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* OSTERN (B) –23.4.2000-
Es gibt zwei Fenster, die für mich sehr wichtig sind. Die helfen mir meine Predigten vorzubereiten:
Das eine ist das Fenster zum Garten. Ich komme gern zu diesem Fenster. Im Winter schaue ich gern besonders dann, wenn es schneit. Ich freue mich sehr über den Schnee. Im Februar prüfe ich, ob die Schneeglöckchen schon aufblühen. Im Frühling habe ich Freude an so viel Grün, an den Blumen, an den Vögeln (Amsl, Spatzen,...), an der Katze, die an der Sonne liegt,...
Das andere Fenster ist der Computer. Es ist mehr ein Spiegel als ein Fenster, da ich den Computer dazu verwende, meine Gedanken auszudrücken, meine Gedanken zu lesen,...Manchmal verwandelt sich dieses Fenster in ein Fernglas, so dass ich per Internet in die ganze Welt hinaus fliegen kann, um mit Menschen zu sprechen, um Städte zu besuchen, um Information zu bekommen, Nachrichten zu erfahren,...
Vor diesen zwei Fenstern habe ich an die Auferstehung gedacht.
Es gibt aber auch zwei andere Fenster:
Eins schaut in die Vergangenheit und das andere in die Zukunft.
Von den Psalmen der Bibel habe ich gelernt, wie man mit GLAUBEN die Vergangenheit sehen soll. Dort entdeckt man, wie Gott uns in unserem Leben nicht verlassen hat. Das gibt Frieden und Freude, das macht die Menschen dankbar. Die Psalmen sprechen immer von Freude, von Dankbarkeit, von Lob zu Gott. Ich habe den Eindruck, dass viele Christen dieses Fenster zugemauert haben. Sie denken nur an Morgen und vergessen ihre Geschichte und erleben kaum die Gegenwart. Alles in Hektik.
Das andere Fenster schaut in die Zukunft, in das Ungewissen. Da braucht man viel HOFFNUNG, dass alles in Ordnung sein wird. Das Christentum hat uns belehrt, in die Zukunft, in das ewige Leben mit Vertrauen zu schauen. Dort erwartet uns der Auferstandene. Oft wird in der Liturgie gebetet: Gott, gib uns, dass wir das Vergängliche so verwenden, dass wir das Unvergängliche nicht verlieren. Wir sollen uns in unserem Tun messen, damit wir des ewigen Lebens würdig sind.
Wo kein Glaube und keine Hoffnung sind, da bleibt nur das, was Paulus von den Ungläubigen erwähnt:" Essen wir, trinken wir, denn morgen werden wir sterben."
Wir leben zwischen diesen zwei Fenstern. Wo man glaubt, wo man hofft, dort spürt man die Einladung zur LIEBE, zur Liebe gegenüber Gott und den Menschen. Das ist unsere jetzige Aufgabe.
Auch vor diesen zwein Fenstern, Glaube und Hoffnung, habe ich an die Auferstehung gedacht.
* 2. Sonntag in der Osterzeit (B) –30.4.2000-
- Glauben ohne Beweise (Thomas).
Im Evangelium des Johannes finden wir normalerweise die Erscheinungen Jesu, des Auferstandenen, in Kontexten, die von Gemeinschaft sprechen. Ausgenommen die Erscheinung der Maria Magdalena (sie ist die Ausnahme, die Apostolin, die Botin, die den Freunden Jesu die Auferstehung ankündigt), betreffen alle anderen Erscheinungen, immer eine Gruppe: alle befinden sich in einem Raum, oder eine Gruppe von ihnen ist am Ufer des Sees Genesaret. Thomas war nicht mit den anderen, als Jesus in ihre Mitte trat. Die anderen Apostel erzählten es dem Thomas, und er konnte es nicht glauben. Acht Tage danach waren sie wiederum zusammen, und Jesus trat neuerlich in ihre Mitte.
Die Erfahrung des Auferstandenen geschieht in der Erfahrung von Glaubensgemeinschaft. Wer Schwierigkeiten mit dem Glauben hat (Thomas), wird nicht ausgegrenzt, sondern im Gegenteil, er wird eingeladen, Gemeinschaft zu erleben. Erst dann kann man dem Auferstandenen begegnen, wenn man Gemeinschaft erlebt hat.
Das erinnert mich an den Text, den wir oft gesungen haben: "Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen". Gemeinschaft - Erfahrung des Auferstandenen.
Daraus steigt in mir der Verdacht auf, ob diejenigen, die mit dem Glauben Probleme haben, nicht vielleicht auch Probleme mit der Gemeinschaft haben.
