Das 21. Jahrhundert:
Das Zeitalter des Individuums
Selbsterkenntnis ist die wichtigste Fähigkeit in der neuen
Arbeitswelt
(Erkenne
dich selbst)
(
Erkenne dich selbst
Der Überlieferung zufolge sollen am Eingang des Tempels von
Delphi die Inschriften „Erkenne dich selbst“ und „Nichts
im Übermaß“ („Alles in Maßen“ – mahnt zur Bescheidenheit im
eigenen Tun) angebracht gewesen sein. Diese Inschriften sollen
eine auf Gott Apollon (lateinisch: Apollo, deutsch: Apoll, Gott
des Lichts und der Heilung) zurückgeführte Forderung im antiken
griechischen Denken (spätes 7. und 6. Jahrhundert vor Christus)
sein.
Mit diesem „Erkenne dich selbst“ wurde zur Selbsterkenntnis als
tägliche Übung aufgefordert. Diese Aufgabe betrachtete man
damals als den Anfang und die Basis für jedes sinnvolle Denken
über die Welt und das Sein an sich. Philosophie hatte also zu
jener Zeit schon das hehre Ziel und die selbst gestellte
Aufgabe, durch Selbsterkenntnis zu einem besseren Leben
beizutragen.
Selbsterkenntnis deutete schon damals die Auflösung
individueller Probleme und Fragestellungen durch die
Auseinandersetzung mit der eigenen inneren Persönlichkeit an.
Die Erkenntnis der „Innenwelt“ diente damit als Zugang zur
Problemlösung in der „Außenwelt“.
Die westliche Welt ist extrovertiert
Wir Menschen im Westen leben in einer modernen, technischen,
naturwissenschaftlich und materialistisch geprägten Welt. In
unserer Ellenbogengesellschaft gilt (noch immer) das Recht des
Stärkeren, des Lauteren. Anzustrebende Werte sind (immer noch)
analytisches
Denken, Streben nach Status und Macht, Position, Kontinuität,
Pflichterfüllung, Rationalität sowie das Streben nach einer
Karriere, die sich an rein äußerlichem Erfolg ausrichtet.
Man kann davon ausgehen, dass ungefähr 75 Prozent der
europäischen Bevölkerung aus extrovertierten Menschen besteht.
Dies geht aus im Mai 2010 veröffentlichten Zahlen von OPP, einem
internationalen Beratungsunternehmen auf dem Gebiet der
Wirtschaftspsychologie hervor. OPP arbeitet in Bereichen wie zum
Beispiel Persönlichkeitsentwicklung, Führungskräftecoaching,
Teamentwicklung und Personalauswahl, bietet führende Verfahren
zur Persönlichkeitsdiagnostik an, darunter auch den Myers Briggs
Typenindikator (MBTI®) und ist in mehr als 25 Ländern aktiv
tätig.
Jetzt wird auch verständlich, warum die Mehrheit der Menschen es
ablehnt, sich mit sich selbst und ihrer Innenwelt zu
beschäftigen. Die extrovertierte Mehrheit beherrscht unser
öffentliches Leben und bestimmt die „Spielregeln“. Es wird als
„normal“ angesehen, aus sich herauszugehen und dies gilt als ein
Zeichen von Glück, Selbstvertrauen und Führungsanspruch.
Der Westen strebt nach Gleichgewicht
Dennoch gibt es auch im Westen ein tieferes Bedürfnis nach
Dingen, die bisher entweder Geheimwissen darstellten oder eher
vernachlässigt oder sogar negiert worden sind. Die bisherige
Entwicklung löst in immer mehr Menschen ein Streben nach einem
Ausgleich und einem Leben im Gleichgewicht aus. Das könnte auch
ein Grund sein, warum Einflüsse aus fernöstlichen Ländern für
uns immer interessanter werden. So gewinnt z.B. für uns die
Traditionelle Chinesische Medizin (TCM), in der der Mensch als
Ganzheit gesehen und Körper, Geist und Seele als eine Einheit
behandelt wird, immer mehr an Aufmerksamkeit in unseren Breiten.
Auch die „Innenschau“ in Form von Meditationen, Yoga, Thai Chi,
und andere Konzentrations- und Körperübungen, die in anderen
Ländern schon seit Jahrtausenden von Jahren praktiziert werden,
gewinnen immer mehr an Aufmerksamkeit. Vielleicht auch deshalb,
weil diese Techniken und Übungen alle zum Ziel haben, die
Lebensqualität zu verbessern, die Lebensenergie zu steigern, den
Geist zu befreien, sich zu zentrieren, das Wesentliche zu
erkennen und nach den Geistigen oder Spirituellen Gesetzen zu
leben. In fernöstlichen Ländern streben die Menschen meist nach
anderen Werte an, wie z.B. Menschlichkeit, Mitgefühl,
Achtsamkeit, Aufmerksamkeit, Selbsterkenntnis, holistische
Denken, Spiritualität, Empathie sowie die Suche nach dem
übergeordneten Sinn und Bedeutung.
