Wege aus der Stressfalle
Reagieren Sie emotional intelligent!
(Endstation
Burnout!)
(
Das Hamsterrad beginnt
Nehmen wir an, Sabine Kaufmann arbeitet in einer
Steuerberatungskanzlei. Sie ist sehr engagiert und erledigt ihre
Arbeit gewissenhaft und korrekt. Obwohl Frau Kaufmann mit ihrem
Arbeitspensum für den heutigen Tag bereits völlig ausgelastet
ist, bekommt sie von ihrem Chef noch eine dringende Arbeit, die
unbedingt heute noch erledigt werden muss. Wie reagiert Frau
Kaufmann? Ein Gedanke schießt ihr ein: „Verdammt, das geht sich
nicht aus!“ Ich muss meine Tochter pünktlich vom Kindergarten
abholen.“
Mit dem Gedanken „Verdammt, das geht sich nicht aus“ beginnt
Frau Kaufmann nun in ein Hamsterrad einzusteigen. Dieser Gedanke
löst in ihr die Emotion „Stress“ aus. Der Körper reagiert sofort
mit Stresssymptomen, sie fühlt sich beengt und ihr Herz rast.
Dieser Stress-Gedanke lässt sie nicht mehr klar denken, macht
Frau Kaufmann hektisch und wirft sie vollkommen aus der
gewohnten Bahn. Sie ist nicht mehr bei sich und kann sich nicht
mehr auf ihre Arbeit konzentrieren. Das macht ihre Arbeit
fehleranfällig und darüber hinaus braucht sie auch noch viel
mehr Zeit und Energie, um ihre Arbeit fortzusetzen.
„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern es ist
unsere Meinung über die Dinge“, sagte schon Lucius Annaeus
Seneca (römischer Philosoph, Dramatiker, Naturforscher;
meistgelesene Schriftsteller seiner Zeit).
Stressauslöser
Ist von Stress die Rede, so wird häufig von Stress auslösenden
Reizen (Stressauslöser oder Stressoren), Reaktionen darauf
(Stresssymptome oder Stressreaktionen) und Stressauswirkungen
(Stressfolgen) gesprochen.
Stressauslöser sind unterschiedlich und jeder Mensch reagiert
unterschiedlich auf Stress. Was für den einen ein stressiger
Arbeitstag ist, kann für den anderen ein gemütlicher oder
spannender Arbeitstag sein. Das Stressempfinden und die
Stresslatte sind bei jedem Menschen unterschiedlich hoch.
Der Trainer für Ziel- und Zeitmanagement Burkhard Heidenberger (www.zeitblueten.com)
nennt folgende Beispiele für Stressauslöser: Verantwortung für
Menschen, Konflikte, neue und unbekannte Situationen,
Termindruck, Sorgen, mangelndes Selbstbewusstsein, nicht
Nein-Sagen können, Druck durch Vorgesetzte, Informationsflut
(Telefonate, E-Mails, usw.), ständige Unterbrechungen,
Doppelbelastung, schlechtes Betriebsklima, ständiger Lärm (z.B.
hoher Geräuschpegel in einem Großraumbüro), Konkurrenzkampf,
hohe Erwartungen an sich selbst oder an andere.
Stresssymptome
Auch nennt Burkhard Heidenberger folgende Stresssymptome, wie
zum Beispiel Magenbeschwerden, Konzentrationsschwierigkeiten,
Vergesslichkeit, Schlaflosigkeit, Verspannungen, Herzrasen,
Gliederschmerzen, Panikattacken, Resignation, Veränderung des
Essverhaltens, Gewichtsveränderungen, permanente Müdigkeit,
verminderte Libido, geschwächtes Immunsystem, negatives Denken,
Zittern, übertriebene Handlungen, Konsum von Suchtmitteln,
gesteigerte Aggressivität, Interessenlosigkeit, Abbrechen
sozialer Kontakte.
Stressauswirkungen (Stressfolgen)
Wenn der Stress über einen längeren Zeitraum anhält, hat das
meist geistige, seelische und körperliche Folgen. Burkhard
Heidenberger nennt unterschiedliche
Stressauswirkungen.