Aber auch auf die Frage komme ich: Sind unsere Glaubensgemeinschaften so herzlich, so aufnahmebereit, dass sie jedem ungläubigen Thomas, der da herumgeht, den Weg zum Glauben erleichtern?
Das Evangelium zu verkünden, sollte immer Einladung sein, Gemeinschaft zu erleben. Das hindert nicht, dass man auch alleine Gott sucht, dass man in die Tiefe der Seele hineingeht, um dort Gott anzubeten, um über seine Liebe zu meditieren. Das alles ist sehr schön und kann helfen, kann aber die Gemeinschaft des Glaubens nicht ersetzen.
Unsere Gesellschaft lädt zu sehr zu einem Egoismus, zum Konsumismus, zum Genuss...ein. Der Einzelne ist wichtig. Lassen wir uns nicht täuschen. Lassen wir es nicht zu, dass wir selbst Kandidaten für die Einsamkeit, für Depressionen, für den Unglauben werden. Erfahren wir Gemeinschaft, so erfahren wir Menschlichkeit, so wachsen wir in der Liebe zueinander. Nur so können wir den Thomas, der in uns steckt, zum Glauben bringen.
Es gibt keine andere Beweise für die Auferstehung. Die Gemeinschaft ist der Beweis.
* 3. Sonntag in der Osterzeit (B) –7.5.2000-
- Darauf öffnete er ihnen die Augen für das Verständnis der Schrift
(Lk 24,35-48)
Der Auferstanden gibt sich denen bekannt, die er dazu auserwählt hat. Sie erkennen ihn nicht. Sie "wissen" nicht, dass er es ist.
+ Maria Magdalena glaubt den Gärtner zu sehen, bis er ihren Namen spricht.
+ Die zwei unterwegs nach Emmaus erkennen ihn nicht, bis er dann das Brot bricht.
+ Im heutigen Evangelium: die Jünger glauben ein Gespenst zu sehen. Jesus isst vor ihnen.
Er selber öffnet ihnen die Augen.
Das menschliche Wissen hilft nicht: "Sie wussten nicht, dass er es war"
An ihn als an den Auferstandenen zu glauben, ist eine Gnade. Er bewirkt es.
Die Evangelien betonen diese Tatsache, zu unserem Trost: Nicht sie haben den Auferstandenen gesehen, sondern er hat sich ihnen gezeigt und zu erkennen gegeben.
Zu Ostern habe ich in der Predigt erwähnt, dass wir zwei Fenster haben: das eine schaut in die Vergangenheit und das andere in die Zukunft.
Durch den Glauben erkennen wir in unserer Vergangenheit, dass Gott uns begleitet hat. Er war da. Er hat uns nicht verlassen. Die ganze Bibel ist eine Überlegung und eine Feststellung, wie Gott in der Geschichte Israels gewirkt hat.
Gott in unserem Leben, in unserer Geschichte und auch in unserer Gegenwart zu erkennen, ist eine Gnade Gottes. Er öffnet uns die Augen, damit wir merken, dass er uns tatsächlich immer begleitet hat.
Er zeigt sich, wann er will. Er erlaubt, dass wir eine Zeit lang im Zweifeln leben, dass wir vielleicht Monate oder Jahre lang an ihn nicht so fest glauben können. Er erlaubt es, vielleicht nur deswegen, damit wir dann feststellen, dass er es ist, der sich zu erkennen gibt, wann er will. Wichtig ist, die Tür offen zu halten, damit er zu uns kommen kann.
* 4. Sonntag in der Osterzeit (B) 14.5.2000-
- Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe
(Joh 10,11-18)
- 1.Lesung: Jes 49,9b-16a
Heute ist der Sonntag des "guten Hirten" und zugleich Muttertag. Deswegen habe ich die 1.Lesung geändert. In Jesaja lesen wir: "Kann denn eine Frau ihr Kinderlein vergessen, eine Mutter ihren leiblichen Sohn? Und selbst wenn sie ihn vergessen würde, ich vergesse dich nicht." In diesem Text lesen wir aber auch: "Auf allen Bergen werden sie weiden, auf allen kahlen Hügeln finden sie Nahrung. Sie leiden weder Hunger noch Durst, Hitze und Sonnenglut schaden ihnen nicht. Denn er leitet sie voll Erbarmen und führt sie zu sprudelnden Quellen." Da finden wir die zwei Ideen des heutigen Sonntags: Gott ist Hirt und Gott ist wie eine gute Mutter (Muttertag).