Wissenschaft und Spiritualität verbinden
sich
Wenn die Wissenschaft des Westens sich mit der Spiritualität des
Ostens verbindet, ist ein Gleichgewicht erreicht.
Selbsterkenntnis ist der erste Schritt zur
Besserung
Sie kennen sicherlich auch das Sprichwort „Selbsterkenntnis ist
der erste Schritt zur Besserung.“ Viele (meist extrovertierte)
Menschen sind allerdings der Meinung, dass Selbsterkenntnis nur
von der Philosophie und der Psychologie untersucht wird und für
die Realität und das reale Leben keine Bedeutung und keinen
praktischen Nutzen hat.
Selbstverständlich gibt es Menschen, denen im Leben einfach
alles gelingt und denen alles in den „Schoß zu fallen scheint“.
Auch wenn diese Menschen sich gewisser „Mechanismen“ vielleicht
gar nicht so bewusst sind, weil sie „automatisch“ die
„richtigen“ Dinge tun, denken, glauben und fühlen, so kann man
bei näherer Betrachtung und Analyse den Schlüssel für ein
erfülltes, selbst bestimmtes und glückliches Leben dennoch
finden.
Selbsterkenntnis ist darüber hinaus auch die Grundlage für das
Verstehen von anderen Menschen und somit eine wichtige
Voraussetzung für ein funktionierendes soziales Zusammenleben.
Der Schlüssel liegt also in der
Selbsterkenntnis
Selbsterkenntnis ist die Erkenntnis einer Person über das eigene
Selbst. Selbsterkenntnis ist eng verwandt mit Selbstreflexion,
dem Nachdenken über sich selbst und der Selbstkritik, dem
kritischen Hinterfragen und Beurteilen des eigenen Denkens, der
eigenen Standpunkte und Handlungen. Die Fähigkeit zur
Selbsterkenntnis setzt die Existenz von Selbstbewusstsein
voraus. Diese Fähigkeiten sind introvertierten Menschen schon in
die Wiege gelegt worden.
Selbsterkenntnis ist auch eng mit dem Begriff „Freiheit“
verbunden. Denn der Mensch ist nur dann frei, wenn er zuerst
einmal sich selbst erforscht hat. Weiß er einmal, was er
wirklich will und was er auch zu leisten im Stande ist, so kann
er, wenn er weiterkommen möchte, bei vollem Bewusstsein
verwirklichen, was seiner Persönlichkeit und seinen Talenten
entspricht.
Arthur Schopenhauer: Ein Mensch muss
wissen, was er will und wissen, was er kann!
Schon Arthur Schopenhauer, der deutsche Philosoph, Autor und
Hochschullehrer, sagte, dass „nur wenn die eigene Individualität
in ihren Vorlieben und Talenten, aber auch in ihren Defiziten
transparent wird, besteht die Möglichkeit, das Leben gezielt
gestalten zu können.“ Nur wenn man dasselbe bewusst will, was
man vorher blind wollte, so Schopenhauer, wird man auch die
richtigen Entscheidungen treffen: "Ein Mensch muss wissen, was
er will, und wissen, was er kann: Erst so wird er Charakter
zeigen, und erst dann kann er etwas Rechtes vollbringen".
Nelson Mandela: Unsere tiefste Angst ist
zu strahlen!
Aus der Antrittsrede von Nelson Mandela 1994:
„Unsere tiefste Angst ist nicht, dass wir unzulänglich sind,
unsere tiefste Angst ist, dass wir unermesslich machtvoll sind.
Es ist unser Licht, das wir fürchten, nicht unsere Dunkelheit.
Wir fragen uns: "Wer bin ich eigentlich, dass ich leuchtend,
hinreißend, begnadet und phantastisch sein darf ?" Wer bist du
denn, es nicht zu sein? Du bist ein Kind Gottes. Wenn du dich
klein machst, dient das der Welt nicht. Es hat nichts mit
Erleuchtung zu tun, wenn du schrumpfst, damit andere um dich
herum sich nicht verunsichert fühlen. Wir wurden geboren, um die
Herrlichkeit Gottes zu verwirklichen, die in uns ist. Sie ist
nicht nur in einigen von uns: Sie ist in jedem Menschen. Und
wenn wir unser eigenes Licht erstrahlen lassen wollen, geben wir
unbewusst anderen Menschen die Erlaubnis, dasselbe zu tun. Wenn
wir uns von unserer eigenen Angst befreit haben, wird unsere
Gegenwart ohne unser Zutun andere befreien.“
Selbsterkenntnis in der neuen Arbeitswelt
Die wichtigste Fähigkeit in der neuen Arbeitswelt ist die
Selbsterkenntnis. Die meisten Menschen kennen sich nicht
wirklich und haben keine Ahnung von ihren inneren Konflikten und
durch welche Ängste sie im Leben angetrieben werden. Sie spüren
nur die Auswirkungen davon. Wenn man aber seine Probleme lösen
will, muss man erst herausfinden, wie man sie erzeugt.