Körperliche Folgen
-
Schmerzen und Verspannungen im Rücken und Nacken,
Kopfschmerzen
-
Brechreiz, Sodbrennen, Magenbeschwerden bis hin zum
Magengeschwür
-
Ohrensausen, Gehörsturz
-
Herz-/Kreislauferkrankungen
-
Verdauungsbeschwerden
-
Allergien, Hautausschlag
Seelische Folgen
Stress senkt die Toleranzgrenze und lässt einen dünnhäutig
werden. Man fühlt sich leichter genervt und überfordert. Die
innere Balance kann erheblich gestört werden, was zu
Launenhaftigkeit, Unzufriedenheit, Ängsten und bis hin zu
ernsten Depressionen führen kann. Nicht zu unterschätzen ist die
daraus resultierende Gefahr von Abhängigkeiten (Medikamente,
Alkohol, Drogen).
Geistige Folgen
Dauerstress beeinträchtigt die Konzentrationsfähigkeit, steigert
die Vergesslichkeit und reduziert die Aufmerksamkeit und
Lernfähigkeit.
Endstation Burnout
Wer nicht rechtzeitig dem Stress entgegenwirkt, dem droht das
Burnout. Das Burnout-Syndrom bezeichnet einen Zustand des "Ausgebranntsein",
resultierend aus Dauerstress. Warnsignale und Kurzzeiteffekte
von Stress wurden ignoriert, die Belastung hat ein
unerträgliches Ausmaß erreicht.
Wie steigt Frau Kaufmann nun aus dem Hamsterrad aus?
Solange Frau Kaufmann ihren Stressauslöser nicht „erkennt“,
solange sie sich mit ihrem Stress-Gedanken „identifiziert“,
solange wird sie weiter im Hamsterrad laufen. Solange sie sich
mit ihrer Emotion „identifiziert“, solange sie in ihrer eigenen
Emotion verstrickt ist und nicht emotional intelligent reagiert,
solange wird sie sich von ihrer Emotion beherrschen lassen und
sich in dieser Situation ohnmächtig fühlen. Solange Frau
Kaufmann sich des Mechanismus nicht bewusst wird, der
automatisch wie ein Computerprogramm im Hintergrund läuft,
solange wird sie nicht aussteigen können. Solange sie nicht
erkennt, dass ihre eigene Reaktion auf die Situation
verantwortlich für ihren Stress ist, solange wird weiter im
Hamsterrad laufen.
Frau Kaufmann sollte emotional intelligent reagieren!
Das Konzept der emotionalen Kompetenz stammt ursprünglich von
Salovey und Mayer (1989) und wurde von Daniel Goleman 1996 mit
seinem internationalen Bestseller „Emotionale Intelligenz“
populär gemacht. Daniel Goleman plädiert für die
Wiedervereinigung von Herz und Verstand. „Was nützt ein hoher
IQ, wenn man ein emotionaler Trottel ist?“
Wer persönlichen und beruflichen Erfolg im Leben haben will,
muss klug mit seinen Emotionen umgehen können. Die Emotionale
Kompetenz ist die Fähigkeit, mit eigenen und fremden Emotionen
umgehen zu können, sie im konkreten Kontext richtig zu bewerten
und so Stress zu vermeiden und Konflikte nicht eskalieren zu
lassen.
Für die emotionale Intelligenz sind vor allem folgende
Kompetenzen entscheidend:
Selbstbewusstheit:
die realistische Einschätzung der eigenen Persönlichkeit, also
das Erkennen und Verstehen der eigenen Gefühle, Bedürfnisse,
Motive und Ziele, aber auch das Bewusstsein über die
persönlichen Stärken und Schwächen. Es geht darum, sich selbst
gut zu kennen, um einschätzen zu können, wie man selbst in
bestimmten Situationen reagiert, was man braucht und wo man noch
an sich selbst arbeiten muss.
Selbststeuerung: die Fähigkeit, die eigenen
Gefühle und Stimmungen durch einen inneren Dialog zu
beeinflussen und zu steuern. Mit dieser Fähigkeit sind wir
unseren Gefühlen nicht mehr nur einfach ausgeliefert, sondern
können sie konstruktiv beeinflussen. Ein Beispiel: Wenn uns
etwas wütend macht, können wir uns durch unseren inneren Dialog
selbst beruhigen und können dann viel angemessener reagieren,
als wenn wir nicht in Lage sind, uns selbst zu steuern.
