNG

 

Das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung hat die vollständige Einstellung von Förderungen für wissenschaftliche Publikationen und Symposien beschlossen. Eine von mir an das BMWF gerichtete Anfrage

Wie ich soeben erfahre, soll ab sofort die Abteilung im Wissenschaftsministerium, die für Förderungen von Symposien und Druckkosten zuständig war, geschlossen werden und alle Förderungen sollen rückwirkend mit 1.1. d. J. gestrichen werden. D.h., dass es in Zukunft keine Förderungen mehr für wissenschaftliche Zeitschriften geben wird.

Meine Frage: ist dies richtig? Wenn ja, ist dies der Tod jedweder Herausgebertätigkeit wissenschaftlicher Zeitschriften, die ohnehin ehrenamtlich betreut werden. Wir Herausgeber machen dies in unserer Freizeit, worauf ich als Herausgeber mehrerer derselben ausdrücklich hinweisen möchte. Mehr dazu will ich heute ohne nähere Information nicht sagen.

wurde wie folgt beantwortet:

In Bezug auf Ihre … Frage darf ich Ihnen als Vertreter der Abteilung III/2 mitteilen, dass die Förderung von Einzelpublikationen, Reihen und Zeitschriften, sowie Symposien auf Grund der Maßnahmen zur Budget-Konsolidierung mit 1. Jänner 2012 eingestellt werden. Die Abteilung wird jedoch nicht geschlossen sondern mit anderen Aufgaben betraut. Die Abteilung hat dieses Jahr noch die Hälfte seiner üblichen Mittel zur Verfügung. Das heißt konkret: eine Förderung durch die ho. Abteilung des BMWF wird noch bis Mitte des Jahres 2011 möglich sein.

Diese wurden nicht widerspruchslos zur Kenntnis genommen (s.u. Protestbrief).

Daher lud ich auch zur Unterzeichnung dieses Protestbriefes ans Ministerium ein.

Zu den Unterschriften (bis 21.11.2011 waren es 1530)

 

H.D. Pohl (zurück zu den Zeitschriften)

 

 

Letzte Meldung: Drastischer Personalabbau an der Akademie der Wissenschaften (ÖAW)

 

Die kürzlich abgeschlossene Leistungsvereinbarung zwischen ÖAW und Wissenschaftsministerium hat dramatische Auswirkungen. Bis zu 300 MitarbeiterInnen von rund 900 (Vollzeitäquivalente) sollen durch Schließung von Forschungseinheiten oder Transferierung an Universitäten abgebaut werden. Mit diesen Maßnahmen ist nicht nur die ÖAW, sondern auch der Wissenschaftsstandort Österreich akut gefährdet. Durch eine Petition soll dieser Kahlschlag verhindert werden.

http://openpetition.de/petition/gezeichnet/bedrohung-des-forschungsstandortes-oesterreich

Bitte unterstützen Sie auch diese Petition, danke!

Kontakt:

Betriebsratsvorsitzende Mag. Dr. Bedanna Bapuly

Österreichische Akademie der Wissenschaften

Dr. Ignaz Seipel Platz 2

A-1010 Wien

Mail: betriebsrat@oeaw.ac.at

 

 

An das

Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung

Minoritenplatz 5

1014 Wien

 

Betr.: Streichung der Förderungen von Symposien und Druckkosten

 

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wir protestieren mit diesem Schreiben gegen das Einstellen der Förderung von Einzelpublikationen, Reihen, Zeitschriften und wissenschaftlichen Symposien, was nach Auskunft aus Ihrem Ministerium zwar erst mit 1. Jänner 2012 in Kraft treten soll, de facto aber bereits jetzt eingetreten ist.

Begründet wird dieses Einstellen mit Maßnahmen, die zur Budget-Konsolidierung notwendig wären. Wir geben jedoch zu bedenken, dass dieses Einstellen den Tod vieler wissenschaftlicher Publikationen und Veranstaltungen bedeuten würde. Diese Arbeiten machen die Forschung Österreichs der Öffentlichkeit zugänglich und befördern den internationalen wissenschaftlichen Austausch. Deren Auslöschung würde zu einer Austrocknung des intellektuellen Lebens Österreichs und zu einer Vernichtung des Wissenschaftsstandortes Österreichs im internationalen Zusammenhang führen.

Was also eine Ersparnis zu sein scheint, ist in Wirklichkeit ein ökonomischer und geistiger Kahlschlag in der österreichischen Wissenschaft.

Wir fordern daher das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung dringend auf, das Einstellen der Förderung von Einzelpublikationen, Reihen, Zeitschriften und Symposien rückgängig zu machen, damit die österreichische Wissenschaft weiterhin international präsent bleibt!

[verfasst am 19.3.2011]

 

Dieser Brief ging in einer längeren und ausführlicheren Version am 28.3.2011 ans BMWF, adressiert an Frau BM Dr. Beatrix Karl. Fast einen Monat später, am 22.4.2011 ist eine Antwort bei mir eingegangen:

Herzlichen Dank für Ihr Schreiben vom 28. März an Frau Bundesministerin Dr. Beatrix Karl, in welchem Sie die Einstellung der Druckkostenförderung thematisieren.