In anderen Zeiten hat man diese Idee betont: Die Priester, die Bischöfe und der Papst sind Hirten. So wurden sie tatsächlich vom Volk angesehen. Das war irgendwie eine Form, den Klerikern Macht und Autorität zu verleihen. Sie waren die Führer der Kirche. Diese Denkweise ist aber für die jüngeren Generationen nicht mehr aktuell. Für viele Jugendliche ist heutzutage der Priester, derjenige der als einziger als Vorsteher in der Messe sein darf und der Verantwortliche für die Pfarrkanzlei. Fast nur das. Es wird aber sehr bezweifelt, dass er jemand Besonderer sei oder etwas Besonders zu sagen habe.
Die Jugendlichen akzeptieren jemanden als gewisse Autorität, wenn er demokratisch gewählt wurde. Und es wird der gewählt, der sein Engagement für die Gruppe gezeigt hat. Die Anerkennung wird von der Hingabe abhängig gemacht. Die Rolle, der Titel, das Amt begründen noch kein Ansehen und keinen Respekt.
Das hat eine positive Seite, aber auch die Gefahr des Ausnützens: Ich wähle dich aus, weil du dich für mich eingesetzt hast, und damit du weiter für mich da bist. Das kann Egoismus sein, wenn keine Gegenseitigkeit entsteht.
Ich finde dieses Gleichnis "Jesus - Guter Hirt" sehr positiv für alle. Ich meine für die Priester und für die Mütter, aber auch im Allgemeinen. Der Gute Hirt lädt uns ein, uns für die anderen einzusetzen.
* 5. Sonntag in der Osterzeit (B) 21.5.2000-
Wer in mir bleibt und in wem ich bleibe, der bringt reiche Frucht. (Joh 15,1-8)
Im Evangelium des Johannes gefällt mir ganz besonders die Tatsache, dass man die Stimme der Ur-Kirche hören kann.
Die Worte, die sie uns sagt, legt der Evangelist in den Mund Jesu, als ob Jesus selbst diese Worte gesprochen hätte. So wichtig sind sie!
Die Urchristen wollen uns sagen: "Liebe Leute des XXI. Jahrhunderts! Auch wir haben die Wahrheit und den Sinn des Lebens überall gesucht: in der Philosophie, in der Esoterik, in der Magie, in den Sternen,...aber wir haben die Wahrheit und das Leben nur in diesem Jesus gefunden, von dem wir euch Zeugnis ablegen. Wer an ihn glaubt, wer sich mit ihm verbindet, der bringt reiche Frucht".
Wer die Worte des heutigen Evangeliums in fundamentalistischer Form verstehen will, der wird viele Menschen verdammen. Für solche bedeutet dieser Text: "Nur wer an Jesus glaubt, kann Frucht bringen. Alle andere sind im Irrtum und können nichts Gutes tun. Sie werden alle verdammt werden."
Diese ideologische Auslegung widerspricht den Worten, die wir vorigen Sonntag auch gehört haben: "Ich habe noch andere Schafe, die nicht aus diesem Stall sind; auch sie muss ich führen, und sie werden auf meine Stimme hören; dann wird es nur eine Herde geben und einen Hirten".
Ich kann mir nicht, einen Jesus vorstellen, der die Menschen verdammt. Im Gegenteil, er sucht sie und führt sie.
Lesen wir das heutige Evangelium in einer positiven Form: Es geht um die Verbundenheit mit Christus und um die Überzeugung der Urkirche: Wer mit diesem Jesus verbunden bleibt, wer sich vom selben Geist führen lässt, der Jesus getrieben hat, der wird viel Gutes tun, viel Frucht für die Welt bringen. Denn, wer sich vom Geist der Güte und Menschen-freundlichkeit, der Gerechtigkeit, der Solidarität, der Wahrheit leiten lässt, der bringt reiche Frucht. Wer sich aber vom Geist der Bosheit, des Hasses, der Ungerechtigkeit treiben lässt, der bringt keine Frucht, sondern nur Zerstörung und Tod.
* 6. Sonntag in der Osterzeit (B) 21.5.2000-
Ich habe euch das gesagt, damit meine Freude in euch sei.
Ihr seid meine Freunde...Niemand hat eine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.
In den Worten des heutigen Evangeliums entdecken wir eine Dimension in unserer Beziehung mit Jesus, die uns fast unbekannt ist und in der Tat wenig ernst genommen wird.