Motivation: sich selbst motivieren zu können
heißt, immer wieder Leistungsbereitschaft und
Begeisterungsfähigkeit aus sich selbst heraus entwickeln zu
können. Diese Fähigkeit ist besonders hilfreich in Phasen, in
denen ein Projekt schwierig wird oder wenn die Dinge anders
laufen als geplant. Wer sich selbst motivieren kann, findet
immer wieder Kraft zum Weitermachen und verfügt auch über eine
höhere Frustrationstoleranz, also dem Vermögen, Frust
auszuhalten und trotzdem weiterzumachen.
Empathie: Empathie ist Einfühlungsvermögen.
Gemeint ist damit das Vermögen, sich in die Gefühle und
Sichtweisen anderer Menschen hineinversetzen zu können und
angemessen darauf zu reagieren. Es geht darum, Mitmenschen in
ihrem Sein wahrzunehmen und zu akzeptieren. Dabei heißt
akzeptieren nicht automatisch gutheißen. Andere Menschen zu
akzeptieren, heißt ihnen mit Respekt entgegenzutreten und
Verständnis für ihr Tun und Denken zu haben.
Soziale Kompetenz: die Fähigkeit Kontakte und
Beziehungen zu anderen Menschen zu knüpfen und solche
Beziehungen auch dauerhaft aufrecht erhalten zu können. Gemeint
ist also ein gutes Beziehungs- und Konfliktmanagement, aber auch
Führungsqualitäten oder das Vermögen, funktionierende Teams zu
bilden und zu leiten.
Kommunikationsfähigkeit: ist unerlässlich für
die emotionale Intelligenz. Gemeint sind damit zwei Dinge:
einerseits die Fähigkeit, sich klar und verständlich
auszudrücken und somit sein Anliegen deutlich und transparent zu
übermitteln; andererseits ist damit die Fähigkeit gemeint,
anderen Menschen aktiv und aufmerksam zuhören zu können, und
das, was sie sagen, zu verstehen und einzuordnen.
Wege aus der Stressfalle
Körper, Geist und Seele bilden eine Einheit. Wenn Sie sich
schlecht fühlen, hilft körperliche Betätigung am besten. Bei
körperlicher Krankheit haben Sie die besten Heilungsaussichten,
wenn Sie etwas für Ihre Seele tun. Körper, Geist und Seele
zeigen Ihnen sehr deutlich, wann es an der Zeit ist, eine
Auszeit zu nehmen und sich zu entspannen. Sie sollten solche
Signale ernst nehmen und darauf reagieren. Beginnen Sie mit
einem effektiven Stressmanagement, das Stress vermeidet oder
Stress abbaut bzw. ausgleicht.
Finden Sie Ihre eigenen „stressabbauenden“ Gedanken
So wie es „stressaufbauende“ oder „stressverursachende“
Gedanken gibt, so muss es auch „stressabbauende“ Gedanken
geben. Mit Gedanken wie „ich muss/müsste/sollte“ setzen wir uns
selbst unter Druck und erzeugen Stress. Mit Gedanken wie „auch
dieser Stress geht vorbei“ oder „ich erinnere mich noch an die
totale Entspannung, als der Stress dann vorbei war“ bekommen wir
wieder eine reale Sichtweise und finden wieder in unsere innere
Mitte und Gelassenheit. Auch wenn diese Gedanken vielleicht nur
wenige Sekunden auftauchen, so haben sie doch oft eine nicht zu
unterschätzende Wirkung. Vielleicht hilft es dabei auch, uns
kurz an einen Ort zurückzuziehen, wo uns niemand stört – und
wenn es die Toilette ist. Wir schließen die Augen und denken
ganz bewusst an schöne Dinge, liebe Menschen oder wohltuende
Orte. Das dauert nur ein paar Minuten und in diesen Minuten
gewinnen wir wieder neue Kraft und Energie. Probieren Sie es
einfach aus!
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