Als Beitrag zum notwendigen Konsolidierungskurs der Bundesregierung spart das Bundesministerium für Wissenschaft und Forschung bis 2014 über 300 Millionen Euro ein. Bundesministerin Karl hat von Beginn an klargestellt, dass Kernbereiche des Ressorts nicht von Budgetkürzungen betroffen sind. Darunter fällt die aktuelle Leistungsvereinbarung der Universitäten, die Förderung der Fachhochschulen, die Österreichische Akademie der Wissenschaften, der FWF, das Institut of Science an Technology Austria, die Ludwig Boltzmann Gesellschaft sowie die Studienförderung. In allen anderen Bereichen sind leider auch im Wissenschaftsministerium Einsparungen notwendig. Die Streichung der Druckkostenzuschüsse ab 2012 wird als schmerzlicher Schritt gesehen, der aber aus besagten Gründen unumgänglich ist. Für das Jahr 2011 stehen noch Mittel in Höhe von rund 700.000 Euro für Druckkostenzuschüsse zur Verfügung.

Wir dürfen Sie in diesem Zusammenhang auf die Publikationsförderung des FWF, der sich großteils durch Förderungen des Wissenschaftsministeriums finanziert, hinweisen (nähere Informationen unter: http://www.fwf.ac.at/de/projects/selbststaendige_publikationen.html). Die Zielsetzung dieses Instruments ist die „Förderung der Veröffentlichung von wissenschaftlichen selbstständigen Publikationen in einer sachadäquaten, sparsamen Form, um sie einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen". Der FWF ist als Garant der Förderung qualitativ hochwertiger wissenschaftlicher Leistungen unumstritten. Auch die Veröffentlichung auf einschlägigen Internetseiten kann eine Möglichkeit sein, um sicherzustellen, dass wissenschaftliche Erkenntnisse ein interessiertes Publikum erreichen.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesen Ausführungen behilflich sein konnte und darf in diesem Sinne für Ihr Verständnis in dieser Angelegenheit bitten.

Mit freundlichen Grüßen

Dr. Iris Rauskala

Büro der Bundesministerin Dr. Beatrix Karl Minoritenplatz 5, 1014 Wien

Dieser Brief – ich möchte nicht kommentieren – ist keine Antwort im engeren Sinn des Wortes, sondern nur eine etwas ausführlichere Bestätigung der eingangs erwähnten Antwort.

Am 9. Mai richtete ich ein ähnliches Schreiben an den neuen Bundesminister Dr. Karlheinz TÖCHTERLE – seine (relativ späte) Antwort war ähnlich und zeigt wenig Verständnis für die eigentlichen Probleme.

Am 7.4.2011 erschien mein Gastkommentar in der Tageszeitung „Die Presse“ mit dem Titel „Ein weiterer Anschlag auf Österreichs Wissenschaft“ (siehe http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/648189/Ein-weiterer-Anschlag-auf-Oesterreichs-Wissenschaft). Die Reaktionen zeigten leider, dass dieses Thema die sogenannte Öffentlichkeit eigentlich gar nicht interessiert, denn nur ein einziger, halbwegs sachdienlicher Kommentar ging im Internet dazu ein. Ein weiterer Leserbrief bemerkte richtig: „Es ist halt irgendwie schade, dass das aber auch schon so gar niemanden interessiert“. Dies hat allerdings mein Kollege Kurt Kotrschal schon am 16.11.2010 (siehe http://diepresse.com/home/meinung/wisskommentar/610645/Die-schleichende-Austrocknung-der-Wissenschaft-in-Oesterreich?from=suche.intern.portal) vorhergesehen, indem er in seinem Artikel „Die schleichende Austrocknung der Wissenschaft in Österreich“ festgestellt hat: „Wissenschaft hat hierzulande trotz anderslautender Lippenbekenntnisse keinen hohen Stellenwert. So ergab das Eurobarometer im Oktober, dass immerhin 57 Prozent der Österreicher es für unwichtig halten, etwas über Wissenschaft zu wissen. Super! Damit sind wir Europameister!" Und weiter: "Diese Einstellung scheint mittlerweile auch unsere Regierung erreicht zu haben. Es sieht also nicht gut aus mit der Wissenschaft in Österreich. Statt der riesige Sekundärschäden anrichtenden Streichungen der Basissubventionen bedürfte es vielmehr endlich einer nationalen Kraftanstrengung!“ Auf diese werden wir noch lange warten müssen … Zu diesem Artikel gab es offensichtlich keinen einzigen Kommentar. Einen weiteren Artikel gab es am 12.11.2012 von Univ.-Prof. Christa Ehrmann-Hämmerle, Institut für Geschichtswissenschaft Univ.-Prof. Klaus Eisterer, Dekan der Philosophisch-Historischen Fakultät, Innsbruck, Univ.-Prof. Helmut Kramer, Institut für Politikwissenschaft, Universität Wien, Univ.-Prof. Oliver Rathkolb, Institut für Zeitgeschichte, Universität Wien, und Univ.-Prof. Robert Rollinger, Vorstand des Instituts für Alte Geschichte und Altorientalistik, Universität Innsbruck (siehe http://diepresse.com/home/meinung/gastkommentar/1311359/Totengloeckchen-laeutet-fuer-150-wissenschaftliche-Zeitschriften). Auch zu diesem Artikel gab es keinen einzigen ernst zu nehmenden Kommentar. 

Besuchen Sie bitte auch die Homepage der Plattform Wissenschaftliche Öffentlichkeit: http://plawoe.jimdo.com/, dort finden Sie unter „Aktuelles“ (http://plawoe.jimdo.com/aktuelles/) Presseberichte. Nicht mehr erreichbar!

 

© H.D. Pohl (letzte Bearbeitung 18.11.2012, ergänzt 10.12.2014)