Deshalb dienen Methodentrainings nicht immer als Problemlösung.
Denn wer unter zu viel Stress leidet oder mit seiner Zeit nicht
auskommt, braucht kein Entspannungstraining oder kein noch
weiteres Zeitmanagementseminar. Er muss vielmehr seine
Persönlichkeit besser kennen lernen und herausfinden, wie er
sich den Stress macht bzw. muss er sich mit dem Thema „Grenzen“
auseinandersetzen. Das ist vielleicht unbequem aber dafür
zielführend und nachhaltig.
21. Jahrhundert: Das Zeitalter des
Individuums
Erst wenn wir uns selbst kennen, können wir auch ganz bewusst
das „Lenkrad für unser Lebensauto“ - wie Dr. Reinhard Sprenger
zu sagen pflegt - übernehmen. Reinhard Sprenger ist
Bestsellerautor und der profilierteste Managementberater
Deutschlands. Er hat Philosophie, Psychologie,
Betriebswirtschaft, Geschichte und Sport studiert und sieht im
21. Jahrhundert das Zeitalter des Individuums.
Sprenger ist der Überzeugung, dass
zukünftig dem einzelangefertigten Produkt der Erfolg gehören
wird. Die Gesellschaft wird solchen Produkten eine deutlich
größere Bedeutung schenken. Voraussetzung für die Entwicklung
derartiger Produkte sind Freiräume für das Individuum bezüglich
Kreativität, Selbstverantwortung und Flexibilität. Deshalb
werden nur die individualisierenden Unternehmen langfristig
Erfolg haben. Das sind Unternehmen, die dem Angestellten
gestatten, sich als Individuum zu entfalten. Diese Freiräume
werden nicht über Kontrollen, sondern über Vertrauen gesteuert.
Sind Sie im richtigen Job? Die
Motivation muss von innen kommen!
Wenn der Mitarbeiter nicht aus eigenem Antrieb arbeitet, sondern
durch Motivierungsspritzen wie Prämien, Urlaube, Geschenke des
Arbeitgebers zur Arbeitsleistung angetrieben wird, so findet
eine Fremdsteuerung statt. Langfristig gesehen wird dadurch ein
Teufelskreis eingeleitet, denn es steht nicht mehr die Arbeit,
sondern die Belohnung im Vordergrund. Dadurch gehen Kreativität
und Innovationsfähigkeit des Mitarbeiters verloren. Wenn die
Belohnung ausbleibt, hat man einen demotivierten Mitarbeiter
mehr im Unternehmen. Reinhard Sprenger empfiehlt daher,
ausschließlich eine Gewinnbeteiligung einzuführen.
Die Motivation muss von innen kommen, und zwar aus dem
Bewusstsein des Menschen, in jeder Beziehung frei entscheiden zu
können. Er muss bereit sein, Selbstverantwortung zu übernehmen.
Die innere Motivation stellt sich von alleine ein, wenn der
Mensch das tut, was er am besten kann und womit er freiwillig
seine Zeit verbringen würde. Der Mensch soll seine Tätigkeit mit
ganzem Herzen ausführen. Er darf kein Auge auf die Belohnung
richten. Hat der Mitarbeiter ein Motivationsloch, befindet er
sich im falschen Beruf oder beim falschen Arbeitgeber.
Persönlichkeitscoaching im Vormarsch
Der Frage, „ob sie motiviert sind und im richtigen Job sind“
bedarf einer „Innenschau“. Die Voraussetzung für eine Innenschau
ist die Bereitschaft, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen.
Wenn wir lernen, unser eigenes Verhalten nicht zu verurteilen,
sondern einfach nur anzunehmen, lernen wir uns automatisch
besser kennen. Dann können wir auch aufhören, uns vor uns selbst
zu verstecken.
Im ersten Schritt geht es darum, die eigene Persönlichkeit zu
entdecken. Welche Stärken und Schwächen, Fähigkeiten, Talente
und welches Potenzial stecken in mir? Welche Motivations- und
Stressfaktoren beeinflussen mich? Welche Verhaltensmuster,
Denkweisen und Glaubenssätze begleiten mich bewusst und auch
unbewusst? Wie gehe ich mit meinen Gefühlen um? Wie manage ich
meine Energien? Nach welchen persönlichen Werten lebe ich
eigentlich? Welche fachlichen Kompetenzen, Interessen und Hobbys
habe ich? Welche Themen bewegen oder berühren mich?
Los gehts – an die Arbeit!
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