Da kann ich mir sehr leicht manche Kleriker und manche Christen vorstellen, die dieses Evangelium nicht gern lesen. Jesus nennt uns seine Freunde. (Jetzt spreche ich im ironischen Ton.) Nein, danke. Einen Jesus alsFreund brauchen wir nicht! Mit diesen Worten kann man keine Kirchenstruktur aufbauen, mit diesen Worten kann man keine Autorität begründen, mit diesen Worten würde vergessen, dass Jesus der Herr ist. Mit dem Wort "Herr" kann man vieles verbinden: Gebote, Respekt, Gehorsam den Vertretern dieses Jesu gegenüber, Ehrfurcht, Gericht... Das schon, aber nicht "Jesus als Freund".
Noch ein für manche nicht ganz angenehmes Wort: Freude. "Dass meine Freude in euch sei" haben wir gelesen. Was soll das (wiederum mit Ironie) ? Eine ernste Liturgie ist schön. Ernsthaftigkeit ist ein gutes Zeichen. "Freude", "Freude",...mit dem kann man wenig anfangen. Freude ist oberflächlich, Freude macht Lärm, Freude bringt die Leute sogar zum Tanzen. Nein, das geht nicht. Die Liturgie soll eine ernste Sache sein.
In den Psalmen der Bibel finden wir ständig die Einladung, Gott mit Musik und Tanz, mit Klatschen der Hände und lautem Jubel zu preisen. Das hat aber unsere abendländische Kultur eingeschränkt und sogar vermieden. Ich kann mir vorstellen, dass manche Christen in unserer Zeit die Kirche verlassen, weil sie wenig Grund zur Freude an der Liturgie und an der Sprache des christlichen Glaubens finden. Das Christentum scheint nur eine Religion für kranke, arme, unglückliche Menschen zu sein. Kreuz und wieder nur Kreuz. Und wenn man nur "meditieren" und in die "in die Tiefe" gehen will, braucht man eigentlich keine Kirche dazu. Das kann man auch in einem Meditations-kurs oder in einem Zen-Kurs lernen.
Ich würde mir wünschen, dass Gott wiederum Grund zur Freude wird. Dass die Zusicherung, dass Gott uns in Jesus Freund geworden ist, unser Leben erleuchtet.
* HIMMELFAHRT (1.6.2000)-
Christi Himmelfahrt.
Gagarin, der erste Mensch, der mit einer Rakete in das All gefahren ist, wurde bei der Rückkehr gefragt: Hast du Gott oben gesehen?
Er antwortete: Nein, ich habe Gott nicht gesehen.
Nach der biblischen Vorstellung, hatte Gott seinen Sitz über den Wolken. Die Christen haben es noch Jahrhunderte lang geglaubt, bis bewiesen wurde, dass die Erde wie eine Kugel ist und ein Planet der Sonne.
"Ich habe Gott nicht gesehen" erwiderte Gagarin. Die Christen haben mit einem Lächeln gesagt: Wir wussten schon, dass Gott nicht über den Wolken ist. Sie haben gelächelt, aber im Innersten haben sie sich gefragt: "wo bist du also, lieber Gott?" Ab diesem Moment haben sie gelernt, nicht mehr vom Himmel zu sprechen sondern vom "ewigen Leben", vom "Leben bei Gott". Sie haben auch wahrgenommen, dass man den Sitz Jesu an der Rechten Gottes nicht im All, im Himmel, suchen soll, sondern dass man ihn in symbolischer Form verstehen soll.
Mehr und mehr Menschen, unter ihnen viele Christen, haben in unserer Zeit die Hoffnung auf einen Himmel aufgegeben und haben sich für die Wiedergeburt entschieden. Der Himmel scheint ihnen nur eine Projektion unserer Wünsche zu sein, ja eine Projektion unseres unseres Triebes, uns im Leben zu erhalten, und unseres Traumwunsches, den Tod zu besiegen.
Die Himmelfahrt Jesu ist ein Aspekt der Auferstehung. "Jesus lebt" ist die Aussage. Das ist unser Glaube. Christus wurde von Gott verherrlicht und als Retter der Menschheit eingesetzt. Das bekennen wir. Wer an ihn glaubt, wird so wie er ein neues Leben bei Gott nach dem Tod empfangen. Bis dahin ist das Wort "Himmel" ein Symbol für Unendlichkeit, Immensität. Breiter als der Ozean, größer als das All ist die Ewigkeit unseres zukünftigen Lebens bei Gott. Wer daran glaubt, wer sich auf den "Himmel" freut, findet darin einen Sinn für das Leben und Trost vor dem Tod.
* 7. Sonntag in der Osterzeit (B) 4.6.2000-
Wir haben die Liebe, die Gott zu uns hat, erkannt und gläubig angenommen. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott und Gott bleibt in ihm. (1John 4,11-18)
Wie du mich in die Welt gesandt hast, so habe auch ich sie in die Welt gesandt.(Joh 17,6a.11-19)
Ich behaupte mit voller Überzeugung, dass das eigentlich Christlich in unserem Leben etwas ist, was man nicht sieht. Alles, was ein Christ tut, kann auch ein Nicht-christ tun. Ich meine damit nicht die Äusserlichkeit, dass man in die Kirche geht oder dass man das Kreuzzeichen mancht. Ich denke eher an das Leben selbst. Der Unterschied zwischen einem Christen und einem, der nicht Christ ist, liegt nicht so sehr darin, was sie tun, sondern warum sie das tun.
Man kann aus humanistischen Gründen das ganze Leben für die Armen einsetzen. Man kann aus Philanthropie (- "Menschenliebe"-) in ein Entwicklungsland gehen und dort den Menschen helfen. Das ist wertvoll und lobenswert. Man braucht nicht Christ zu sein um die Menschen zu lieben.
Was unterscheidet also einen Nicht-Christen von einem Christen? Nicht das, was sie tun sondern warum sie es tun. Ein Christ liebt die Mitmenschen, nicht schlechthin, weil sie Menschen sind, sondern weil Gott uns liebt. Weil Gott uns liebt, lieben wir die anderen.
Wir haben geglaubt, dass Gott uns liebt. Wir glauben nicht schlechthin, dass es einen Gott gibt. Wir glauben vielmehr, dass Gott uns liebt. Gott ist die Liebe.
* Pfingsten (11.6.2000)
Am Anfang des Glaubens, am Anfang einer religiösen Entscheidung steht eine Erfahrung Gottes.
Das sagt uns das Pfingstfest.
Das öffentliche Leben Jesu beginnt mit seiner Taufe. Das Markus-Evangelium, das älteste der vier anerkannten Evangelien,
beginnt gerade mit der Taufe Jesu. Jesus spürte, dass der Himmel sich öffnete, und dass Gott zu ihm voll Liebe
(die Taube ist Symbol der Liebe) kam. Ab diesem Moment wird er vom Geist Gottes geführt und geprägt. Es ist der Geist, der Leben spendet, der Frieden
stiftet, der Trost bringt, der befreit, der uns Gott selbst zur Verfügung stellt.
Pfingsten ist die Erfahrung Gottes, die die Gruppe der Jünger Jesu gemacht hat.
Sie, die versammelt waren im Gebet und im Andenken an Jesus, haben Gott gespürt, sowie Jesus in der Taufe. Manche literarische
Elemente stellen einen Parallelismus zwischen beiden Gotteserfahrungen dar:
wie der Himmel sich öffnete (Taufe)/ ihnen nahe war(Pfingsten),
und wie der Geist Gottes zu ihm (Taufe: wie eine Taube)/ zu ihnen (Pfingsten: wie Feuerzungen) kam.
Erdbeben, Wind und Feuer waren auch Zeichen des Ankommens Gottes zu Pfingsten, Zeichen, die oft im Alten Testament zu finden sind.
Ein neuer Grund unter den Füßen : die Erde bebte, als ob sie sie nicht mehr tragen konnte. Der Wind, der Atem, (die "Ruah" auf Hebräisch), bedeutete Leben,
das neue Leben, das die Jünger Jesu empfangen.
Das Feuer bedeutet die Kraft und die Begeisterung. Alle Elemente der Natur scheinnen gegenwärtig zu sein: Luft, Feuer, Erde.
Nur das Wasser nicht. Das ist die Taufe im Heiligen Geist, im Gegensatzt zu der Taufe mit
Wasser. Alles deutet auf einen neuen Beginn, auf eine neue Schöpfung hin.
Nach seiner Gotteserfahrung in der Taufe ging Jesus herum und tat das Gute, weil Gott
mit ihm war. Er verkündete das Reich Gottes, das kommt. Nach der Gotteserfahrung zu Pfingsten gingen die Apostel Jesu
überallhin in die ganze Welt, um das Evangelium, die frohe Botschaft des Reiches Gottes, zu verkünden.
Wenn man die Erfahrung Gottes macht, wird alles neu.
Wer behauptet, er braucht die Gemeinde nicht, um eine Erfahrung Gottes zu machen,
er ist vielleicht ein Begnadeter, der eine private Theophanie (Offenbarung Gottes) hat.
Die meisten von uns brauchen doch die Gemeinschaft, die Kirche Jesu, als Ort der Begegnung mit Gott,
wo man Gott erfahren kann.
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